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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gemacht«, sagte Mai:Tau’Jui mit einem gewissen Stolz im Gesicht.
»Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie unglaublich zäh diese Hülle
ist. Zugfestigkeit, Bruchfestigkeit, Verwindungssteifigkeit – wie
ich schon sagte, die Molekülketten sind endlos lang. Es gibt praktisch keine uns bekannte mechanische Kraft, die eine solche Haifanten-Hülle knacken könnte.« Sie zuckte mit den Schultern.
»Außer natürlich starken Explosivstoffen. Aber was die auftretenden Kräfte bei Beschleunigungen angeht, da gibt es nichts, was
zäher ist. Weder der beste Kerastahl der Drakken noch die phantastischen Kristallstrukturen von uns Ajhan.«
    »Aber… wie bearbeitet man das Material dann?«, fragte Leandra. »Wenn wir einen Antrieb einbauen wollen…«
»Es gibt ein paar bekannte Methoden«, warf Roscoe ein.
»Hyperschall-Werkzeuge zum Beispiel, oder Maser. Keine Sorge, das kriegen wir hin.«
Langsam umrundete Leandra das Metallgerüst und blickte ehrfurchtsvoll in die Höhe, wo das helle Material des Körpers im Licht
der Hallenscheinwerfer zu ihnen herabschimmerte, als wäre dieser Haifant gestern noch inmitten seiner Artgenossen durch die
Ringe des Halon geglitten. Er wirkte auf unerklärliche Weise
frisch, ja sogar lebendig, was Leandra nicht unbedingt beruhigte.
»Können wir mal hinein?«, fragte Roscoe aufgeregt und deutete
in die Höhe. »Ich meine…?«
»Ja, natürlich. Komm.«
Mai:Tau’Jui eilte im Laufschritt voran, einer Leiter unterhalb des
Korpus entgegen. Leandra fiel auf, wie elegant und geschmeidig
sie dabei wirkte. Das kleine bisschen Neid, das sie der Ajhana
entgegenbrachte, wollte nicht weichen. Ein Blick auf Darius sagte
ihr, dass er durchaus empfänglich für Mai:Tau’Juis Reize war.
»Du liebst sie noch immer«, zischte ihm sie augenzwinkernd zu,
als sie für eine kurze Strecke neben ihm herlief.
Roscoe warf ihr ein verlegenes Lächeln zu und küsste sie während des Laufens auf die Wange.
»Nicht so, wie ich dich liebe, mein kleiner Engel.«
Als sie die Leiter erreicht hatten, deutete Mai:Tau’Jui hinauf.
»Ich gehe voraus, ja? Es ist ein bisschen eng da drin.«
Behände turnte sie voran, und Leandra konnte Darius voll und
ganz verstehen, dass er sich einst in dieses Mädchen verliebt hatte, obwohl sie einer ganz anderen Rasse entstammte. Auch wenn
sich Menschen und Ajhan gut miteinander vertrugen, ja sogar
echte Sympathien füreinander hegten, waren wirkliche Liebesbeziehungen zwischen ihnen äußerst selten.
Sie folgte Mai:Tau’Jui und bemühte sich, für Darius ebenso geschmeidig zu wirken. Dann aber verzog sie das Gesicht, weil sie
glaubte, bestenfalls wie eine fette Ente zu wirken, und gab es auf.
Oben angekommen, spürte sie, dass sie kurz davor stand, ein
neues Wunder zu erblicken. Von der Moose und der Melly Monroe
her wusste sie bereits, dass die natürlichen inneren Kammern der
Leviathane für die Innenarchitektur eines Raumschiffs genutzt
wurden. Die früheren Blutgefäße, die Arterien, Venen und Adern
wurden zu Verbindungstunneln und Versorgungskanälen umgebaut, während man Wege gefunden hatte, das neurale Netzwerk,
die Nervenbahnen des toten Leviathans, mittels elektrischer Impulse neu zu stimulieren und für alle nur denkbaren Energieverbindungen zu nutzen. Es mussten keine Kupferkabel mehr verlegt
werden, und das war einer der großen Vorteile eines Leviathans.
Darüber hinaus gab es zahlreiche Zwischenwände, die den Rippensegmenten des Tieres folgten und sich – jedenfalls bei ausgewachsenen Leviathanen – ausgezeichnet als Frachträume eigneten. Als Leandra durch eine Art Bodenluke ins Innere des Haifanten kletterte, wusste sie sofort, dass sie hier das Schicksal der
Leviathane hautnah miterleben würde. Der Venaltunnel war
schmal und niedrig, und als sie sich aufrichtete, zeigte sich, dass
sie nur gebückt darin gehen konnte. Mai:Tau’Jui, die einen Kopf
größer als Leandra war, winkte ihr und ging voran; sie musste
sich tief ducken.
Der Tunnel war von einer Reihe flacher Leuchten an den seitlichen Wänden erhellt, der Boden war mit einem schmalen
Kunststoffband ausgekleidet, damit man auf ebenem Grund laufen konnte.
»Das ist der höchste Tunnel im Schiff«, erklärte Mai:Tau’Jui.
»Alle anderen sind noch niedriger.« Leandra blieb stehen. Unwillkürlich hatten sich ihre Gedanken auf die Seele dieses Wesens
gerichtet, als Mai:Tau’Jui das Wort Schiff ausgesprochen hatte.
Eine Weile horchte Leandra in sich hinein, schloss die Augen und
ertastete

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