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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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verloren.«
    Seine flache Stimme begann bei den letzten fünf Worten plötzlich zu zittern. Er verstummte und biss so fest die Zähne aufeinander, dass die Wangenmuskeln hervortraten und seine Nasenflügel bebten. Wie gelähmt starrte Adrienne auf das Display, denn in den ganzen zehn Jahren seit Königin Solanges Tod hatte sie in seinem Tonfall nicht so viel Empfindsamkeit gehört wie in diesem letzten Satz.
    »Ich weiß, dass ich dir weh getan habe, Adrienne«, sagte er schließlich mit einer Stimme, die wieder klanglos war, aber rau. »Ich weiß auch wie und warum. Ich bin kein Idiot, auch wenn ich mich so verhalten habe. Aber es genügte nicht, das zu wissen. Dabei hätte es genügen müssen.«
    Er klang fast, als gerate er ins Faseln, doch fuhren die Worte ihm wie in kurzen Feuerstößen aus dem Mund, und trotz seines gequälten Tones besaßen sie die Intensität eines Laserstrahls.
    »Ja, es hätte genügen müssen. Es hätte genügt, wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte. Aber ich dachte … Nein, das stimmt nicht. Ich habe nicht gedacht, sondern glaubte es nur. Mir erschien es sicherer, kühl zu sein, dich von mir zu weisen …« Er unterbrach sich zu einem weiteren Räuspern. »Ich brauche dir die Dummheiten, die ich begangen habe, nicht aufzuzählen«, fuhr er dann fort. »Weiß Gott, wenn ich sie kenne, dann kennst du sie umso besser. Und ich weiß, dass ich nicht einmal hoffen darf, du könntest meine Beweggründe verstehen … oder mir mein Tun verzeihen. Darum werde ich dich nicht darum bitten.
    Aber …« Er stockte wieder und sog lange und rasselnd den Atem ein. Seine geschwollenen Augen glitzerten verdächtig. »Aber heute hätte ich dich fast verloren«, krächzte er. »Vielleicht habe ich dich längst verloren, und wenn es so ist, werde ich dir es nicht verübeln. Heute hätte ich dich jedoch fast für immer verloren wie … wie deine Mutter. Und ich habe eines begriffen: Wenn du heute … gestorben wärst, dann wäre mit dir jede Chance gestorben, dir zu sagen, wie sehr es mir Leid tut und wie sehr ich dich liebe. Vielleicht ist so etwas Furchtbares, Erschreckendes wie der heutige Tag nötig, um mich wachzurütteln, aber ich kann lernen, Adrienne. Und ob du mir nun vergeben kannst oder nicht, ich werde dich nie wieder ausschließen. Vielleicht kann es zwischen uns niemals mehr so sein, wie es war, bevor deine Mutter starb. Das wäre meine Schuld, und ich kann sie tragen. Aber nun weiß ich, wie dumm ich gewesen bin. Ich kann mich nicht abwenden und tun, als wüsste ich von nichts. Von nun an also werde ich dich wenigstens so behandeln, wie ein Monarch seine Thronnachfolgerin behandeln sollte – als jemanden, den man mit einbezieht und um seine Meinung fragt, auf dessen Rat man hört und der das Recht hat, Erklärungen einzufordern. Ich möchte es gern … wirklich gern noch …« – seine Stimme brach – »… besser machen. Ich würde gern lernen, mich wieder wie ein Vater zu verhalten, aber ich weiß, dass ich nicht einfach von dir verlangen oder fordern darf, dass du mich als Vaterfigur siehst. Diese Stellung muss ich mir erst wieder verdienen. Auch wenn ich keinen Erfolg habe, werde ich es versuchen, und …« – ihm gelang ein zittriges Lächeln, während ihm die Tränen das Gesicht hinunterliefen – »wenn ich eins gelernt habe, dann, mir wirklich Mühe zu geben, wenn ich etwas unbedingt möchte.«
    »Das weiß ich wohl, Daddy«, flüsterte sie unter Tränen, als er sich erneut unterbrach. Sie streichelte den ‘Kater auf ihrem Schoß. Auf diese Worte wartete sie nun schon so viele, schmerzerfüllte Jahre. Nun hatte Adrienne sie gehört … und er hatte Recht. In ihren Träumen hatte sie diese Zusammenkunft so oft erlebt, und ihre Narben waren wie durch Zauberhand abgeheilt – dann hatte sie ihn wieder als den Vater gesehen, den sie verehrte, und sich als geliebte Tochter. Doch in der Realität sah die Sache anders aus: Er hatte sie zu schwer verletzt. Die Narben reichten zu tief, und dadurch war diese unschuldige Idylle ihnen beiden tatsächlich auf immer verloren gegangen. Sie hatten sich nicht nur entfremdet, sondern waren einander zu Quellen des Schmerzes geworden, des Leidens und des Alleinseins. Das konnte niemals binnen eines Augenblicks vergessen werden, so gern sie es auch wollte. Nein, sie wusste nicht einmal, ob sie es je wieder vergessen könnte.
    Aber ich weiß auch, dass wir es nicht in Ordnung bringen können, wenn wir es nicht wenigstens versuchen , dachte sie und

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