Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Spione zu verfolgen. Selbst der Anti-NanospyTrunk, den er auf Giacomos Empfehlung vor Beginn seiner Flucht
zu sich genommen hatte, konnte ihn nicht wirklich beruhigen.
Vermutlich hatte die Armee von Jägern jeden der mikroskopischen Spione in seinem Körper eliminiert, mit denen man ihn zuvor infiziert hatte; aber es gab noch ganz andere Möglichkeiten,
jemanden zu verfolgen: zum Beispiel winzige Implantate, verabreicht durch den Stich einer lebendigen Mücke, oder satellitengestützte Verfolgung mithilfe eines Profils der Biowärme. Er bezweifelte zwar, dass es solche Systeme auf Lyramar gab, denn sie
waren astronomisch teuer und benötigten ein Heer von Technikern und Spezialisten – aber genau wusste er es nicht.
»Wie heißt der Kerl?«, fragte Jox leise, als sie durch einen breiten, leicht nach rechts führenden Korridor liefen. Die Decke war
nicht sehr hoch und gewölbt, der Boden mit blassblauem Teppich
ausgelegt. Alle Dutzend Meter gab es eine breite Wohnungstür,
die in der Mitte geteilt war wie ein kleines Portal. Anscheinend
waren die Leute, die hier lebten, gut betucht.
»Er heißt Montalvy, ein Mensch«, erwiderte Ain:Ain’Qua leise.
»Er ahnt nichts davon, dass ich ihn aufsuchen werde, aber laut
Giacomo ist er vertrauenswürdig. Ich hoffe, es geht alles glatt.«
»Giacomo? Wer ist das?«
Ain:Ain’Qua musste unwillkürlich lächeln, als er an seinen treuen Freund dachte. »Mein Gehilfe. Ein guter Mann.«
Vor dem Eingang zu dem Apartment mit der Nummer B 134
blieben sie stehen. »Hier ist es«, sagte Ain:Ain’Qua.
Jox sah sich um, dann musterte er Ain:Ain’Qua. »Du siehst
nicht eben ruhig aus, Hochwürden. Aber wie soll jemand ahnen,
dass wir hier sind?«
»Wolltest du mich nicht Papst nennen?« Ain:Ain’Qua runzelte
die Stirn und verzichtete darauf, Jox in noch tiefere Zweifel zu
stürzen. »Das kann eigentlich niemand.
Es wird schon gut gehen.«
Er trat zu einem Sensor an der Wand neben der Tür und strich
mit der Hand darüber. Ein mehrstimmiger, glockenartiger Ton
erklang. Es dauerte einige Sekunden, dann öffnete sich die Tür.
Ain:Ain’Qua erstarrte.
In dem offenen Durchgang war ein junger Mann erschienen –
und Ain:Ain’Qua kannte ihn.
Julian.
Er hätte ihn sogar gut kennen sollen, denn seiner Amtsbezeichnung nach, Nuntio, wäre er ein enger Mitarbeiter gewesen. Dennoch hatten sie sich nicht oft gesehen; Julian hatte Titel und Amt
des Päpstlichen Gesandten ohne Ain:Ain’Quas Zutun erhalten und
war sofort Kardinal Lakorta zugeteilt worden.
Nuntio Julian schien nicht im Mindesten überrascht zu sein,
Ain:Ain’Qua zu sehen. Er sagte jedoch kein Wort, sondern drehte
sich um und wandte sich in dem dahinter liegenden Wohnungsflur
nach rechts. Kurz darauf war er verschwunden.
»Du kennst ihn?«, zischte Jox misstrauisch.
Ain:Ain’Qua stand wie vom Donner gerührt. »Ja. Das ist… jemand aus Lyramar. Ein Bediensteter des Pontifikalamts.«
»Des Ponti… was?«
Ain:Ain’Qua holte tief Luft. »Der Kirche. Aber… wie kommt Julian hierher? Wie kann er wissen, dass ich…?« Ratlos sah er Jox
an.
»Gefahr im Verzug? Sollen wir lieber verschwinden?«
Ain:Ain’Qua blickte unschlüssig durch die offene Tür in den
Wohnungsflur hinein. Man sah nichts als ein Landschaftsbild, das
ihnen gegenüber an der Wand hing, eine Zierpflanze mit Tausenden winziger Blätter, die sich aus einem großen Topf erhob, und
eine kleine Kommode, die daneben stand. Was in der Wohnung
dahinter liegen mochte, war nicht zu sehen.
War Julian etwa der Kontaktmann? Aber Julian lebte in Lyramar,
so viel wusste Ain:Ain’Qua. Jeder, der im Dom von Lyramar arbeitete, wohnte in Lyramar, es ergab keinen Sinn, fast 2000 Meilen
entfernt zu leben, wenn man im Pontifikalamt arbeitete. Auch
wenn es Möglichkeiten gab, diese Entfernung mit einem Jet in
weniger als einer Stunde zu überbrücken.
Ain:Ain’Qua kämpfte mit sich, was er tun sollte. Ein Blick in die
Umgebung zeigte keine unmittelbare Gefahr. Sollte er lieber verschwinden und eine der anderen Kontaktadressen ansteuern?
Aber dann mochte Julian ebenfalls wieder auftauchen. Wenn er
diese Adresse gekannt hatte, warum dann nicht auch die anderen? Ain:Ain’Qua rang sich zu einem Entschluss durch, nickte Jox
zu und ging voraus.
Vorsichtig betrat er die Wohnung, die sehr weitläufig zu sein
schien. Nach rechts führte der Flur ein ganzes Stück weiter, aber
nach wenigen Metern gab es schon einen Durchgang nach links,
der in ein größeres Zimmer zu
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