Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
unter keinen Umständen jemals Ulfas Geheimnis weitergeben dürften. Als sich die vier
verwundert zur Verschwiegenheit verpflichtet hatten, erzählte er
ihnen alles, was er erfahren hatte. Von der Vergangenheit der
Drachen über den Machtanspruch der Abon’Dhal, ihren Pakt mit
den Magiern, die später als die Alten bekannt geworden waren,
bis hin zu den uralten Städten von Rhul Mahor und Caor Maneit.
Als er erwähnte, dass Rasnor hier gewesen sei, zusammen mit
dem Geist Chasts, der nun in ihm stecken musste, zeigten seine
Zuhörer tiefe Bestürzung. Schließlich berichtete er von der geheimnisvollen dritten Stadt, die es nach Ulfas Meinung gab, und
dass sie diese Stadt finden müssten, um einen Weg aufzutun und
gegen Rasnors neue Macht anzukommen. Nur eine Sache verschwieg er. Es war Ulfas Rat, die Quellen der Magie der Höhlenwelt zu schließen, nachdem Chast und Rasnor besiegt waren –
sofern ihnen das je gelang. Letzteres würde er allein Alina sagen
und die Entscheidung ihr überlassen, wen sie einweihte. »Ich
glaube, wir haben einiges in Erfahrung gebracht«, schloss Victor.
»Wir sollten nach Malangoor zurückkehren und uns mit den anderen beraten. Wir müssen uns anstrengen und uns etwas Kluges
einfallen lassen, um gegen Rasnor vorgehen zu können. Munuel
und Roya dürfen nicht länger in seiner Gewalt bleiben.«
»Ja, das denke ich auch«, sagte Marko entschlossen. »Ich habe
auch schon eine Idee.«
»Wirklich?«, fragte Alina hoffnungsvoll. »Nichts für Zauderer«,
erwiderte Marko mit grimmiger Miene. »Aber es ist mir egal –
notfalls mach ich's allein.«
21
Nacht über Xahoor
Tief in der Nacht erwachte Ullrik aus einem unruhigen Schlaf.
Die Zahl der Gedanken, die ihn beschäftigten, war erdrückend;
sie reichte von den Sorgen über ihre derzeitige Lage über Ideen
zur Befreiung Marinas bis hin zu einem Weg, wieder zurück nach
Hause in die Höhlenwelt gelangen zu können. Yacaa und Shaani
war es gelungen, die Abon’Dhal zu verjagen; nach einem kurzen
Streit, gegenseitigen Vorwürfen über den Vorfall bei der Pilgrim
und einer kurzen, aber heftigen Rempelei in der Luft waren die
Ankömmlinge wieder abgedreht. So hatten es Yacaa und Shaani
ihnen beschrieben, gesehen hatten es die Menschen aber nicht.
Ullrik hatte das Gefühl, dass die beiden Salmdrachen in ihrer Beschreibung die Heftigkeit des Vorfalls abgewiegelt hatten. Alles
hatte sich harmlos angehört, aber nach dem, was bei der Pilgrim
geschehen war, dürften die Abon’Dhal alles andere als versöhnlich gewesen sein. Womöglich war das Aufeinandertreffen weitaus
kriegerischer verlaufen, als die beiden es dargestellt hatten. Ein
weiterer Hinweis auf den Ernst der Lage war die Empfehlung Yacaas, in dieser Nacht den Rückflug zur Pilgrim lieber noch nicht zu
wagen. Die Abon’Dhal mochten Xahoor beobachten, und für die
Menschen könnte es fatal enden, wenn sie auf den Rücken der
Drachen säßen, während es zu einem Luftkampf kam. Yacaa war
sicher, dass die Abon’Dhal schon in der nächsten Nacht nicht
mehr hier wären. Andernfalls hätten mehrere von ihnen stets in
der Nähe kreisen müssen, und auf Dauer wäre das viel zu anstrengend.
Unruhig drehte sich Ullrik auf die andere Seite und starrte in die
Dunkelheit. Er lag auf einem ulkigen Webteppich aus riesigen
Fasern, das Einzige, was die Abon’Shan den Menschen als halbwegs weiche Unterlage hatten können. bieten Unglaublich – diese
riesigen Wesen verstanden sich sogar darauf zu weben! Prüfend
fuhr er mit der Handfläche über die Struktur der Fäden, jeder so
dick wie ein ausgewachsenes Seil. Es war eine Welt der Riesen, in
der sie sich hier aufhielten, eine spannende und manchmal auch
lustige Erfahrung, die er jedoch lieber unter anderen Umständen
gemacht hätte. Der Drachenturm war ein ungewöhnlich schönes
Bauwerk, angefüllt mit den seltsamsten Wundern. Er fragte sich,
wie wohl einst die Welt der Drachen ausgesehen hatte, als sie
noch nicht von dem Schwarzen Nichts überdeckt gewesen war.
Er seufzte. Nun war er endgültig wach. Die Nacht war sicher
noch jung, aber sie hatten sich, erschöpft wie sie waren, schon
um die Mittagszeit zum Schlafen niedergelegt, und jetzt war er
wieder munter.
Seine Gedanken drifteten zu einer seltsamen Idee zurück, die
ihm im Traum gekommen war – einer Idee zur Befreiung Marinas.
Im Augenblick wirkte sie noch bizarr, aber nicht selten waren ihm
aus Träumen Lösungen zugeflogen, wenn ein Problem so drängend war,
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