Historical Lords & Ladies Band 38
machen.
Während der anschließenden Unterhaltung nahm Ravensdene sie beiseite. „Warum haben Sie mir gestern nicht erzählt, dass Sie mit Mrs Beresford zusammen waren? Stattdessen ließen Sie mich in dem Glauben, Sie würden allein dort herumlaufen.“
Sarah riss sich zusammen. Ausflüchte waren jetzt zwecklos. „Hätte das einen Unterschied gemacht?“, entgegnete sie schließlich.
„Touché, Miss Lynley.“ Er lächelte reumütig und fügte leicht grollend hinzu: „Tun Sie das nie wieder!“
„Was fällt Ihnen ein …“
„Scht“, unterbrach er sie. „Ihre Freundin möchte ins Kartenzimmer gehen.“
Sarah biss sich auf die Lippen. Die Beresfords verabschiedeten sich, denn die gute Erziehung verbot es ihnen, sich Personen anzuschließen, die sie gerade erst kennengelernt hatten.
„Lady Wribbonhall hat mich eingeladen, sie nächste Woche mit Giles zu besuchen“, erzählte Lydia Sarah. „Sie ist wirklich sehr nett, und für ihn wird es ein schöner Ausflug.“
„Das ist sie, ja“, entgegnete Sarah warm. „Ich hoffe, Sie dort zu sehen, Mrs Beresford.“
„Ein wirklich reizendes Paar“, bemerkte Lady Wribbonhall. „Außerdem ist es gut zu wissen, dass Lord Devenham den Major kennt. Was sagtest du, wo du sie getroffen hast, Sarah?“
Sarah suchte noch fieberhaft nach einer plausiblen Antwort, als Lord Devenham ihr zu Hilfe kam.
„Ich glaube, dass ist unser Tanz, Miss Lynley“, meinte er. „Darf ich bitten?“
„Du musst dich irren, Dev“, sagte Ravensdene leise, „zufällig hat Miss Lynley ihn mir versprochen.“ Er wechselte einen kurzen Blick mit dem Viscount, der ihm zu Sarahs Entsetzen widerspruchslos das Feld überließ.
Sie schaute ihm ungläubig nach und fragte sich, was wohl noch alles passieren würde. Sie wollte sich nicht einfach fügen und holte ostentativ ihre Karte aus der Tasche.
„Sie irren sich, Mylord“, ahmte sie ihn nach. „Sie müssen …“
Er nahm ihr die Karte aus der Hand, strich seelenruhig Devenhams Namen durch und setzte seinen eigenen ein. Er trug sich auch noch für den Walzer und den Tanz vor dem Supper ein. Sarah rang fassungslos nach Luft.
„Das dürfen Sie nicht!“, rief sie empört. Ihre guten Manieren waren vergessen. Sie entriss ihm die Karte und strich seinen Namen wütend durch. „Ich tanze keinen Walzer, Mylord.“
„In Ordnung.“ Er lächelte. „Da Dev freundlicherweise verzichtet hat, können wir beim nächsten Reigen mitmachen. Ich möchte mit Ihnen sprechen.“
Hilfe suchend schaute sie sich um. Von ihren Verehrern war niemand mehr da. Vielleicht hatte der vor ihr stehende Panther auch sie verscheucht. „Aber ich nicht mit Ihnen, Mylord“, stieß sie schließlich hervor. „Sie glauben doch wohl nicht, dass ich dreimal mit Ihnen tanze! Sie müssen …“
Er ergriff ihre Hand und zog sie sanft zu sich herüber.
„Mylord, was haben Sie vor?“
„Ich möchte den Tanz nicht versäumen, Miss Lynley“, erklärte er höflich und schob sie aufs Parkett zu den sich bereits formierenden Paaren.
„Das ist unerträglich“, zischte sie wütend. „Das hier ist die größte Gruppe. Das wird ewig dauern.“
„Leider“, stimmte er mit funkelnden Augen zu. „Aber die Alternative wäre die Reihe mit den Smisby-Schwestern. Das können Sie einem unglücklichen Mann unmöglich zumuten.“
„Unglücklich? Von allen Männern, die ich kenne, sind Sie am wenigsten zu bedauern!“
Er lachte. „Jeder Gentleman, der drei in leuchtendem Orange herausgeputzte Ladies vor sich sieht, wäre unglücklich, Miss Lynley.“
Sarah blickte sich automatisch um. „Du meine Güte!“ Hinter ihr standen die Smisby-Schwestern. Sie trugen identische Kleider in einem grellen Farbton zwischen Orange und Purpur, der den Augen wehtat. „Diese Farbe nennt man ‚Sonnenuntergangsrot‘. Sie ist zurzeit in Mode“, war alles, was Sarah herausbrachte.
„Ich bevorzuge Ihren Stil, Miss Lynley. Sie sehen übrigens reizend aus.“
„Oh.“ Sarah errötete verwirrt. „Danke, Mylord.“
„Wie kommt es eigentlich, dass Sie hier sind? Sie sagten doch, Sie würden nicht an Gesellschaften teilnehmen und auch nicht tanzen.“
„Sie haben mich zu diesem Tanz gezwungen, Sir“, erwiderte sie und funkelte ihn dabei wütend an. Das Kompliment war vergessen. „Außerdem fand Lady Wribbonhall, dass es eine gute Übung sei“, gestand sie verdrießlich.
„Eine gute Übung?“ Das Lächeln in seinen Augen war plötzlich verschwunden. „Wofür? Wollen Sie doch
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