Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
wie unmöglich. Es gibt praktisch kein Material, das härter
wäre als dieses Glas selbst.«
Roscoe nickte anerkennend. Dann deutete er auf das breite,
halbkreisförmige Instrumentenpult, das ganz vorn unterhalb der
Kuppel aufgebaut war. »Dass euch danach das Geld ausgegangen
ist, sieht man.«
Mai:Tau’Jui seufzte und nickte. Das Pult war nicht viel mehr als
ein leeres Metallgehäuse. Aus den Einschüben hingen herrenlose
Kabel heraus, die zugehörigen Instrumente waren nicht vorhanden. An der nach oben geknickten, hinteren Kante gähnten ein
halbes Dutzend leere Löcher, in die zweifellos Holoscreens gehört
hätten; über den Boden verliefen flache, abgerundete Kabelkanäle, deren Kabel ebenfalls nutzlos irgendwo endeten. »Du hast
Recht, Darius. Wir haben zwar noch eine Menge alte Instrumente
und Geräte in unseren Lagern, mit denen man etwas anfangen
könnte – aber das Wichtigste fehlt: der Antrieb. Zur LeviathanBeobachtung hätte es eines speziellen Aggregats bedurft. Es hätte nicht schnell sein müssen, dafür aber unauffällig. Um die Ruhe
der Schwärme nicht zu stören. Die Leviathane sind sehr empfindsame Wesen.«
Leandra nickte beipflichtend.
»Nun ja, einen Antrieb haben wir – mit Glück«, meinte Roscoe
und stemmte die Hände in die Seiten, während er sich unschlüssig umsah. »Aber die ganze Bordelektronik? Denkst du, dieses
alte Zeug aus euren Lagern taugt noch etwas? Wir brauchen eine
Energieversorgung, ein Kühlsystem, eine Ortungs- und Navigationsanlage, eine interne Steuerung und was nicht alles. Das wird
eine Heidenarbeit…« Mai:Tau’Jui hakte sich lächelnd bei ihm unter. »Wir haben hier ein paar gute Techniker, die würden sicher
etwas drum geben, etwas Abwechslung zu bekommen. Ich bin da
ganz zuversichtlich.«
Ein kleines Gerät an Mai:Tau’Juis Handgelenk piepte. Sie setzte
eine vorahnungsvolle Miene auf und meldete sich. »Ja, Makimba?
Was ist denn?«
»Fräulein Jui«, hörten sie eine leise Stimme. »Bitte kommen Sie
schnell nach Sektor A. Ein Drakkenkreuzer befindet sich im Anflug
und verlangt Landefreigabe für ein Shuttle. Ultimativ, sozusagen.«
Mai:Tau’Juis sanfte Züge verzerrten sich. »Lehnen Sie das ab,
Makimba. Tun Sie nichts, bis ich da bin, verstanden?«
»J-ja, Fräulein Jui.«
»Und… Makimba! Sind Sie noch da?«
»Ja, Fräulein Jui.«
»Rufen Sie alles zusammen, was Beine hat. Wir brauchen ein
wirklich großes Empfangskomitee für die Drakken!« Sie unterbrach die Verbindung. Mit kämpferischem Gesichtsausdruck knurrte sie: »Na, denen werde ich den Marsch blasen! Die haben nichts
in der Hand, außer einem gesetzeswidrigen Angriff auf mein Forschungsschiff! Sie können sich nicht einmal leisten, das überhaupt zu erwähnen!«
Leandra sah Mai:Tau’Jui besorgt an. »Bist du sicher? Können sie
dir nichts anhaben?«
»Das sollen sie mal versuchen! In zehn Minuten sind zwanzig
oder dreißig Leute im Sektor A. Ihr bleibt natürlich hier und versteckt euch. Keine Sorge, die Forschungsstation hat auf ganz
Gladius kleine Sektionen und Ableger. Die können sie unmöglich
alle absuchen.« Sie setzte ein Lächeln auf. »Und wenn sie wieder
fort sind, diese blöden Froschgesichter, muss ich unbedingt meine
alten Kontakte zu den Medien wiederherstellen. Denen habe ich
eine Menge Neuigkeiten zu berichten!«
*
Stolze 2000 Soli hatte das Biker-Outfit gekostet, aber
Ain:Ain’Qua fühlte sich wohl darin. Verglichen mit seiner prachtvollen Amtsrobe, die nun verlassen in seinem Arbeitszimmer im
Dom von Lyramar hing, konnte es wohl kaum etwas geben, das
gegensätzlicher war. Das seltsame Gefühl, Jahre am falschen Ort
verbracht zu haben, ergriff von ihm Besitz.
Seine Kandidatur für das Höchste Amt der Kirche, die er damals, vor etwas mehr als sieben Jahren, beim Heiligen Konzil eingereicht hatte, war seinem tief empfundenen Glauben und dem
gleichermaßen starken Bedürfnis entsprungen, der kämpfenden
Truppe den Rücken zu kehren.
Er war einer der höchst dekorierten Offiziere der Heiligen Ordensritter gewesen, ein Mann mit sicherem Instinkt und kühlem
Verstand, der sich als Diplomat wie als Anführer profiliert hatte.
Doch seine Tätigkeit als Mitglied einer Kampftruppe hatte ihm
immer weniger gefallen. Ihm war einfach nicht danach, üble Subjekte mit der Waffe zu jagen, sondern viel eher, mit ihnen zu reden und sie zu überzeugen.
So war er dem Rat seiner Freunde gefolgt, sich als Ordensritter
dem Glaubensbeweis vor dem Heiligen Konzil zu
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