Hongkong 02 - Noble House Hongkong
hereinholen und ihm gehörig die Leviten lesen, McBride? Haben Sie einen Augenblick Zeit, Roger?«
»Selbstverständlich. Ich werde unten mit Sinders auf der Mitgliedertribüne sein.«
»Tai-Pan?«
»Ja, Mr. Plumm?«
»Was meinen Sie, wird morgen das Bergrennen stattfinden?«
»Wenn es so weitergießt, nein. Die ganze Gegend wird ein Morast sein. Warum fragen Sie?«
»Ach, nur so. Ich wollte Sonntag abend eine Cocktail-Party geben, um Ihren Superfoods-Coup zu feiern.«
Shiteh Ttschung ließ ein gurgelndes Lachen hören. »Phantastische Idee! Meinen Glückwunsch, Tai-Pan! Haben Sie Biltzmanns Gesicht gesehen?«
»Hätten Sie Zeit, Mr. Dunross? Ich verspreche Ihnen, daß ich Biltzmann nicht einlade«, fügte Plumm unter allgemeinem Gelächter hinzu. »Die Sache steigt in unserer Werkswohnung in den Sinclair Towers.«
»Tut mir leid, ich fliege am frühen Nachmittag nach Taipeh, zumindest habe ich es vor. Das …«
Pugmire zeigte sich besorgt. »Sie sind Montag nicht da? Was ist mit dem Angebot?«
»Keine Sorge, Pug! Um halb zehn schließen wir ab.« Und zu Plumm: »Wenn ich Taipeh absage oder verschiebe, komme ich gern.«
»Gut. Sieben Uhr dreißig bis neun Uhr dreißig, Straßenanzug.«
Die Stirn in Falten, verließ Dunross den Raum. Es überraschte ihn, daß Plumm so freundlich war. Wo immer sie zusammen im Aufsichtsrat saßen, wie etwa in der Victoria, betrieb er Opposition, ergriff er zusammen mit Gornt und Havergill Partei gegen ihn.
Vor dem Sitzungszimmer der Rennleitung drängten sich voll gespannter Erwartung Gruppen von Reportern, Besitzern, Trainern und Besuchern. Den Schwall neugieriger Fragen abwehrend, kämpfte sich Dunross zum Regieraum durch, der sich im obersten Geschoß befand.
»Guten Tag, Sir«, begrüßte ihn der Sprecher in der kleinen Glaskabine, von wo aus man den besten Ausblick auf die Bahn hatte. »Haben Sie die Entscheidung? Es war Bluey, nicht wahr? Wir haben alle die Peitsche gesehen …«
»Darf ich das Mikrofon haben?«
»Selbstverständlich.« Hastig sprang der Mann auf und überließ Dunross seinen Platz. Er betätigte den Schalter. »Hier spricht Ian Dunross. Die Rennleitung hat mich ersucht, Ihnen zwei Mitteilungen zu machen …«
Tiefe Stille verbreitete sich, als seine Worte über das Stadion echoten. Des Regens nicht achtend, hielten die fünfzigtausend auf den Tribünen den Atem an. »Zunächst das Resultat des fünften Rennens.« Dunross holte tief Atem. »Pilot Fish um eine Nasenlänge vor Noble Star, um einen Zoll vor Butterscotch Lass …« Aber das letzte Wort ging schon in Beifalls- und Schmährufen unter, Ausdruck von Jubel und Zorn, und alles schrie und brüllte durcheinander, frohlockend und fluchend. Gornt, der sich unten im Paddock aufhielt, wunderte sich; er war überzeugt gewesen, daß man seinen Jockey gesehen hatte, wie er selbst ihn gesehen hatte, daß man ihn überführt, heruntergeputzt und Pilot Fish disqualifiziert hatte. Aber auf der großen Tafel flammten die Nummern der Gewinner auf: 1 , 7, 8.
»Zweitens: Aufgrund des Wetters und der schlechten Bodenverhältnisse haben die Stewards beschlossen, die noch ausstehenden Rennen abzusagen …« Ein Stöhnen ging durch die Menge. »… besser gesagt, auf nächsten Sonnabend zu verschieben, an dem wieder ein Sonderprogramm abgewickelt werden soll.« Jubel brauste auf.
»Das Programm wird aus acht Rennen bestehen, und das fünfte wird das gleiche sein wie heute, mit denselben Rennern, nämlich Pilot Fish, Butterscotch Lass, Winning Billy, Street Vendor, Golden Lady, Lochinvar und Noble Star. Eine neue Herausforderung mit doppelten Preisen, zusätzlich 30.000 …«
Jubel und Beifall, Zurufe und Geschrei, und in der Kabine sagte einer: »Eine wunderbare Idee, Tai-Pan. Noble Star wird sich revanchieren!«
»Wird er nicht! Butterscotch …«
»Die Rennleitung«, sprach Dunross weiter ins Mikrofon, »weiß Ihre Unterstützung zu schätzen.« Er wiederholte seine Ankündigungen auf Kantonesisch und fügte hinzu: »In einigen Minuten folgt eine weitere Verlautbarung. Ich danke Ihnen.«
Wieder brach die Menge in Jubel aus. Die Menschen, die draußen gestanden hatten, brachten sich vor dem Regen in Sicherheit und eilten zu den Kassen, alles plapperte, frohlockte und stöhnte, verfluchte die Götter oder pries sie und verstopfte die Ausgänge. Von einem neuen Glücksgefühl beseelt, machten sich lange Reihen von Männern, Frauen und Kindern auf den Heimweg. Nur die Gewinner der Doppelwette, acht
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