Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
Vom Netzwerk:
schwierig.«
    Er nickte und erwiderte: »Soll ich dir auch sagen, warum?«
    »Weil ich in der Öffentlichkeit jetzt eine von den Bösen bin?«
    »Nein«, sagte er, »das ist es nicht, gerade die sind doch immer besonders spannend! Das Problem liegt woanders. Wenn du dich nur als Anhängsel inszenierst, bist du auf Dauer einfach nicht interessant genug. Du musst was Eigenes machen, wenn du dich längerfristig etablieren willst – das funktioniert nicht über irgendeinen Tuppes. Immerhin stand ja ›blonde Studentin‹ im Text – vielleicht wäre es besser, wenn du weiter in die Richtung guckst und dich erst mal auf dein Studium konzentrierst.«
    »Ja, vielleicht …«, gab ich ihm Recht, dachte mir aber insgeheim: »… vielleicht tut sich ja aber doch noch irgendwas, bevor ich ernsthaft einen seriösen Weg einschlagen muss!« Diesen Gedanken gab ich allerdings genauso wenig preis, wie die Einladung zur Party in Berlin und die im Frühjahr auslaufende Wette mit Tom Kosly.
    Nach ein paar Tagen erholsamer Familientüddelei war ich guten Mutes wieder in Köln. Die Presse jagte schon die nächste Sau durchs Dorf, und so konnte ich mich sehr entspannt und neugierig auf meinen Kurztrip nach Berlin zur Nikolausparty machen.
    Ich war seit der Tour mit Psychisch zwar auf einigen Partys, Events und Preisverleihungen gewesen, aber einen solchen Promiauflauf wie auf dieser Feier hatte ich noch nie erlebt. In der künstlichen Winterlandschaft aus Styropor, Lichterketten und geschätzten fünfzehn Tonnen Kunststoffschneeflocken tummelte sich Prominenz aus allen Bereichen: Schauspieler, Moderatoren, Sportler, Models, Politiker, Popstars und einige Typen im Jackett, die ich zwar nicht kannte – da aber viele mir bekannte Promis buckelnd um sie herumscharwenzelten, mussten sie anscheinend wahnsinnig wichtig sein.
    Ich nuckelte an meinem quietschroten Cocktail, den ich einer der in wirklich geschmacklosen Nikoläusin-Kostümchen steckenden Getränkehostessen vom Tablett genommen hatte, und freute mich über ein paar Dinge gleichzeitig. Dass ich alleine auf dieser Party war, denn ohne Anhang kam man viel leichter ins Gespräch mit neuen Leuten, wenn man – scheinbar jemanden suchend – seine Runden drehte zwischen Büffets, Bars, Tanzfläche und Toilette. Und darüber, dass ich im Augenwinkel sah, wie ordentlich über mich getuschelt wurde.
    Das könnte daran gelegen haben, wie ich mich präsentierte. Ich hatte mich nämlich bei der Wahl meines Outfits glücklicherweise gegen mein rotes Korsagen-Minikleid entschieden, das mich optisch verdammt nah an die Hostessen gerückt hätte. Stattdessen wählte ich den engen, weißen und mit Goldpailletten bestickten Neckholder-Overall, den ich zuhause auf dem Dachboden gefunden hatte und mitnehmen durfte – nach dem Versprechen, dieses tolle, teure Kleidungsstück, das sich Renate damals extra für meine Taufe hatte nähen lassen, nur für besondere Anlässe zu nutzen. Ich war mir sicher, dass man eine Party mit vierhundert Prominenten durchaus als besonderen Anlass bezeichnen konnte. Dem vorweihnachtlichen Motto gemäß hatte ich mich mit auftoupierten Kringellocken zum Rauschgoldengelchen frisiert, was in feiner Korrespondenz stand zu dem Overall und den weißen Cocktailhandschuhen.
    Als Sahnehäubchen hatte ich mir zwei handgroße Federflügelchen zwischen die Schulterblätter geklebt, die zwischendurch immer dezent zwischen den Haaren hervorstachen, je nachdem wie mein Wust von Locken gerade fiel. Das war nicht einfach nur ein neckischer Blickfang, der mir schon bei meiner Ankunft viel Blitzlicht auf dem roten Teppich bescherte, das war darüber hinaus auch ein Statement und entsprach auch meinem Humor in Sachen Selbstironie.
    Somit war ich selbstsicher und bester Laune, als ich auf Psychisch angesprochen in diverse Mikrofone flötete: »Wie alle Fans guter deutscher Popmusik …« (ich sagte absichtlich Popmusik, weil ich wusste, dass sie sich als Rockband sahen und sich immer ärgerten, wenn das böse P-Wort fiel) »… bin auch ich heilfroh, dass sie sich versöhnt haben und wir uns weiterhin auf tolle Musik freuen können! Ich wünsche Psychisch alles Gute für ihren weiteren Weg!« Der ein oder andere Reporter fragte nach, was ich jetzt machte, und für den Fall hatte ich mir auch was hübsch Positives zurechtgelegt: »Ich freue mich darüber, dass ich eine schöne Zeit hatte mit den Jungs, und werde weiterhin in Köln studieren …« (das betonte ich so, weil ich die

Weitere Kostenlose Bücher