Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
nicht schmecken, was sich hinter den Augen ihrer Mitmenschen verbirgt.
    Aber wir sind nicht geistesblind , entgegnete Parsifal, und Dunatis zuckte mit den Ohren.
    Verteilt euch, Brüder , befahl er. Zwar wäre es möglich, dass der Übeltäter nicht in der Nähe ist, weil er die Ausführung seines Plans nicht beobachten will oder muss. Aber genauso gut kann er in der Nähe sein. Sucht ihn, und wenn ihr ihn findet, dann ruft uns. Vielleicht – und in Dunatis’ Geistesstimme lag grimme, rachsüchtige Vorfreude – können wir seinen Schritt verzögern, bis unsere Menschen kommen und ihn fragen, ob er einen schönen Tag gehabt hat .
     
    Thoreau hätte am liebsten seine Kraft und Körpergröße eingesetzt, um sich einen Fluchtweg durch die Menschenmenge zu pflügen, doch das wagte er nicht. Er musste in dem schützenden Durcheinander untergehen, und deshalb ließ er sich vom Strom der Menschen auf die Tore zutragen. Die Masse bewegte sich langsamer, als ihm recht war, aber wenigstens ging es voran, und …
    Als es über ihm fauchte und zischte, riss er den Kopf hoch. Von einem Ast blitzten ihn grasgrüne Augen an, und als er ihrem Blick begegnete, wurde aus dem Fauchen ein niedriges, drohendes Knurren. Thoreau schluckte; er wollte sich umdrehen, doch da erklang ein weiteres Fauchen von dem Baum hinter ihm. Noch eine ‘Katz zischte ihn an, und dann eine weitere – und mehr!
    Wie gelähmt blieb Henry Thoreau stehen, während vierzehn seidenfellige Baumbewohner ihn wütend anstarrten und dabei mit den Schwänzen schlugen, während sie immer wieder elfenbeinweiße Krallen in die Baumrinde schlugen. Nichts Niedliches, Kuscheliges war an ihnen, und er spürte die wache, zornige Intelligenz hinter ihren grünen Augen, die ihn mit starren Blicken durchbohrten.
    Sie wissen Bescheid , dachte er. Die kleinen Mistviecher wissen tatsächlich Bescheid, dass ich damit zu tun hatte! Aber woher? Woher sollen sie das wissen? Es sei denn, sie könnten …
    Und da begriff er. Sie waren Empathen, und seine Gefühle verrieten es ihnen, als brüllte er seine Schuld aus vollem Halse heraus. Aber außer ihnen wusste niemand etwas. Wenn er ihnen entkam, konnten sie ihr Wissen nicht weitergeben.
    Er brauchte ihnen nur zu entkommen.
    Er schluckte wieder, dann wich er langsam zurück.
    Er war vielleicht drei Meter weit gekommen, als eine Flutwelle aus Baumkatzen mit nadelspitzen Zähnen und Klauen sich auf ihn stürzte.
     

10
     
    Langsam öffnete Adrienne Michelle Aoriana Elizabeth Winton die Augen. Ihr Kopf tat weh, ihr Gesicht tat weh, ihr Rücken tat weh, und mit ihrem rechten Auge konnte sie nicht scharf sehen. Davon mal abgesehen , dachte sie, geht es mir blendend. Wenn ich jetzt noch wüsste, warum ich Schmerzen habe …
    Sie starrte zur Decke und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und in eine gemeinsame Richtung zu lenken. Leicht fiel ihr das nicht, doch da rührte sich etwas auf dem Kopfkissen gleich neben ihrem rechten Ohr. Weich und flauschig war es und strich ihr gerade eben spürbar über die Haut. Sie erinnerte sich und keuchte auf. Als sie den Kopf herumriss, erwiderten die strahlend grünen Augen des Baumkaters ihren Blick, und ein leises Schnurren hieß sie in der wachen Welt willkommen.
    Sie starrte den ‘Kater an, und noch immer waren ihre Gedanken langsam und konfus. Doch war sie nicht zu verwirrt, um sich an den Moment zu erinnern, als der ‘Kater ihr in die Arme sprang. Sie griff nach ihm. Die Bewegung jagte ihr Schmerzen durch ihren Kopf, doch glitt der ‘Kater willig in ihre Arme, schlang ihr die kräftigen, drahtigen Vorderläufe um den Hals und rieb seinen Kopf ganz sanft an ihre Wange.
    »Wie ich sehe, sind Sie wach«, sagte eine vertraute Stimme, und als sie an der ‘Katz vorbeiblickte, sah sie Alvin Tudev. Der Lieutenant Colonel trug einen Arm in der Schlinge und trat gerade durch die Tür des Zimmers, das, wie sie jetzt erst begriff, ein Krankenhauszimmer war. »Gut«, fuhr er fort, »eine Weile hat es gedauert.«
    »Wie …« Adrienne räusperte sich. »Wie lange heißt ›eine Weile‹, und was ist passiert?«
    »Eine Weile heißt mehrere Stunden«, antwortete er. »Was passiert ist, nun, das ist komplizierter. Was Ihre Kopfschmerzen betrifft, an denen bin wohl ich schuld. Ich habe Sie etwas härter umgerissen als ich wollte.«
    »Sie haben mich umgerissen?«, wiederholte sie langsam, und er nickte.
    »Gehört zum Berufsbild der Leibwächter, sobald die Kugeln zu fliegen beginnen, Königliche Hoheit. Ich

Weitere Kostenlose Bücher