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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Nacht wird! Die Sagen-Künderinnen werden so lange von uns singen, wie es Leute gibt, und sie und ich werden auf ewig zusammen bleiben!
    Er blickte sie ein letztes Mal für einen kurzen, endlosen Moment an, dann ließ er das Kopfende los und warf sich auf sie, knurrte und fing ihre Hand und ihren Unterarm, als sei er ein spielendes Junges. Das fröhliche Gelächter von Mensch und Baumkatze setzte ein Fanal gegen das Dunkel.

 
     
     
    DAS GAMBIT DER KÖNIGIN
    (Queen’s Gambit)
    von Jane Lindskold
    Über dem blauen Sand von Indigo Salts Fiats vollführte Roger einen perfekten Doppelspiral-Salchow und blickte Angelique fragend an, wie sie seine Leistung beurteile. Seine Ehefrau und Königin stand in eleganter Haltung auf ihrem eigenen Gravo-Ski, das dunkle Haar peitschte hinter ihr im Wind. Sie hob die Hand zum Gruß, dann führte sie das Manöver selber aus.
    Sie benötigte etwas mehr Zeit dazu, aber sie beherrschte den Salchow noch besser. Roger lachte leise vor sich hin. Wären Schiedsrichter zugegen gewesen, hätte sie die Runde gewonnen.
    »Bereit für einen vierfachen, Angel?«, fragte er sie über Com.
    »Warum nicht?«, antwortete sie und lachte. »Ich weiß nicht mehr, wann die Bedingungen zum letzten Mal so ideal gewesen wären.«
    »Du zuerst«, erwiderte er.
    »Damit du meine Technik studieren kannst?« Sie lachte wieder. »Wie Euer Majestät befehlen.«
    Ihrem Vierfach-Salchow fügte sie einen kleinen Schlenker hinzu, den man fast als zusätzliche halbe Spirale hätte werten können.
    König Roger III. von Manticore gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, wie sehr er ihre Technik bewundere, dann blickte er konzentriert auf sein Display. Wenn er diese Runde ihres privaten Wettkampfes noch gewinnen wollte, brauchte er jeden Vorteil, den der leichte Wind und die Thermik ihm boten.
    Als er den Eindruck hatte, dass die Bedingungen nicht idealer sein könnten, stieg er in die erste Spirale auf. Perfekt!
    Die zweite verlief ebenso glatt, die dritte völlig reibungslos. Roger setzte gerade zur vierten an und konzentrierte sich dabei ganz auf den Geschwindigkeitsgewinn, den er brauchte, um auch Angeliques Schnörkel am Ende nachahmen zu können. In diesem Moment ruckte der Gravo-Ski unter seinen Füßen.
    Er besaß viel Erfahrung mit den Extravaganzen von Gravo-Skiern und glaubte nicht, dass er sich den Stoß nur eingebildet hatte. Für einen Moment war er versucht, das Rütteln auszufliegen – denn obwohl er nie öffentlich angetreten war, zählte er zu den besten Gravo-Skifahrern im Sternenkönigreich. Gleichzeitig war ihm klar, wie sehr sein Königreich in Aufruhr geraten würde, sollte ihm etwas zustoßen.
    Daher versagte er sich die Verlockung sofort und griff mit der linken Hand nach der Reißleine, die ihn vom Ski trennte und den betriebsbereiten Kontragravtornister auf seinem Rücken aktivierte. In diesem Augenblick ruckte der Gravo-Ski wieder, und diesmal so heftig, dass man es auch vom Boden aus deutlich beobachten konnte. Die Erschütterung löste seine Hand von der Reißleine.
    Über das Com sagte Angelique: »Ich komme dir zu Hilfe, Roger.«
    »Es geht schon, Liebes«, antwortete er und tastete nach dem Seil.
    Das Unmögliche geschah: Der Gravo-Ski versagte völlig. Die Geschwindigkeit, die Roger in die letzte Spirale eingebracht hatte, richtete sich nun gegen ihn und zog seine Hand wieder von der Reißleine fort.
    Unter ihm glitzerte der Salzsand grell, schroff und erbarmungslos. Roger starb mit dem Schrei seiner Frau im Ohr und dem Gefühl, ein weit entferntes Herz zerbreche vor Leid.
     
    Nachdem Elizabeth Winton, Königin Elisabeth III. von Manticore, mit ihrem Verlobten Justin Zyrr das Holovideo von Rogers III. Tod angesehen hatte, zogen sie sich in einen kleinen Nebenraum zurück.
    Der dreizehnjährige Prinz Michael war schon nach der ersten Wiedergabe wild schluchzend aus dem Raum gestürzt. Seinem Vater war er sehr zugetan gewesen, und erst jüngst hatte eine gewisse Schärfe ihre Beziehung gefärbt, weil Roger von seinem Sohn verlangte, in die Navy einzutreten. Nun würde sich die Misshelligkeit niemals mehr beilegen lassen.
    Justin hätte sich eigentlich Gedanken um den Jungen gemacht, doch im Moment bedurfte seine Verlobte seiner vollen Aufmerksamkeit. Schlank und hochgewachsen, stand sie neben ihm wie eine Statue aus Mahagoni, die mit ihrer Haltung die Trauer verkörpern soll. Äußerlich schienen sie nicht viel gemeinsam zu haben.
    Ihr Haar, ihre Augen und ihre Haut waren dunkel.

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