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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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petite?“
    Deborah nickte und unternahm einen tapferen Versuch, nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. Sie schaffte es knapp. „Übrigens, Marlene“, brach es aus ihr heraus, „mein Name ist gar nicht Maria. Nur Albrecht nennt mich so. Ich heiße Deborah.“
    Marlene sah sie lange an und sagte dann: „Ich danke dir für den Vertrauensbeweis, Deborah.“ Die jungen Frauen umarmten sich kurz, da gellte der Schrei eines Mädchens in höchster Not durch den Park.
    Sie blickten sich an, und noch unter dem Eindruck ihrer neu entstandenen Vertrautheit sprangen beide gleichzeitig hoch und rannten, ohne zu überlegen, in die Richtung, aus dem der Schrei gekommen war. Sie liefen querfeldein über eine frischgemähte Wiese. Prompt blieb Deborah mit einem ihrer Absätze stecken und fiel der Länge nach hin. Marlene war ihr beinahe dreißig Meter voraus, bis sie sich wieder aufgerappelt hatte.
    In panischer Hast kam ihnen ein junges Mädchen entgegengelaufen. Schluchzend warf sie sich in Marlenes Arme und riss sie dabei zu Boden, während sie herzzerreißend rief: „Helfen Sie mir, meine Dame. Oh bitte, bitte, helfen Sie mir …“
    Marlene sah auf und entdeckte nun ihre Verfolger: Zwei Männer, die aus dem die Wiese begrenzendem Gebüsch gegenüber brachen und nun im Laufschritt auf sie zuhielten. Einen davon kannte sie! Ausgerechnet … Ein Freund, Jakob, hatte ihr den Mann einmal gezeigt und sie vor ihm gewarnt. Er gehörte zu den berüchtigten Szmalcowniks, Polen, die versteckte Juden ausmachten und sie erpressten; konnten sie nicht zahlen, verrieten sie sie für Geld an die Deutschen. So oder so machten sie ihr Geschäft.
    Blitzschnell erfasste Marlene die Situation - registrierte die zerfetzte Kleidung des jungen Mädchens, beinahe noch ein Kind, erkannte ihre ungewöhnliche Schönheit und den Davidstern an ihrem Arm, vor allem aber sprach der Ausdruck auf den Gesichtern der Männer Bände. Neben der Auslieferung hatten die Männer vorher noch ihr Vergnügen im Sinn. Marlene war sofort bewusst, dass sie das Mädchen niemals vor ihnen würde retten können, ohne sich selbst und Deborah damit in große Gefahr zu bringen. Vor allem Marlene konnte nicht riskieren, ins Visier der Szmalcowniks zu geraten, die überall ihre Spione hatten.
    So sanft wie möglich, versuchte sie sich daher von dem Mädchen zu lösen, das sich dadurch nur umso mehr an sie klammerte und in ihrer Angst enorme Kräfte mobilisierte.
    Die Männer erreichten sie im gleichen Augenblick wie Deborah, die sich sofort neben Marlene warf. „Was ist hier los? Was fehlt dem Mädchen?“, rief sie atemlos. Marlene kniff sie fest in den Arm und versuchte dabei, ihr einen warnenden Blick zuzuwerfen.
    „Gar nichts ist hier los, meine Damen“, sagte der ältere der beiden Ankömmlinge in gebrochenem Deutsch. Ihm missfiel ihre Einmischung sichtlich. „Wir kümmern uns um sie. Sie ist ein flüchtiges Judenbalg.“ Er packte das wimmernde Mädchen an den langen schwarzen Haaren und zerrte grob daran. Das Mädchen schrie auf vor Schmerzen. Empört fiel Deborah dem Mann in den Arm. „Was machen Sie denn da? Lassen Sie sie los! Sie tun ihr doch weh.“
    Der Mann, dem klar war, dass er zwei deutsche Damen vor sich hatte, war für einen Moment verunsichert, wie er reagieren sollte. Den jüngeren der beiden plagten in dieser Hinsicht weniger Skrupel. Er packte Deborah, zerrte sie weg und schleuderte sie von sich ins Gras. „Sie sollten sich zurückhalten, meine Damen. Sie behindern uns bei der Festnahme einer flüchtigen Kriminellen. Es ist besser, Sie verschwinden jetzt“, knurrte er drohend. Er hatte sich breitbeinig über Deborah aufgebaut, die Hand bedrohlich an seine Waffe gelegt.
    Marlene spürte seine Gewaltbereitschaft und registrierte gleichzeitig die Zornesröte und Empörung Deborahs. Sie wusste, dass sie spätestens jetzt eingreifen musste, um die Situation noch zu retten. Männern das Spiel im letzten Moment zu verderben, war gefährlich. Mit viel Mühe hatte sie es inzwischen geschafft, sich von dem verängstigten Mädchen zu befreien und warf sich tapfer ins Gefecht:
    „Aber, meine Herren. Warum denn gleich so ungemütlich? Verzeihen Sie meiner jungen und impulsiven Freundin. Es war einfach nur der Schreck. Natürlich lassen wir Sie Ihre Pflicht tun.“ Sie beugte sich zu Deborah hinunter, als wollte sie ihr aufhelfen und zischte: „Verdammt, hast du den Verstand verloren? Hast du vorhin überhaupt nichts begriffen? Versteh doch … Du kannst

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