Historical Saison Band 20
geblieben wie eh und je. Sie wusste, es gab tatsächlich Menschen, die in einer Ehe glücklich waren, doch das war etwas, das Claudia sich nicht vorstellen konnte.
13. KAPITEL
U m bis zum Ende des Balls heute Abend durchzuhalten, legte Claudia sich am Nachmittag zu einem kurzen Schlummer hin. Danach half Lucy ihr bei den Vorbereitungen. Zunächst nahm Claudia ein Bad, dann wurde ihr Haar zu einem kunstvollen Knoten aufgesteckt, von dem glänzende Locken ihr in den Nacken und auf die Schultern fielen. Nur ein Hauch von Puder und Rouge betonte ihre Wangen und Lippen.
Für diesen Anlass hatte Claudia eine neue Abendrobe erstanden, eine erlesene Kreation aus hauchdünnem indischem Musselin, deren Überrock mit winzigen Steinen bestickt war, die bei jeder Bewegung im Licht funkelten. Diamanten glitzerten an ihren Ohrläppchen, und ein dazu passender Anhänger schmückte ihren schlanken Hals. Auch die Haarklammer in ihren Locken war mit kleinen Diamanten bestückt. Lange weiße Handschuhe und Slipper vervollständigten das Ensemble. Lucy musterte ihre Herrin kritisch.
„Sie sehen wundervoll aus, Mylady. Vielleicht noch einen Hauch von Parfum?“
„Ja, natürlich.“
Es war ihr Lieblingsduft, eine spezielle Mischung aus weißem Moschus und Rosenöl und eigens für sie in Paris kreiert. Schließlich warf sie sich einen leichten Seidenumhang um.
„Ich werde wohl erst sehr spät zurückkommen, Lucy, also warte bitte nicht auf mich.“
Der Ball befand sich schon seit einer Stunde in vollem Gange, als Claudia ankam. Sie ließ den Blick über die Menge der Gäste schweifen und lächelte; ein vertrautes Gefühl froher Erwartung erfasste sie. Heute würde sie nur tanzen und alle Sorgen vergessen.
„So ziemlich jeder scheint heute Abend hier zu sein“, hörte sie jemanden neben sich sagen.
Lächelnd wandte sie sich Anne zu.
„Guten Abend, meine liebe Claudia. Es herrscht wirklich ein fürchterliches Gedränge, nicht wahr? Unsere Gastgeberin muss entzückt sein.“
„Da bin ich sicher.“
„Es wird gemunkelt, Wellington werde später hier erscheinen.“
„Das wäre wahrhaft ein gesellschaftlicher Ritterschlag“, sagte Claudia.
„Aufregend, nicht wahr? Es sind so viele gut aussehende Offiziere hier heute Abend. Ich muss zugeben, ich hatte schon immer eine Schwäche für Männer in Uniform.“
„Nun, dann hast du heute ja die Gelegenheit, nach Herzenslust mit ihnen zu flirten.“
Anne lachte. „Eher habe ich den Eindruck, dass einige unter ihnen darauf aus sind, mit dir zu flirten, wenn ich ihre Mienen richtig deute.“
Sie sollte recht behalten. Schon bald darauf sah sich Claudia von Bewunderern umzingelt. Sie nahm jede Aufforderung zum Tanz an, entschlossen, alles andere aus ihren Gedanken zu vertreiben. Die Musik, das Licht der vielen Kerzen und die unzähligen Blumen ergaben eine zauberhafte Atmosphäre. Der Duft war hinreißend. Ihre natürliche Lebhaftigkeit und ihr Humor, verbunden mit zwei Gläsern Champagner, sorgten dafür, dass sie die ganze Zeit von bezauberten Gentlemen umgeben war, die um ihre Aufmerksamkeit wetteiferten. Viele von ihnen waren attraktive Männer, und ihre hoffnungsvollen Mienen ließen keinen Zweifel zu. Claudia wusste, sie bräuchte sie nur ein wenig zu ermutigen. Sie könnten sich einen Liebhaber nehmen . Es wäre so einfach, dachte sie. Solange man Diskretion walten ließ, sprach eigentlich kein Grund gegen eine geheime Affäre.
„Geht es Ihnen gut, Lady Ulverdale?“
Rasch sah sie auf. Der Husarenoffizier an ihrer Seite beobachtete sie besorgt.
„Oh ja, ich bin nur ein wenig durstig.“
„Dann erlauben Sie mir, Ihnen eine Erfrischung zu bringen.“
„Das wäre sehr freundlich von Ihnen.“
Sie sah dem hochgewachsenen, äußerst attraktiven Mann nach und runzelte unwillkürlich die Stirn. Wie war es möglich, dass ein Mann, den sie vor nur einem Monat ausgesprochen anziehend gefunden hätte, plötzlich so uninteressant auf sie wirkte? Seine Aufmerksamkeit war sehr schmeichelhaft, aber sie brachte ihr Herz nicht zum Klopfen. Bei dem Gedanken an einen Kuss von ihm regte sich nichts in ihr. Nur einem Mann war es gelungen, sie allein mit einem Blick in Flammen zu versetzen, aber ihm hatte es nichts bedeutet. Er hatte sie nie geliebt und würde es nie tun. Trotz der Bewunderung, die ihr heute zuteil wurde, gab ihr seine Zurückweisung noch immer einen Stich. Was auch geschah, sie musste ihn vergessen und neu anfangen.
Der Husarenoffizier war gleich darauf wieder da
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