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Historical Weihnachten Band 6

Historical Weihnachten Band 6

Titel: Historical Weihnachten Band 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore , Suzanne Barclay , Deborah Simmons , Joanne Rock
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sogar Liebe, dieses flüchtigste aller Gefühle. Aber er wusste es schließlich besser, stand auf, zog Noel auf die Füße und klopfte ihren Mantel ab. Ihren Widerspruch ignorierend, schickte er sie ins Haus, damit sie die nassen Sachen ausziehen und sich abtrocknen konnte. Gierig sog er die frische kalte Luft ein, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
    Er ließ sein Pferd satteln und galoppierte über den Schnee, als wolle er vor seiner eigenen Burg fliehen. Vielleicht tat er das ja auch. Als er das mächtige Schlachtross endlich zügelte, hatte er sich langsam wieder in der Gewalt. Das war die Welt, die er kannte – Pferde und ein scharfer Galopp, keine Zärtlichkeiten.
    Er dachte über sein Benehmen gegenüber seinem Mündel nach und fand, dass sein Betragen allerhand zu wünschen übrig ließ. Er sollte ihr die jugendlichen Wunschträume ausreden – und nicht ihr und seinem eigenen lüsternen Verlangen nachgeben. Er war offenbar keinen Deut besser als sein Vater!
    Nur dass es sich so ganz anders angefühlt hatte.
    Benedick schüttelte den Kopf. Lust hatte ganz sicher auch eine Rolle gespielt, aber da war noch so viel mehr, das er nicht einmal ansatzweise verstand. All seine guten Absichten und Argumente fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn er Noel erblickte, wenn er sie in den Armen hielt, und dann … wurde aus ihr das Leuchtfeuer in einer neuen Welt, hell und strahlend und verlockend.

6. KAPITEL
    B enedick stand am Fenster und genoss den kalten Wind. Der Schnee war geschmolzen und hatte nur noch helle Flecken auf matschigen Feldern hinterlassen, und die winterliche Welt, in der er mit Noel herumgetollt war und wo er ihr einen Kuss auf einem weichen weißen Bett geraubt hatte, kam ihm vor wie einer seiner Träume.
    Und genauso belanglos.
    Benedick holte tief Luft und beobachtete einen einsamen wachhabenden Soldaten oben auf der Burgmauer. Vor noch gar nicht so langer Zeit hätte er das selbst sein können, ein junger Bursche, der sich alle Mühe gab, um stärker, schneller und schlauer zu sein als die anderen. Und das war ihm gelungen, viel zu gut sogar, er trotzte der Kälte, jedem Wetter, Gefühlen jeglicher Art. Er hatte nicht nur andere getötet, sondern auch einen Teil von sich selbst. Und jetzt war es zu spät, um diesen Teil wieder zum Leben zu erwecken.
    „Schwelgt Ihr in Erinnerungen?“
    Benedick fuhr zusammen, als er dicht hinter sich Noels Stimme vernahm.
    Er drehte sich zu ihr um, aber sie wirkte wie immer, arglos und schön, nur ein wenig ernster als sonst.
    „In Erinnerungen schwelgen?“, wiederholte er und hob die Brauen.
    „Ja.“ Sie nickte in Richtung des Soldaten. „Ihr behauptet, Ruhe und Frieden zu suchen, doch gegen mich kämpft Ihr jedes Mal an. Ihr hüllt Euch ein in Eure Vergangenheit wie in einen Mantel, in dem Ihr Schutz sucht.“
    „Etwas anderes kenne ich schließlich nicht“, erwiderte er barsch und drehte sich wieder zum Fenster um. Noch eine Lektion aus Noels Mund war das Letzte, was er jetzt brauchen konnte. Bei ihrer engelsgleichen Erscheinung und ihrer feenhaften Anmut mochten Spielereien und Wünsche ja für sie taugen, doch ihm stand mehr der Sinn nach der rauen Wirklichkeit.
    „Unsinn. Ihr könnt lesen und schreiben und rechnen. Ihr seid ein gerechter Herr und ein guter Anführer Eurer Männer. Dies ist Eure Burg, und Ihr werdet sehen, in welchem Wohlstand Eure Leute in den kommenden Jahren leben. Blickt in die Zukunft, Benedick!“
    Ihre sanfte Ermahnung ärgerte ihn. Was wusste sie denn schon, ein verwöhntes Gör von siebzehn Jahren? Er hatte Dinge gesehen und Dinge getan, die Noel verzagen lassen würden. Über die ein erwachsener Mann weinen würde!
    „Geht weg“, sagte er knapp. „Euer Geplapper ermüdet mich.“ Er blickte eisern auf den Burghof und wünschte, sie wäre mitsamt ihrer fröhlichen Stimme und guten Laune einfach nur weg.
    Aber Noel tat nicht, was man von ihr verlangte. „Ich verstehe“, sagte sie scharf, baute sich vor ihm auf und verstellte ihm die Sicht. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn mit einer Kühnheit, die ihn erstaunte, zornig an.
    „Nur damit ich das richtig verstehe: Ihr habt Euer halbes Leben damit verbracht, auf die einzige Art, die Euch möglich war, nämlich durch edles Rittertum Eure Stellung zu verbessern. Und jetzt wollt Ihr den Rest Eures Lebens dafür Sühne tun?“
    In Benedick flammte Zorn auf. Wagte dieses Gör etwa, sich über ihn lustig zu machen?
    „Wisst Ihr was?“

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