Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
diesen
Rang verloren. Sie war neunzehn und damit mehr als doppelt so
alt wie Cathryn.
»Es ist zu gefährlich, mein Kind«, tadelte Munuel sie, und war
doch froh, dass sie gekommen war; das konnte sie an der Wärme
in seiner Stimme spüren. »Was, wenn sie dich erwischen?«
»Tun sie nicht«, lächelte sie und ließ ihn wieder los. »Im Gegenteil, sie helfen mir ja. Und es liegt nicht mal an meiner hübschen
Nase. Sondern daran, dass sie ihn immer mehr hintergehen.«
»Du meinst Rasnor«, stellte Munuel fest, ließ sich auf seiner
Pritsche nieder und zog sie sachte zu sich herab, sodass sie neben ihm Platz fand.
»Ja. Sie fürchten ihn. Hätte Rasnor seine Drakken nicht, wäre
schon längst eine Meuterei ausgebrochen.
Aber die Bruderschaftler sind hier auf dem Schiff weit in der Unterzahl, und sie haben Angst vor den Drakken. Die gehorchen
Rasnor bedingungslos.«
Munuel nickte; Roya, die noch immer ihr Inneres Auge anstrengte, konnte es schwach über das Trivocum erkennen.
»Eine Herrschaft des Terrors. Wie unter Sardin. Oder Chast«,
meinte Munuel.
»Ich weiß jetzt, warum wir das Trivocum ganz schwach wahrnehmen können, Meister Munuel. Es wird wieder Wolodit auf dem
Schiff verarbeitet, in riesigen Mengen.«
»Wirklich?«
»Ja. Sie schaffen es mit Frachtschiffen herbei, von der Höhlenwelt.«
Munuel erschauerte. »Bist du sicher? Aber… das würde ja bedeuten, dass Rasnor wieder die Kontrolle über die Wolkeninsel
und die dortige Schleusenanlage hat!«
Roya seufzte. »Möglich. Das habe ich leider nicht herausfinden
können.«
»Du meine Güte! Wenn das stimmt, hat es vielleicht einen zweiten Krieg gegeben, und dann…«
»Das glaube ich nicht. So groß ist Rasnors Macht nicht.
Aber er könnte Alina erpresst haben. Mit uns, meine ich.
Er konnte ihr gedroht haben, uns beide umzubringen, wenn sie
ihm die Wolkeninsel nicht wieder zurückgibt.«
Munuel nickte bedächtig. »Ja, das wäre gut möglich.«
Roya wickelte ein Tuch aus, das sie die ganze Zeit in der Hand
gehalten hatte. »Hier, Meister Munuel. Ich hab ein wenig Obst
auftreiben können…«
»Oh, das ist lieb von dir, mein Kind. Du scheinst hier tatsächlich
ein paar Freunde zu haben, was?«
»Freunde ist übertrieben. Aber einige helfen mir, und die anderen ignorieren es einfach. Das ist ihre kleine Rache für den Wahnsinn, den Rasnor hier verbreitet.«
»Ist es wirklich so schlimm?«
Roya seufzte. »Zum Glück scheint er langsam das Interesse an
mir zu verlieren, aber trotzdem lässt er mich immer wieder zu
sich holen. Er war früher schon ein furchtbares Ekel, aber im Augenblick… Ich weiß nicht, zu was er sich entwickelt. Er macht mir
richtig Angst. Es ist fast so, als säße ein böser Geist in ihm, der
sich langsam nach außen durchfrisst. Er nimmt ständig Rauschmittel und Essenzen zu sich, um sich zu beruhigen oder seinen
irren Geist zu besänftigen. Wenn er das nicht tut, bricht irgendetwas aus ihm hervor – und das ist wirklich Grauen erregend.«
Munuel brummte leise. »Das klingt beinahe so, als gäbe er sich
mit etwas Abartigem ab. Etwas aus den verbotenen Disziplinen
der Magie.«
»Verboten?«
»Ja, mein Kind. Es gibt uralte Geheimnisse, von denen nur noch
einige Bibliothekare aus den ältesten Schriftensammlungen der
Welt wissen. Dinge, die in verbotenen Büchern in den tiefsten
Kellern verbogen liegen und besser nie mehr ans Licht des Tages
gelangten.«
Roya erschauerte. »Ihr macht mir Angst, Meister.«
»Mir macht das selber Angst. Nach dem, was mir Leandra über
Meister Fujimas Tod erzählt hat, wie Rasnor ihn ermordete, muss
er sich mit solchen Dingen beschäftigt haben.«
Roya nickte befangen. »Ja, ich habe selbst so etwas in Hammagor erlebt. Das war, als Rasnor Quendras umbringen wollte. Eine
völlig abartige Magie, ich kann gar nicht sagen, was das war. Es
schien, als würde die Welt in Scheiben zerteilt, die sich gegeneinander verschieben…«
Munuel nickte viel sagend, schwieg aber.
Nach einer Weile hob Roya erneut an: »Ich habe noch etwas erfahren, Meister Munuel. Und das ist fast noch beängstigender. Sie
schaffen die Leute von hier fort. Ich meine, hinaus ins All.«
»Was? Die Leute? Wen meinst du?«
»Die entführt wurden. Wir beide sind die Einzigen aus Malangoor, die noch hier sind. Alle anderen haben sie auf ein Schiff
verfrachtet und fortgebracht. Die Bruderschaftler sagen, hinaus
ins All, zu den Drakken.«
Munuel schoss von seinem Sitzplatz hoch. »Was?« Roya stand
ebenfalls auf und suchte in
Weitere Kostenlose Bücher