Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
rasende Geschwindigkeit eines dahinkrabbelnden
Kakerlaks zum Beispiel, der wütende Angriff einer Wasserschlange oder das, was Hellami über den Augenblick erzählt hatte, da
sie und Cathryn von einem halb toten Kreuzdrachen verfolgt worden waren. Offenbar hatte die zerschmetterte Bestie in Sekunden
Hunderte von Schritt über einen vom Kampf aufgepflügten Strand
zurückgelegt.
Doch was er hier nahen sah, war schlimmer als alles; es versetzte ihn in Panik. Es musste eine riesige Bestie sein, ein Drache, der jedoch seine Schwingen nicht ausgebreitet hatte... Wenn
er es richtig deutete, dann sah er sich hier zum ersten Mal einem
leibhaftigen Malachista gegenüber. Diese heftigen, schlängelnden
Auf-und-ab-Bewegungen und die rasende Geschwindigkeit, mit
der er sich näherte, wirkten wie ein unersättliches Verlangen nach
Zerstörung, eine triebhafte Sucht zu töten und zu vernichten.
Ullrik zweifelte nicht daran, dass er, noch während er hier eintraf,
sein mörderisches, erbarmungsloses Vernichtungswerk bereits
beginnen würde. Sie hatten nur noch Sekunden.
»Yacaa!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Shaani! Wacht auf! Wir
werden angegriffen!«
Er rannte weiter, so schnell er konnte, die keuchende Azrani
hinter sich herziehend. Der Malachista war nur noch wenige Meilen entfernt, und er war so gewaltig, wie er noch keinen Drachen
erblickt hatte. Er war mindestens dreimal so groß wie ein Sonnendrache und verstrahlte ein abgründig blau-violettweißliches
Leuchten. Panische Angst überschwemmte Ullrik, und sie war nur
umso größer, weil er Azrani bei sich hatte, diesen kleinen, zauberhaften Engel von einem Mädchen, der ihm gerade eine völlig
neue Welt gezeigt hatte. Auf gar keinen Fall durfte ihr etwas passieren. Seine Sorge um sie verlieh ihm Flügel. Endlich erreichte er
den weiten Portalgang des Drachenturms. Unterwegs hatte er
noch ein paarmal mit aller Kraft nach Yacaa und Shaani gebrüllt.
Nerolaan und Tirao wagte er gar nicht in diesen Kampf zu schicken, sie wären wie Spatzen gegen einen Adler gewesen. In letzter Sekunde schafften sie es.
Sie rannten durch den Portalgang in Richtung der großen Halle,
als hinter ihnen der Malachista mit seiner ganzen Masse in die
Front des Drachenturms hineinkrachte. Ein fürchterlicher Schlag
erschütterte den gesamten Turm und wahrscheinlich ganz Xahoor
mit sich. Ein Grollen durchfuhr das Bauwerk, überall lösten sich
große Mauerteile aus Wänden und Decken und stürzten mit Getöse auf sie herab. Ullrik konnte sich und Azrani nur mit einer spontanen Magie höchster Kategorie retten – er stürzte sich mit ihr in
einen Winkel unterhalb einer schräg aufsteigenden Wand, riss das
Trivocum mit aller Kraft auf und presste mit einer übermenschlichen Willensanstrengung alle greifbaren stygischen Kräfte des
Verfalls in eine Aura, die er über ihnen errichtete.
Große Gesteinsbrocken, die auf sie herabstürzten, zerplatzten
und zerbröckelten, als sie diese Aura im Fall durchquerten. Binnen Sekunden wurden Ullrik und Azrani von Schutt, Sand und
Staub überschüttet und darunter begraben. Ullrik schützte die
unbekleidete Azrani mit seinem Körper so gut er konnte; der Gedanke, dass ihre seidenweiche Haut zerkratzt und aufgeschürft
werden könnte, war ihm unerträglich. Noch immer wallten die
Gefühle des zuvor Erlebten in ihm auf, während die plötzliche
Gewalt, die über sie hereingebrochen war, ihn in unsäglichen
Zorn versetzte.
Von draußen drang mörderisches Wutgebrüll zu ihnen herein.
Wieder ertönten monströse Schläge gegen die Außenmauern. Der
Malachista tobte wie eine entfesselte Naturgewalt – nein, schlimmer noch: wie die völlig außer Kontrolle geratene Gewalt höherer
Magie, für die ganz Jonissar ein schreckliches Beispiel war. »Ullrik«, wimmerte Azrani, die unter ihm lag und sein Gewicht auszuhalten hatte. Er konnte vor Staub und Sand kaum noch atmen,
hielt mit seinem Willen den Riss im Trivocum geöffnet und die
Aura über ihnen aufrecht, denn das Chaos war noch nicht vorüber.
Sie tat ihm unendlich Leid, ein so gutartiges, verletzliches Wesen wie sie sollte nicht einer so mörderischen Gewalt ausgesetzt
sein. Was waren diese Abon’Dhal nur für grausame Kreaturen,
dass sie selbst die schwächsten Kreaturen mit solch mörderischen
Mitteln zu vernichten suchten! Laura fiel ihm ein, die dem Wahnsinn ebenfalls schutzlos ausgeliefert war... wo mochte sie sein? Er
hoffte, dass Jamal und Burly sie beschützen konnten.
Dann
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