Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
antwortete Jox nichts, und Ain:Ain’Qua ließ es dabei bewenden. Seiner Erfahrung nach brachte es nichts, einen NichtGläubigen überreden zu wollen. Jeder musste es selbst erfahren.
Einen Blick auf die Instrumente ließ seine beiden Herzen einen
Satz machen. »Du sagtest, du hättest sie noch nie über 500 gehabt, Jox?«
»Ja, sag bloß…«
»Fünfhundertvier!«, jubelte Ain:Ain’Qua. »Und wir bewegen uns
stark auf die fünfhundertfünf zu!«
Jox schob vorsichtig den Kopf höher, um Ain:Ain’Qua über die
Schulter zu peilen. »Mann, du musst wirklich ein Heiliger sein!
Das hat sie noch nie gemacht!«
Ain:Ain’Qua nahm die Geschwindigkeit zurück, denn die zweite
Abfahrt näherte sich bereits, wie er auf der Anzeige sah. »Du bist
sicher, dass du sie mir nicht verkaufen willst, Jox?«, lachte
Ain:Ain’Qua. »Du bist auf dem besten Weg, einen Papst zum
Mörder zu machen! Einen ehemaligen, meine ich.«
»Du willst mich abmurksen, wegen einem Hoverbike?« Jox lachte ebenfalls. »Das würde dir dein Schöpfer nicht verzeihen.«
Die Maschine fiel unter 250 Meilen, und Ain:Ain’Qua wagte es,
sich ein wenig aufrechter hinzusetzen. Sofort packte ihn der
Fahrtwind, und er zog den Kopf wieder ein. Die Holo-Signs der
Abfahrt erschienen, und Ain:Ain’Qua steuerte nach rechts auf die
von seltsamen, nebligen Streifen angedeutete Spur, die hinab auf
ein tieferes Niveau führte. Ain:Ain’Qua mochte diese Art von
Straßen, denn sie bestanden aus nichts als ein paar holografischen Markierungen, die man nur sehen konnte, wenn man sich
auf der Straße selbst befand. Ansonsten gab es nichts, was die
großartige Landschaft störte. Die Verkehrsdichte war um diese
Uhrzeit äußerst gering, sie hatten auf der ganzen, bisherigen
1500-Meilen-Fahrt kaum mehr als ein Dutzend weiterer Fahrzeu
ge gesehen.
»Was willst du in Manaluu?«, fragte Jox. »Jemanden treffen. Einen Kontaktmann. Sofern ich ihn finde.«
»Und der hilft dir dann weiter? Sodass du fliehen kannst? Wo
willst du denn hin?«
Das Hoverbike fiel auf unter hundert Meilen.
Ain:Ain’Qua steuerte es in eine lang gezogene Kurve nach Osten, auf eine ferne Hügelkette zu, über der orangefarbene Wolkenstreifen an einem blauen Himmel standen. »Fort von Schwanensee. Hier ist es nicht mehr sicher für mich.«
»Ja, klar. Aber wo wäre es das? Sie werden dich überall jagen.
Ein Papst, der der Ketzerei angeklagt ist?«
Ain:Ain’Qua lächelte unwillkürlich. »Ich habe eine Verabredung.
Mit einem Mädchen.«
Jox lachte meckernd auf. »Mit einem Mädchen? Ein Papst?
Langsam verstehe ich, warum sie dich jagen, heiliger Mann.«
Die Maschine glitt zurück auf die holografisch markierte Spur
der Fernroute, und Ain:Ain’Qua beschleunigte wieder.
»Sie ist keine von uns, Jox. Ein Mädchen der Menschen.«
Wieder lachte Jox. »Oho… diese Sorte Ketzerei also! Ist sie denn
hübsch?« Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, Ain:Ain’Qua mit
seinen ruppigen Manieren herauszufordern. Dass dieser sich inzwischen ihm schon wesentlich näher fühlte als der auf Hochglanz
polierten Welt der feinen Herrschaften im Dombezirk von Lyramar, war Jox offenbar noch nicht klar.
»Hübsch?«, fragte Ain:Ain’Qua. »Magst du etwa Menschenfrauen?«
»Oh – nicht, dass ich sie unseren vorziehen würde. Aber ich finde sie irgendwie niedlich. Und du, Papst? Wie soll ich das verstehen… du hast eine Verabredung mit ihr?«
»Du musst nicht alles wissen, Jox«, erwiderte Ain:Ain’Qua, während das Land unter ihnen dahinraste. Die Geschwindigkeitsanzeige näherte sich der 400-Meilen-Marke. »Wir sind bald in Manaluu. Hilf mir mal mit deinem Navigationscomputer. Ich muss eine
Stadtbezirksebene namens Rosengart finden.« Jox gab ihm über
Helmfunk Anweisungen, und Ain:Ain’Qua fand sich schnell zurecht. Während das Hoverbike der großen Handelsmetropole im
Osten des Kontinents entgegenraste, erhob sich die Sonne Opera
vollständig über dem Horizont und begrüßte sie mit einem strah
lenden Tagesanbruch.
Eine halbe Stunde später tauchten sie in die Außenbereiche von
Manaluu ein, einer hoch technisierten Stadt, ganz anders als altehrwürdige das Lyramar, und eine weitere halbe Stunde später
erreichten sie die besagte Adresse im Stadtbezirk Rosengart.
Als Ain:Ain’Qua den Antrieb des Hoverbikes abschaltete, abstieg
und ächzend die Glieder streckte, starrte Jox nachdenklich auf die
gewaltigen Fassaden der mit Metall und Glas verkleideten Riesengebäude, die sich rings um sie erhoben. Manaluu bestand
Weitere Kostenlose Bücher