Hochzeitsstrudel und Zwetschgenglück: Roman (German Edition)
Arm und zog sie ins Wohnzimmer.
»Aua!«, beschwerte sie sich.
»Warum hast du die hier reingelassen?«
»Seit Stunden klingelt es ständig. Und du warst nicht da. Was hätte ich denn machen sollen?« Sie rieb sich über ihren Arm.
»Trotzdem, du kannst doch nicht einfach wildfremde Männer hereinlassen! Spinnst du?«
Ich hatte jetzt wirklich ein total schlechtes Gewissen, dass ich sie alleine gelassen hatte. Was da alles hätte passieren können! Trotzdem. In ihrem Alter hätte sie wissen müssen, dass sie das nicht durfte.
»Fanny hat ja auf mich aufgepasst«, sagte sie, jetzt doch ein wenig kleinlaut.
»Ach, Pauline …!« Nervös fuhr ich mir durch die Haare.
»Stimmt das? Ich meine, dass du jetzt doch einen Mann suchst?«
Ich druckste ein wenig herum.
»Naja …«
Pauline strahlte.
»Das ist doch suuuper! Dann erbst du alles. Und ich kann jedes Wochenende hierherkommen.«
»Jetzt mal langsam.« Ich hatte ja gar nicht vor, später dauerhaft hier zu leben. Meinen Lebensmittelpunkt und meine berufliche Zukunft sah ich in München. Wie ich das alles regeln würde, war mir allerdings noch schleierhaft. Aber um den Hof überhaupt zu bekommen, musste ich erst einmal heiraten.
Vielleicht sollte ich mir die drei doch mal genauer anschauen. Wenn sie jetzt schon mal hier waren …
Ich ging zurück in die Stube, schenkte mir eine Tasse Kaffee ein und setzte mich zu den Männern an den Tisch.
»Nun …«, begann ich zögernd. Was sagte man denn eigentlich zu potentiellen Heiratskandidaten?
»Wie kommt es, dass Sie persönlich vorbeigekommen sind und keine E-Mail geschrieben haben?«, begann ich schließlich.
»Mit Computern kenn ich mich überhaupt nicht aus«, sagte der Älteste des Trios. Er war bestimmt schon weit über sechzig. Zumindest optisch.
»Ich halte nichts davon, lange hin und her zu schreiben, und mache mir gerne gleich persönlich ein Bild«, erklärte Hans Kilger in einem Ton, der auch gut zu einem Feldwebel gepasst hätte.
»Ich habe Ihnen schon geschrieben, aber noch keine Antwort bekommen«, meinte der Letzte. Ein eher klein geratener Jüngling mit lichtem Haar.
Vielleicht müsste ich doch endlich mal meine E-Mails lesen und beantworten, dachte ich, mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ich nahm einen Schluck Kaffee.
»Ich bin der Kevin«, setzte der Kleine noch hinzu.
Ich verschluckte mich fast. Kevin? Der Kevin mit dem Nacktfoto ohne Kopf? Es war mehr als eine Lebensaufgabe, mir diesen blassen Jüngling als Toyboy vorzustellen. Schließlich dachte man bei Toyboy eher an die aktuellen oder verflossenen Jungs weltbekannter Stars wie Madonna oder La Lopez. Dieser Kevin hier war im Vergleich zu jenen jungen Männern wie eine salzarme Haferflockensuppe gegen ein feuriges Chili con Carne. Ich unterdrückte ein Lachen.
»Wie viel Grund und Vermögen ist jetzt eigentlich da?«, fragte der ältere Mann ungeduldig. Anscheinend war er nicht nur auf eine Frau scharf, die halb so alt war wie er, sondern auch auf ihr Geld.
Ich seufzte innerlich. Keiner der Männer entsprach nur im Entferntesten den Erwartungen, die ich an einen Partner hatte. Mich weiter mit ihnen zu unterhalten war reine Zeitverschwendung. Ich stand auf. Irgendwie musste ich sie aus dem Haus bugsieren, ohne allzu unhöflich zu sein.
Glücklicherweise kam mir meine Schwester zu Hilfe und legte jedem der Männer ein Blatt Papier vor die Nase.
»Bitte schreiben Sie Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihren Beruf auf. Meine Schwester wird sich dann in den nächsten Tagen bei Ihnen melden.«
»Aber wir sind doch hier noch gar nicht fertig!«, protestierte der Mann mit der Brille. Den Namen hatte ich schon wieder vergessen.
»Doch. Das sind wir. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie unangemeldet bei mir erscheinen, deswegen bitte ich Sie, jetzt zu gehen.«
So deutlich hatte ich meine Wünsche bisher nur selten formuliert. Es fühlte sich gut an. Ich war stolz auf mich. Und die Männer waren grantig.
»Die hat für meinen Geschmack eh zu wenig Holz vor der Hütte«, brummte der ältere Kandidat beim Hinausgehen.
»Na sowas!«, schimpfte der Brillenmann.
Pauline folgte ihnen. Sie wollte sich wohl versichern, dass sie auch wirklich verschwanden.
Ich atmete erst einmal tief durch. So ging das alles nicht.
Wenn ich mich nicht weiterhin von wildfremden Männern überrumpeln lassen wollte, musste ich jetzt selbst aktiv werden.
Ich würde noch heute die E-Mails lesen und eine Vorauswahl treffen von Männern, die ich mir genauer
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