Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Großväter und Säuglinge in den Federn lagen
und schliefen.
Die wichtigste Erkenntnis lag für Ullrik jedoch darin, dass er es
hier mit einem ganz anderen Volk als dem der Dorfbewohner zu
tun hatte. Sie waren sehr unterschiedlich gekleidet. Die meisten
trugen ungewöhnlich aussehende Kleidung, die ein wenig an die
Welt der Drakken erinnerte, also modern und der Höhlenwelt weit
voraus, obwohl sie nicht wirklich mit der Machart der Drakkenkleidung zu vergleichen war. Die meisten dieser Kleider wirkten alt
und zerschlissen, teils waren sie durch selbst gefertigte, einfache
Kleidungsstücke ersetzt oder ergänzt worden. Einige der Leute
trugen eine vollständige Ausstattung, Weste, Hemd, Hosen und
Stiefel, der größte Teil aber war nur spärlich bekleidet, wie die
meisten Leute in dieser heißen Welt. Und noch eines war auffällig: Die Leute schienen unterschiedlichen Menschenrassen anzugehören, einige waren von ganz dunkler Hautfarbe mit schwarzem, krausem Haar, andere bleich und blond, wieder andere Ullriks Typ ähnlich. So unterschiedliche Typen gab es in der Höhlenwelt nicht.
Während er über die Herkunft dieser Leute grübelte, fiel ihm
ein, dass man während des Drakkenkrieges in der Höhlenwelt
davon vernommen hatte, dass draußen im All, bei den Sternen,
noch andere Menschen leben sollten. Er hatte sich nie Gedanken
darüber gemacht, aber nun dämmerte ihm langsam, woher diese
Leute hier stammten. Dort bei den Sternen, von denen gerade die
letzten am Himmel verblassten, musste ein größeres Menschenvolk leben, eines, das die Technik der Drakken besaß oder zumindest auf Schiffen der Drakken mitflog, sofern dieses hier ein
solches war.
Im Licht des anbrechenden Tages wurden Grußworte getauscht,
man schüttelte sich die Hände, gratulierte sich offenbar zu der
gelungenen nächtlichen Aktion, und viele Hände deuteten auf
Ullrik, während erklärt wurde, was in der Nacht geschehen war.
All das aus den Gesten und dem Verhalten der Leute herauszulesen, fiel Ullrik nicht schwer. Nur von der Sprache verstand er kein
Wort.
Das Mädchen stand mit zwei weiteren jungen Frauen zusammen, sie lachten und erzählten sich etwas; ein großer, dunkelhäutiger Mann, der mit bei der Befreiungsaktion gewesen war,
stand lächelnd neben Ullrik und blickte in die Runde. Schließlich
hob er die Arme, woraufhin die anderen verstummten, und hielt
eine kurze Ansprache. Die Leute brachen zuletzt in Hochrufe aus,
dann nahmen mehrere Ullriks Hände, und man führte ihn zu einer
kleinen Anordnung von hölzernen Tischen und Bänken nahe einem kleinen Teich. Er durfte sich setzen, dann fuhren die Leute
eine Mahlzeit auf; lauter ungewohnte Nahrungsmittel, von seltsamen gestreiften Früchten über graue Eier, die von dem Ententier in dem Teich stammen mochten, über weißliches, zähes Brot,
süße Kräuter- und Obstaufstriche bis hin zu bröckligem Käse und
geräuchertem Fleisch von einem Tier, das Ullrik nicht kannte. Es
schmeckte ihm, wenngleich das meiste auch völlig neu für seine
Zunge war. Als Getränk gab es eine Art Tee, dessen Geschmack
Ullrik jedoch nicht zuordnen konnte, ein Milchgetränk, das ihm
nicht schmeckte, und mit Fruchtsaft vermischtes Wasser. Nachdem er schon lange nichts Vernünftiges zu essen bekommen hatte, genoss er die Mahlzeit.
Er erfuhr, dass das Mädchen Laura hieß; sie war ein lustiges,
junges Ding mit einem hübschen Gesicht und leuchtenden braunen Augen. Ihr kurzes, dunkelbraunes Haar besaß einen mädchenhaften und zugleich eleganten Schwung – vielleicht lag das
an dem Haarschmuck, den sie hineingeknüpft hatte: ledrige Bänder mit kleinen glitzernden Perlen. Sie mochte um die achtzehn
oder neunzehn Jahre alt sein, war zierlich gebaut, aber flink auf
den Beinen und geschickt mit jedem Handgriff, den sie tat. Sie
benahm sich auf scherzhafte Weise so, als gehörte Ullrik ihr, als
wäre er ihre Trophäe, ihre Errungenschaft. Während sie lautstark
ihren Freundinnen wilde Geschichten erzählte, mampfte sie mit
dicken Backen. Die beiden anderen Mädchen hießen Ulla und
Amanda; Letztere war eine dunkelhäutige Schönheit, die Ullrik
faszinierte. Sie lächelte fast nur, sagte aber nicht viel und blickte
immerzu ein wenig verlegen zu Boden, so als spürte sie jeden
einzelnen, bewundernden Blick eines Mannes in ihrer Umgebung
und als wäre ihr ihre Schönheit peinlich. Ulla war die Älteste der
drei, sommersprossig, mit hellroten Haaren, zu Zöpfen geflochten, und schrecklich
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