Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Ulfa und Sardin sich zu
nichts aufgelöst hätten, macht keinen Sinn.«
Der Primas erhob sich mit einem Ruck von seinem Stuhl.
»Was versteht ihr Kinder vom Diesseits und vom Stygium?«,
sagte er barsch und fuchtelte mit der Hand in der Luft herum.
»Wir wissen, dass es keine Götter gibt, und weder das Diesseits
noch das Stygium brauchen einen. Ulfa und Sardin waren lediglich Wesenheiten, die einen alten Widerstreit darstellten, sie waren nichts als Geistwesen, gefangen in einer Sphäre, der sie nicht
entfliehen konnten, und auf ein Ereignis wartend, für das sie bestimmt waren. Unerklärlich genug, was da geschah… Ich bin froh,
dass diese Sache vorbei ist. Sie hat niemandem wirklich geholfen.«
»Niemandem geholfen?«, brauste Hellami auf. »Wie meint Ihr
das, Hochmeister? Immerhin hat Ulfa es ermöglicht, dass uns die
Drachen der Höhlenwelt im Kampf gegen die Drakken beistanden!
Sie haben uns vor den Unterdrückern beschützt und unsere Welt
befreit!«
Der Primas blickte nur kurz auf, dieses Thema war ihm sichtlich
unangenehm. Schließlich blieb er stehen. »Und was hast du nun
vor, Hellami? Willst du wirklich Ulfa um Hilfe bitten? Wo willst du
ihn suchen?«
»In Bor Akramoria natürlich«, antwortete sie, ohne zu zögern.
»Natürlich!«, rief Marko aus. »Dort haben Roya und Alina ihn
gefunden! Und es ist nicht weit entfernt von hier!«
Hochmeister Jockums Miene umwölkte sich. Er schien ihre Idee
nicht unbedingt verwerfen zu wollen, aber es gab daran etwas,
das ihm nicht gefiel. »Was ist, Hochmeister?«, fragte Hellami vorsichtig. »Ihr seid nicht gerade begeistert von der Idee, nicht
wahr? Aber sie bietet uns die beste Aussicht, die wir in dieser
Lage haben…« Bevor der Primas antworten konnte, wurden draußen auf dem Gang Schritte laut – die Schritte vieler Leute.
Zu vieler Leute eigentlich, denn außer ihnen waren nur Cleas,
Zerbus und Cathryn hier, während Alina in dem Zimmer nebenan
schlief. Es klang nach mindestens einem halben Dutzend Erwachsener. Hellami, Jockum und Marko sahen sich betroffen an. Kam
nun Rasnor mit seinen Drakken, oder waren es die Soldaten des
Hierokratischen Rates, die das Stygische Portal durchschritten
hatten?
»Wir hätten das Prisma auch hier entfernen sollen«, flüsterte
Jockum mit grauem Gesicht.
Dann öffnete sich die Tür, und allen entfuhr ein überraschtes
Aufstöhnen.
*
Als Quendras den Raum betrat, war er auf alles gefasst.
Und er hatte Recht: Marko war anwesend, und nur Augenblicke,
nachdem der junge Mann ihn erkannt hatte, kam er mit einem
Schrei auf ihn losgestürzt.
Quendras war zwar einen halben Kopf größer als Marko, aber
längst nicht so muskulös, und so blieb ihm nur, eine Magie anzuwenden. In dieser Disziplin war er gut, auch wenn er es lieber
vermieden hätte.
Marko prallte in etwas Unsichtbares hinein, das seine Bewegung
lähmte, und Quendras sah an seinem Gesichtsausdruck, dass dies
seine Wut nur noch schürte. Augenblicke später kam Hellami von
links herangeflogen, und es war ein Glück, dass sie ihr magisches
Schwert nicht bei sich hatte. Quendras blieb nichts übrig, als sie
ebenfalls mit dieser Magie einzufangen und dabei rasch zur Seite
zu treten. Dann aber sah er Hochmeister Jockum und erkannte
die wirkliche Gefahr. Wenn es mit ihm zu einem magischen
Kampf in diesem engen Raum käme, würde es Tote geben.
»Hört auf!«, schrie Quendras und hob beide Hände. »Gebt mir
nur eine Minute!«
Nacheinander kamen Victor, Jacko, Matz und Yo herein, zögernd
gefolgt von Hilda, die Marie auf dem Arm hielt.
Zuletzt traten noch der rothaarige Harro und der blonde Joaquin
in den Raum, zwei von Jackos Leuten, und damit war die kleine
Bibliothek des Windhauses schon so gut wie voll.
Marko tobte noch immer mit trägen Bewegungen in der unnennbaren Sphäre, in die Quendras ihn gehüllt hatte; sein Gesicht war hochrot und verzerrt, seine Lippen formten Worte, die
kaum als Krächzen hörbar wurden, und Quendras dachte, dass er
vielleicht doch lieber Victor hätte vorausgehen lassen sollen.
Der hatte inzwischen die ebenso wütend herumtobende Hellami
von hinten mit sanftem, aber bestimmtem Griff gepackt und versuchte sie zu beruhigen.
»Quendras!«, donnerte Hochmeister Jockums Stimme durch
den Raum.
Quendras erschauerte. Deutlich spürte er eine knisternde, elektrisierende Spannung in der Luft.
Ein Blick ins Trivocum sagte ihm, dass der Primas des Cambrischen Ordens, derzeit wohl der einzige Magier in der Welt, der
gegen ihn
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