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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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zusammenkniff, sah das sprudelige Zeug fast so aus wie der Champagner, den Nora vermutlich vorne in der ersten Klasse schlürfte.
    Ich steckte mir eine Minibrezel in den Mund und versuchte meine Beine zu bewegen. Ein frommer Wunsch. Solange das Tischchen heruntergeklappt war, waren sie von allen Seiten eingeklemmt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann die Durchblutung meiner unteren Extremitäten ganz zusammenbrechen würde.
    Ja, das ist es. In diesem Moment ging mir auf, was der rote Faden war, der sich bis zu diesem Zeitpunkt durch den gesamten Auftrag zog. Das Ganze ließ sich in einem Wort zusammenfassen: Beengt.
    Beengtes Büro, beengte Wohnung, beengter Platz in der letzten Reihe der Touristenklasse, wo mir die Gerüche der direkt hinter meinem Rücken gelegenen beengten Toilette in die Nase stiegen.
    Aber es war noch nicht alles verloren.
    Der eine große Vorteil, wenn man mit der Person, die man beschattet, in einem Flugzeug sitzt, besteht darin, dass man nie befürchten muss, sie während des Fluges zu verlieren. In zehntausend Meter Höhe verschwindet niemand mal eben durch den Hinterausgang.
    Mein Blick ging zu dem königsblauen Vorhang ganz weit vorne am anderen Ende des Mittelgangs. Zwar war die Wahrscheinlichkeit, dass Nora irgendeinen Grund finden würde, ihren Luxusplatz zu verlassen und sich unter uns arme Schlucker mit den Billigtickets zu mischen, irgendwo zwischen äußerst gering und null anzusiedeln, aber ich durfte dennoch nicht einschlafen.
    Was meine Beine allerdings inzwischen getan hatten.
    Ich war mir sicher, dass Nora mich vor dem Start am Westchester Airport nicht gesehen hatte. Nun ja, gesehen hatte sie mich vielleicht, aber ganz bestimmt nicht erkannt. Nebst meiner Red-Sox-Baseballkappe, der dunklen Sonnenbrille, dem Jogginganzug und dem Goldkettchen hatte ich auch noch den falschen Schnurrbart ausgepackt. Dazu noch eine
Daily News
, die nie weiter als dreißig Zentimeter von meinem Gesicht weg war, und ich war der ungekrönte König des Inkognito-Reisens.
    Nein, Nora ahnte nicht, dass sie einen ganz speziellen Flugbegleiter hatte. Das wusste ich. Was ich natürlich nicht wusste, war die Antwort auf die Frage des Tages.
    Was hatte sie in Boston zu suchen?
40
    Ich folgte Nora und ihrem schicken kleinen Köfferchen auf Rädern die Rolltreppe hinunter und vorbei an der Gepäckausgabe. Wie immer sah sie blendend aus, in Vorder- wie in Rückansicht. Sie hatte diesen ganz besonderen Gang – und ein umwerfendes Lächeln, das sie jederzeit auspacken konnte, wenn sie es brauchte. Nicht ein einziges Mal sah sie sich nach einem Wegweiser um. Ich durfte getrost davon ausgehen, dass sie nicht das erste Mal in Logan gelandet war.
    Sie trat aus dem Flughafengebäude und blieb abrupt stehen, um sich umzusehen. Nach einigen Minuten stellte sich heraus, wonach.
    Es war kein Taxi und auch nicht das Auto eines Bekannten. Es war der Shuttlebus von Avis.
    Kaum war sie eingestiegen, da sprintete ich auch schon auf den Taxistand zu.
    »Fahren Sie mich zum Avis-Gelände!«, blaffte ich den Hinterkopf des Fahrers an.
    Er drehte sich um. Typ alter Seebär, mit einem Gesicht wie eine Landkarte aus Falten und Runzeln. »Was?«
    »Sie sollen mich ...«
    »Nein, ich hab Sie schon verstanden, Sportsfreund. Ich will nur sagen, dafür gibt's doch die Shuttlebusse.«
    »Ich will aber nicht warten.«
    »Ich auch nicht.« Er deutete mit dem Daumen in Richtung Rückfenster. »Sehen Sie die Schlange da hinter mir? Ich habe mich doch für eine lausige Drei-Dollar-Fahrt nicht stundenlang angestellt.«
    Ich sah, wie Noras Shuttlebus sich weiter und weiter von uns entfernte. »Okay, machen Sie mir ein Angebot«, sagte ich.
    »Dreißig. Das ist mein letztes Wort.«
    »Zwanzig.«
    »Fünfundzwanzig.«
    »Abgemacht. Fahren Sie.«
41
    Der Typ gab Gas, und ich packte sofort das Handy aus. Ich hatte die Nummern sämtlicher Airlines, Hotelketten und Autovermietungen gespeichert. Ein Muss in meinem Job.
    Ich rief bei Avis an. Nachdem mich die Automatenstimmen eine Minute lang mit ihren Anweisungen genervt hatten, bekam ich schließlich doch einen Menschen aus Fleisch und Blut an die Strippe. »Und wann brauchen Sie den Wagen, Sir?«, fragte sie.
    »In fünf Minuten. Vielleicht eher.«
    »Oh.«
    Sie versprach, ihr Bestes zu tun. Für den Fall, dass ihr Bestes nicht gut genug wäre, bereitete ich den Fahrer schon einmal darauf vor, dass ich ihn eventuell noch etwas länger mit meiner Gesellschaft erfreuen würde.
    Dazu kam es

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