Höhlenwelt-Saga 02 - Leandras Schwur
er an Leandra denken. Er hatte sie so lange nicht mehr gesehen ...
Nach etwa einer Stunde Rast brachen sie wieder auf. Später, als sie viele weitere Stunden geflogen waren und sich der Tag langsam dem Ende zuneigte, drang von weit entfernt zwischen den Stützpfeilern wieder ein wenig helleres Licht zu ihnen.
Das Meer, meldete Tirao.
Victor atmete auf. Das hieß, dass sie das Land Noor zum größten Teil überquert hatten. Sie würden dann nur noch entlang der Küste fliegen müssen. Der Eintrag auf der alten Karte, die seine Skripturen gefunden hatten, hatte dort oben gelegen, unweit der Küste, und er vertraute darauf, dass man ein Bauwerk wie eine Festung weithin würde sehen können.
Inzwischen war es empfindlich kalt geworden, und er versuchte, sich zusammen mit Roya hinter dem Hornkamm Tiraos möglichst klein zu machen.
Schließlich stießen sie zwischen zwei Pfeilern hindurch und flogen unter dem abnehmenden Licht eines weiten Sonnenfensters entlang, das trotz der anbrechenden Dämmerung eigentlich das Land noch mit einer Flut von Helligkeit hätte überdecken müssen. Aber hier herrschte nichts als kränkliches Zwielicht, für Meilen vom Felsenhimmel herabdringend. Nicht weit voraus waren die Steilküste und das Meer zu erkennen. »Jetzt sind wir bald da«, sagte Roya hoffnungsvoll und deutete nach vorn.
Bald darauf erreichten sie die Küstenlinie. Unter ihnen fiel der Fels steil ab, wohl eine Meile war es bis hinab zu den Fluten des Akeanos. Normalerweise gab es an Steilküsten immer Scharen von Seevögeln, hier aber war kein einziger zu entdecken. Victor fröstelte. Die Drachen schwenkten nach Norden. Nun blieb ihnen nichts mehr, als das Land unter sich genau abzusuchen.
»Zweitausend Jahre sind eine lange Zeit«, sagte Victor nach einer Weile missmutig. »Wer weiß, ob von dieser Festung heute überhaupt noch irgendwas zu erkennen ist.«
»Denk an Thoo«, versuchte Roya ihn aufzumuntern. »Das ist ebenfalls so alt und noch deutlich zu sehen.«
Obgleich es hier wieder mehr Sonnenfenster gab, wurde das Licht nicht angenehmer, besonders in der anbrechenden Abendstunde. Pflanzen sahen sie kaum, Drachen und Vögel gar nicht. Victor fragte sich, was Sardins Vorfahren einmal dazu bewogen hatte, dieses Land besiedeln zu wollen. Hier gab es nichts außer lastender Stille und kargem, unfruchtbarem Land. Kein Wunder, dass aus ihren Reihen dieser schreckliche Mann hervorgegangen war.
Angestrengt blickten sie beide hinab und musterten jeden einzelnen Abschnitt der zerspellten Steilküste. Victor hatte keine Ahnung, wie viele Flugstunden weit die Küste noch nach Norden reichte, ehe sie dort an das Ramakorum stieß. Es wurde immer dunkler, und seine Hoffnung, Hammagor noch heute finden zu können, sank. Sie würden in Kürze landen müssen, da es zu dunkel zum Fliegen wurde.
Plötzlich deutete Roya nach rechts, landeinwärts. »Sieh mal, was ist denn das dort?«
Victors Blicke folgten ihrer deutenden Hand und zuerst sah er gar nichts außer einer endlosen Geröllwüste, ein paar Stützpfeilern und Gruppen von Felsen und Findlingen. Seine Augen suchten eine ganze Weile und er wollte Royas Entdeckung schon verwerfen. Dann aber blieben seine Blicke an einer Felsengruppe hängen, die einen Umriss besaß, der entfernt an so etwas wie eine Burg erinnerte: eine hohe Umrandung, ein paar kantige, massige Formen in der Mitte und sogar so etwas wie ein Turm ...
Faiona, sandte Victor seine Bitte über das Trivocum. Flieg doch mal ein Stück dort rüber, nach Osten ...
Und dann fanden sie es tatsächlich.
Es musste sich um eine uralte Festungsanlage handeln, deren Umrisse sich dort erhoben. Aber sie bot einen sehr fremdartigen Anblick. Mit ein wenig Pech hätten sie diesen Ort auch passieren können, ohne sie bemerkt zu haben.
Faiona! Tirao! Das muss tatsächlich Hammagor sein!
Die Festung war groß, aber sie unterschied sich in ihrer Bauart kaum von all den Felsen, Überhängen und Klippen, die das Land unter ihnen bedeckten. Tirao und Faiona gingen tiefer und beschrieben eine weite Kurve. Ja, kein Zweifel, unter ihnen lag die uralte, vergessene Festung von Hammagor. Klobige Bauten und Türme drängten sich wie die Trümmer einer gewaltigen Felslawine aneinander, und man gewann den Eindruck, dass die gesamte Festung aus ihnen bestand - nur notdürftig von Menschenhand behauen, so als wolle man sie vor den Blicken fremder Eindringlinge verbergen. Es schien durchaus möglich, dass man diese Festung, wenn man sich zu
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