Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
schrecklichen Selbstzweifeln getrieben. Nerolaan, Tirao
und vor allem Shaani – die fast besinnungslos vor Schmerz und
Wut über den Tod ihres Gefährten war – hatten sich Augenblicke
später auf die Bestie gestürzt und sie mit allen Kräften angegriffen, die sie nur aufzubieten vermochten. Der Riesendrache musste von Ullriks Magie schwer verletzt worden sein, er hatte der Wut
seiner drei Gegner nichts entgegenzusetzen vermocht. Dann war
er in heilloser Panik geflohen, in Richtung der Mauer der
Abon’Dhal.
»Es war einer«, sagte Ullrik bedrückt, »aber sie haben zwölf.
Gegen zwölf kommen wir unmöglich an. Was, wenn sie die Pilgrim angreifen?«
»Warte mal«, wandte Azrani ein, »zwölf Malachista – das mag
sein. Aber so, wie ich Yacaa verstanden habe, schweben diese
zwölf in den Seelenkammern der Mauer, in ewigem Schlaf.
Glaubst du, dieser Malachista war einer von ihnen? Hätte dann
nicht, sobald er seine Seelenkammer verlässt, einer der zwölf
Monde aus dem Verbund fallen müssen, der das Schwarze Nichts
über Jonissar aufrechterhält?«
»Was?«, stotterte Ullrik überrascht.
Azrani, dieses unglaubliche Mädchen, nicht das sich nur wundervoll zart und warm anfühlte, sondern auch noch unerhört klug
war, schmiegte sich einmal mehr tief in seine Umarmung. Mit
nachdenklich gespitzten Lippen starrte sie in die Luft. »Es könnte
allerdings dieser eine gewesen sein, glaubst du nicht? Ich meine
den, bei dem das mit dem Mond nicht geklappt hat, mit Okayar.
Vielleicht gibt es einen, der nicht schläft und den sie uns heute
Nacht auf den Hals geschickt haben.«
Ullriks Kinnlade sackte ein Stück herab. Da dachte er seit Stunden über die Zusammenhänge auf Jonissar nach, und wieder
überraschte ihn Azrani mit einer spontanen Schlussfolgerung, die
geradezu brillant war. »Was?«, fragte er verwirrt. »Du meinst,
dass...«
»Wir müssen herausfinden, wie das mit dieser Transformation
geht. Wie sich ein Sonnendrache in einen Malachista verwandelt«,
erklärte sie. »Wenn das eine größere Sache ist, könnte es sein,
dass wir wirklich nur Besuch von diesem einen hatten. Falls das
aber jeder Sonnendrache mal eben so kann«, sie hob die rechte
Hand und schnippte mit den Fingern, »könnte uns wirklich Übles
blühen. Dann hast du Recht. Wenn mehrere Malachista kommen
und die Pilgrim angreifen... das würde schlimm enden!«
Ullrik klappte den Mund wieder zu und schüttelte seufzend den
Kopf. Er beugte sich herab, um ihr einen Kuss auf die Wange zu
geben; sie kam ihm den halben Weg entgegen, und ihre Lippen
berührten sich.
»Ich weiß genau, warum Ulfa euch ausgewählt hat und nicht
uns... handfeste Kerle«, flüsterte er ihr ins Ohr. Mehr sagte er
nicht; Azrani verstand mit Sicherheit, was er meinte. Sie lächelte
ihn nur an.
Dann überflogen sie die Grenze des Schwarzen Nichts zum Tal
von Okaryn. Friedlich lag es im heraufziehenden Morgen vor ihnen, doch links, nahe dem schroffen Berg in der Mitte des Tals,
schwebte drohend der Mhorad. Obwohl er kein erfreulicher Anblick war, nickte Ullrik unmerklich – er war unübersehbar und eine
ständig sichtbare Mahnung, dass sie in Kürze handeln mussten.
*
    Die Nachricht von Jamals Tod stürzte die kleine Kolonie der
Wrackbewohner in tiefe Verzweiflung. Ullrik hatte das in dieser
Form nicht erwartet. Er schien, als wäre jeder Einzelne von ihnen
plötzlich gelähmt, hätte den Lebensmut verloren. Langsam wurde
ihm klar, wie traurig das Dasein dieser Leute hier sein musste.
Zwar hatten sie bisher immer lebenslustig und fröhlich gewirkt,
und auf jeden Fall froh darüber, wenigstens nicht so dahinvegetieren zu müssen wie die Relies – aber wie unglücklich sie in
Wahrheit tief in ihrer Seele waren, bekam man wohl nur mit,
wenn schlechte Nachrichten eintrafen. Ihm kam es so vor, als
wollten sie nicht mehr essen, arbeiten oder überhaupt irgendetwas tun; den ganzen Rest des Tages schlichen sie wie erschlagen
in der Nähe der Pilgrim herum oder ließen sich erst gar nicht blicken.
    Immerhin gab es zwei gute Neuigkeiten. Ullrik war mit einer
Frage an Shaani herangetreten, und sie sprach mit ihm, schien
sich von dem schlimmsten Schock erholt zu haben. Seine Frage
brachte ein unverhofft günstiges Ergebnis. Er hatte wissen wollen,
wie so eine Transformation eines Abon’Dhal ablief, und sie hatte
ihm geantwortet, dass sie glaube, die Abon’Dhal könnten das
heutzutage nicht mehr zustande bringen. Es handelte sich wohl
um verlorenes Wissen,

Weitere Kostenlose Bücher