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Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1

Titel: Hohlbein Wolfgang - Die Chronik der Unsterblichen 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Abgrund
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Ritters.
Im gleichen Moment zuckte die sengende Hitze purer Lebenskraft durch seinen Körper. Während er saugte und saugte raste Welle auf Welle unglaublicher Energie durch seine Adern, versengte ihn und fraß sich in seine Gliedmaßen und seinen Leib — als wollte sie ihn vernichten.
Er schrie in purer Agonie. Ein unglaublicher Schmerz hämmerte in seinem Körper, Hitze und Qual pulsierten in einem nie gekanntem Ausmaß durch seinen Leib, in immer heftigeren, immer rascher aufeinanderfolgenden Wellen; aber zugleich spürte er auch einen stärker werdenden Strom schierer Lebenskraft in sich eindringen, deren Gewalt alles übertraf, was er sich je hatte vorstellen können, und die jede Zelle seines Körpers überflutete und sie schier zum Bersten zu bringen schien.
Und dann … war Malthus da.
Mit der Energie, die diese Transformation brachte, strömte noch etwas anderes in Andrej hinein. Nichts Körperliches - es war nicht so, als nähme er das Bewußtsein des Goldenen in sich auf, dessen Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen. Vielmehr war es die reine Idee dieses Mannes, das, was Malthus ausgemacht hatte; seine Verbitterung, sein Zorn und seine dumpfe Resignation gegenüber einem Schicksal, das er sich nicht freiwillig ausgesucht hatte, ja, das er tief im Grunde seines Herzens vielleicht nie hatte haben wollen. Und in all dem, was von Malthus zu Andrej hinüberströmte, waren zudem noch die Kraft und die Lebensenergie all derer enthalten, die Malthus getötet und deren Blut er in sich aufgenommen hatte … durchpulste Energie, die er zu einem Teil seiner Selbst gemacht hatte … jedoch nicht rein, sondern umgeformt und zu etwas verwandelt, das viel mehr Malthus glich als dem früheren Ich seiner bezwungenen Gegner.
Der Kampf war hart, unvorstellbar hart, und Andrej war lange nicht sicher, daß er ihn gewinnen würde. Mehr als einmal lief er Gefahr, zu Malthus zu werden statt dessen Ich zu einem Teil seines eigenen Selbst zu machen. Es war seine erste Transformation. Er hatte keinerlei Erfahrung mit diesem unheimlichen Vorgang, wußte nicht, was mit ihm geschah - und er wußte vor allem nicht, was er tun konnte oder sollte, um sich gegen die Überflutung seines Ichs durch eine rein negative Energie zu wehren.
Andrej drohte in einem Strudel aus Verbitterung und Haß zu versinken, der seinen Geist überflutete wie eine Woge aus schwarzem, klebrigen Teer, der ihn in die Tiefe reißen und seine Seele verschlingen wollte; aber plötzlich war er nicht mehr allein. In der Dunkelheit, die um ihn herum herrschte, erschienen plötzlich die Gesichter Raqis und Michail Nadasdys, der größten und einzigen Liebe seines Lebens und des väterlichen, besten Freundes, den er je gehabt hatte. Raqi, jung und strahlend schön wie an dem Tag, an dem er sie das erste Mal gesehen hatte, lächelte ihm zu, während er auf Michail Nadasdys Gesicht das vertraute, gutmütig-spöttische Stirnrunzeln entdeckte.
Tief in sich spürte Andrej, daß sie nicht wirklich anwesend waren. Aber das spielte keine Rolle. Seine Hände versuchten sich aus dem Dunkel hinauszutasten, als könnten sie die vertrauen Gesichter berühren; und mochte das alles auch eine Illusion sein - er schöpfte allein aus der Erinnerung an diese beiden Menschen schon neue Kraft. Es war gleich, ob sie hier waren oder nicht - was zählte war das, was Raqi und Michail Nadasdy ihm bedeuteten.
Doch dann war es fast leicht. Der blutrote dunkle Strom, der Andrej eben noch mit sich fortreißen wollte, bäumte sich ein letztes Mal auf - und erlosch. Die Kraft, die von Malthus ausgeströmt war, war noch immer spürbar, aber sie war nun zu einem Teil von ihm selbst geworden; sie war nicht länger sein Feind, sondern ein stilles, tiefes Reservoir auf dem Grunde seiner Seele, aus dem er schöpfen konnte. Vielleicht hatte er Malthus und die anderen in gewisser Weise sogar erlöst … Er hoffte es.
Andrej kniete mit offenen Augen neben dem Toten. Er fühlte sich ausgelaugt und entkräftet wie nie zuvor in seinem Leben, aber zugleich auch von einer Kraft durchdrungen, die er mit Worten nicht beschreiben konnte.
In diesem Augenblick erklang ein reißendes Sirren, und ehe er ausweichen konnte, durchbohrte ein gefiederter, kaum handlanger Pfeil seine linke Schulter, riß ihn herum und nagelte ihn regelrecht an den Pfeiler, vor dem er hockte. Andrej keuchte vor Schmerz; seine rechte Hand griff nach dem winzigen Geschoß und versuchte es herauszureißen, aber er fügte sich damit nur noch größere

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