Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Gefangenschaft geraten sein, nachdem sie das
Prisma entfernt hatten. Außerdem ist nicht gesagt, dass man uns
sofort Soldaten hinterhergeschickt hätte. Niemand im Palast dürfte wissen, was dieses Portal überhaupt ist, geschweige denn, wohin es führt.« Sie schnaufte ärgerlich, als sie sich neben Marko in
einen der großen Bibliothekssessel sinken ließ. »So ein verdammtes Pech, dass wir ausgerechnet auf Hilda und Marie nicht aufgepasst haben.«
»Tja, in der Militärsprache nennt man das einen ungeordneten
Rückzug«, meinte Marko bitter. »Es war niemand da, der die
Truppe abgezählt hat. Aber ehrlich gesagt, um Marie mache ich
mir am wenigsten Sorgen. Niemand würde einem kleinen Jungen
und seiner Amme etwas zuleide tun, oder?«
»Das wird die arme Alina wohl kaum beruhigen.« Marko, der
sich seiner Armbandage entledigt hatte, um auf diese Weise zu
zeigen, dass er bereit war zu kämpfen, stemmte sich aus seinem
Sessel hoch. Seine Bewegungen waren jedoch längst noch nicht
wieder so geschmeidig wie in Zeiten, da er unverletzt gewesen
war. »Wenn wir das Portal nicht benutzen können, sollten wir
jemanden nach Savalgor schicken. Mithilfe der Drachen. Es muss
doch möglich sein, übers Trivocum einen Drachen herbeizurufen!«
»Das haben wir doch schon versucht«, erwiderte Hellami seufzend. »Man muss ihnen ziemlich nahe sein, um mit ihnen reden
zu können. Aber hier ist keiner mehr. Es scheint, als wäre die
ganze Gegend von ihnen verlassen.«
»Kein Wunder, nach dem, was dort oben in der Drachenkolonie
geschehen ist.« Hellami und Marko nickten stumm. Malachista.
Das Wort schwebte förmlich in der Luft, wie eine böse, hinterhältige Drohung; niemand war so einem Monstrum gewachsen,
einem Riesendrachen, erfüllt von einer abartigen, finsteren Magie.
Ein Malachista hatte die Drachenkolonie hoch droben im Malangoorer Stützpfeiler überfallen. Man hatte diese Riesenwesen für
eine Legende gehalten. Doch Marko war Zeuge gewesen, wie ein
Malachista ein Blutbad unter den friedlichen Drachenbewohnern
der Kolonie angerichtet hatte.
Er war ein Verbündeter von Rasnor gewesen – wie auch immer
dieser hässliche, kleine Verräter das angestellt hatte. Diese Überlegung lenkte Markos Gedanken wieder auf das zurück, was für
ihn das Furchtbarste an allen vergangenen Ereignissen war: die
Entführung seiner geliebten Roya. Zusammen mit Munuel und
anderen überlebenden Bewohnern des Dorfes Malangoor war sie
von Quendras verraten und von Rasnors Schergen entführt worden. Niemand wusste, wohin er sie verschleppt hatte. Zusammen
mit all den Schwierigkeiten, in die sie in den letzten Wochen hineingeraten waren, drohte die Last der Sorgen die kleine Gruppe
langsam zu erdrücken. Dabei war es kaum ein halbes Jahr her,
dass sie als strahlende Sieger dagestanden hatten, die Unmögliches vollbracht hatten: Die Drakken waren fort und die Höhlenwelt befreit!
»Die Drachen müssen uns helfen«, bekräftigte Marko seinen
Entschluss noch einmal. »Sie wurden vom Urdrachen Ulfa zu den
Beschützern der Höhlenwelt erkoren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass…«
»Ulfa«, flüsterte Hellami.
Ihr Flüstern war von einer Art gewesen, die Marko und Hochmeister Jockum aufblicken ließen.
Hellami, die ins Leere gestarrt hatte, blickte nun von einem zum
andern. »Ulfa! Er muss uns helfen!« Der Primas holte tief Luft.
»Nach allem, was wir wissen, Hellami, ist er nicht mehr unter
uns. Er existiert nicht mehr. Sardin und er – sie waren die entgegengesetzten Pole ein und desselben Etwas. Nachdem Sardins
Geist Leandra verlassen hatte, ging er zu Ulfa und vereinigte sich
mit ihm. Sie lösten sich zu nichts auf.«
Hellami schüttelte energisch den Kopf. »Das ist nur eine Vermutung. Nichts als eine Vermutung!«
»Was? Dass Sardin zu Ulfa ging? Nun, das war wohl der einzig
denkbare Weg für ihn, und schließlich…«
»Nein«, unterbrach ihn Hellami. »Dass sie sich zu nichts auflösten! Warum sollten sie das tun? Ulfa selbst hat so etwas nie gesagt. Wäre die Welt ohne sie nicht ärmer? Ich meine, Ulfa und
Sardin, sie haben doch etwas dargestellt, nicht wahr? Die Kräfte
der Ordnung und des Chaos, wenn ich das richtig begreife. Könnten sich denn die beiden so ohne weiteres auflösen und verschwinden?«
Wieder kehrte Schweigen ein. Marko und Hochmeister Jockum
sahen sich fragend an. »Sie hat Recht, Hochmeister.
Eigentlich wäre das ein unsinniger Gedanke. Das Diesseits und
das Stygium existieren nach wie vor. Dass
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