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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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Cecilia, der Peggy am Nachmittag alles über den Gentleman berichtet hatte, der die Herrin abgeholt hatte. Das Neville-Mädchen lächelte und gab einen tschirpenden kleinen Laut von sich.
    Angelica drohte ihr leicht mit dem Finger und sagte weiter: „Außerdem wird Mr.
    Thornton bald schon abreisen. Vielleicht kommt er zurück und läßt sich hier irgendwo in der Nachbarschaft nieder, vielleicht bleibt er auch in York. Beides hat nichts mit mir zu tun und berührt mich nicht." Sie trat hinter Blanche Harts Stuhl und bewunderte die feine Stickerei.
    Zuerst errötete Blanche vor Freude, dann sagte sie etwas scheu: „Ich hatte immer gehofft, einmal mein Talent für Handarbeiten einer Tochter zu vererben. Nun habe ich keine Kinder." Ein rascher Blick streifte Peggy, die mit hochrotem Kopf über den Bändern saß. „Hast du nie gelernt, zu nähen oder sonst eine Handarbeit zu machen?"
    Peggy schüttelte den Kopf, ohne aufzuschauen.

    Mrs. Hart dachte nach. „Und hättest du Lust, es zu lernen? Ich könnte es dir beibringen, wenn du magst. Es würde mir Freude machen."
    Ein Lächeln glitt über Peggys Züge. „Ist das wahr? Das würden Sie für mich tun?"
    „Nur zu gern. Ich möchte meine Kenntnisse weitergeben."
    Peggy suchte Angelicas Blick, um sich zu vergewissern, daß die Herrin auch nichts dagegen einzuwenden hätte.
    Sie lächelte und ermutigte die ungewohnte Initiative des Mädchens. „Wunderbar, Peggy. Ich könnte dir auch zeigen, wie man häkelt. Vielleicht können wir noch einen richtigen Beruf für dich daraus machen, Näherin oder Hilfe für eine Putzmacherin.
    Wie findest du das?"
    Zu aller Überraschung begann Peggy, leise zu weinen, und stammelte: „Danke, ich danke Ihnen so sehr. Ich werde mir viel Mühe geben." Aufschluchzend stand sie auf und stürzte hinaus.
    Blanche Hart sah ihr verblüfft nach. „Um Gottes willen, ich wollte sie doch nicht zum Weinen bringen. Was hat sie denn bloß?"
    Angelica hatte selbst feuchte Augen bekommen. „Peggy ist nicht traurig, sie ist glücklich. Sie hat bisher so wenig Güte erfahren, daß die geringste Zuwendung sie zu Tränen rührt. Ich will zu ihr gehen."
    Angelica folgte Peggy hinaus. Die Entscheidung, das Wohl anderer Menschen vor das eigene zu stellen, war also durchaus richtig. Wer sonst würde sich darum kümmern, daß ein Mädchen wie Peggy einen Beruf erlernte und sich Kenntnisse aneignete, die ihm ein besseres Leben ermöglichten? Nein, Peggy und die anderen brauchten sie. Freilich, in einem gewissen Sinn war es auch umgekehrt der Fall.

5. KAPITEL
    „Mrs. Hamilton, darf ich sprechen, als ob Sie meine eigene Tochter wären?" Blanche Hart rückte ihren Sessel so, daß sie Angelica gegenübersaß.
    Die schaute verwundert auf. „Um was geht es? Miss Lunt und Quinton streiten doch nicht etwa schon wieder?"
    „Das ist inzwischen ein Dauerzustand, den sie beide nicht mehr missen möchten.
    Hier haben sich zwei sonderbar verwandte Seelen gefunden. Mir aber machen Sie Kummer, Mrs. Hamilton, Sie und Ihre Haltung diesem Freund Ihrer Verwandten gegenüber."
    „Matthew? Ich meine, Mr. Thornton? Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen."
    Damit wandte sich Angelica wieder ihrer Häkelarbeit zu.
    „O doch, Sie wissen es ganz genau. Denken Sie, ich würde nicht sehen, wie Sie aus dem Fenster oder ins Kaminfeuer blicken, als wären Ihre Gedanken meilenweit entfernt?"
    „Das tut doch jeder von Zeit zu Zeit."
    „Das schon, allerdings nicht so häufig. Vielleicht finden Sie das etwas verschroben, aber ich fühle mich neuerdings zuständig für Herzensangelegenheiten. Immerhin bin ich eine frischgebackene Ehefrau."
    „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie wir uns alle freuen, Sie hier bei uns zu haben."
    „Keine Ablenkung", mahnte Blanche Hart. Ihre grauen Löckchen wippten, so heftig schüttelte sie dabei den Kopf. „Sie dürfen auch als Witwe Ihr Herz nicht begraben.
    Sie sind noch so jung
    und haben viele Jahre vor sich, die sehr schön werden könnten."
    „Ich bitte Sie, Mr. Thornton . . ."
    „Erzählen Sie mir keine Märchen, mein Kind. Sie nennen ihn doch beim Vornamen, wenn Sie nicht vorher daran denken, es nicht zu tun."
    Angelica häkelte wild drauflos. „Das können Sie nicht wissen. Matthew und ich waren früher nicht einfach nur verliebt. Wir waren verlobt und standen dicht vor der Hochzeit. Es sollte eine Doppelhochzeit geben, gemeinsam mit der meiner Schwester und Geoffrey Addams. Doch vorher kam es zu einem Streit, und die Verlobung wurde gelöst.

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