Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx
Königin Elisabeth erhalten. Ich möchte sie nicht bedrängen, aber eine offizielle Verlautbarung aus dem Palast wäre schon sehr nützlich. Bevor ein offizieller Regentschaftsrat ernannt ist, muss unsere Gruppe einige vorübergehend wirksame politische Entscheidungen treffen.«
»Und«, fügte Cromarty hinzu, »wenn das Parlament morgen vor der Krönung zu seiner Sondersitzung zusammentritt, sollte ich wenigstens eine grobe Vorstellung vom Willen Ihrer Majestät besitzen.«
Herzogin Caitrin Winton-Henke hob die Hand. »Wieso ist Elizabeth nicht hinzugebeten worden?«
»Ich wollte ihr etwas Zeit gegen, sich zu erholen, denn sie sah gerade erst das Holo des Unfalls.« Bei dem letzten Wort brach die Stimme der Königinmutter. »Dreimal hat sie es sich angesehen und war trotz Ariels Hilfe sehr aufgeregt darüber. Ich fand, es würde ihr nur bekommen, sich ein wenig zu erholen.«
»Vielleicht.« Winton-Henke neigte das Haupt in einer Art, die an ihren Bruder denken ließ. »Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich es gern hätte, wenn mein Schicksal in meiner Abwesenheit besprochen würde.«
»Aber auch lediglich besprochen«, sagte Cromarty. »Entscheiden kann sie nur selbst. So schwer wir uns auch daran gewöhnen: Das Collegemädchen von gestern ist heute unsere Königin. Wir können sie nur beraten, nicht ein Jota mehr.«
Über den kleinen Raum senkte sich Schweigen, das nur vom Geschirrklappern gebrochen wurde, als Königinmutter Angelique sich Kaffee nachschenkte.
»Fahren wir also fort?«, fragte Dame Eliska ungeduldig. »Wie ich es sehe, müssen wir uns um drei Angelegenheiten kümmern: die Entscheidung für einen Regenten, die Wahl eines Regentschaftsrates und Elizabeths Heirat.«
Cromarty nickte. »Am besten fangen wir mit dem Regenten an. Der Regentschaftsrat wird wahrscheinlich aus Kandidaten gebildet, die wir auswählen.«
Dame Eliska schaltete ein Memopad ein. »Die eine offensichtliche Kandidatin ist Königinmutter Angelique; eine andere Herzogin Winton-Henke.«
Niemand erhob Einwände. Angelique war fast dreißig Jahre lang mit Roger Winton verheiratet gewesen, und davon hatte er fünfundzwanzig Jahre als König geherrscht. Im Palast wurde ihr politischer Scharfsinn sehr respektiert, nach außen hatte jedoch ein Interesse vorgeherrscht, Roger als starken, entscheidungswilligen Monarchen darzustellen. Darum hatte sich Angelique für gewöhnlich jeglicher politischer Äußerungen in der Öffentlichkeit enthalten. Die wenigen Anlässe, zu denen sie das Wort ergriffen hatte, hatten jeden überzeugt, dass sie die wesentlichen Zusammenhänge begriff.
Caitrin Winton-Henke hatte sich vom Palastleben zurückgezogen, nachdem ihrem Bruder zuerst Elizabeth und dann Michael geboren wurden und die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Thron erben würde, stark gesunken war. Samantha II. wollte jedoch nicht zulassen, dass ihr zweitgeborenes Kind in völliger Unkenntnis der politischen Wirklichkeit aufwuchs. Obwohl sie nur relativ kurze Zeit Kronprinzessin gewesen war, nahm Herzogin Winton-Henke die Verantwortung sehr ernst, die ein Angehöriger der Peers trug, und ihr Mann traf seine Entscheidungen in aller Regel erst nach Beratung mit ihr.
Ihren Herzoginnentitel hielt sie nur auf Lebenszeit; an ihre Kinder konnte sie ihn nicht vererben. Zusammen mit dem Namen Winton, den sie zusätzlich zum Namen ihres Mannes trug, des Earls von Gold Peak, diente ihr Adelstitel lediglich der Erinnerung, dass sie die Schwester des Königs sei. Wer sie aber kannte, betrachtete sie als das Musterbeispiel einer Herzogin.
»Es ist weithin bekannt, dass Earl Gold Peak den Zentralisten zuneigt. Herzogin Winton-Henke teilt seine diesbezüglichen Ansichten.«, bemerkte Cromarty. »Einige werden einwenden, dass ein zentralistischer Premierminister und eine zentralistische Regentin die Opposition der fairen Gelegenheit berauben würden, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Die Königin selbst steht natürlich über aller Parteipolitik.«
»Das stimmt«, gab Dame Eliska ihm Recht. »Haben Sie denn andere Vorschläge?«
Cromarty spielte mit seiner leeren Kaffeetasse. »Vielleicht ein Mitglied der Kronenloyalisten. Zwar verbünden sie sich meist mit den Zentralisten, aber sie stammen nicht aus unseren Reihen. Ihr schrankenloser Respekt vor der Monarchie könnte Elizabeth den Umgang mit ihrem Regenten erleichtern.«
»Gutes Argument«, stimmte Angelique ihm zu. »Sonst noch Vorschläge aus dem Handgelenk?«
»Howell, Ayre und Dugatkin bieten
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