Honor Harrington 19. Der Schatten von Saganami
zu verdrehen, bis sie ihren Zwecken nutzt. Aber Leichensäcke, brennende Gebäude und Bombenanschläge, allesamt absolut echt und für die Abendnachricht auf HD gebannt, sind beeindruckender als jeder Fürsprecher, den man je gesehen hat. Wenn die Freiheitskämpfer im Talbott-Sternhaufen es erst verstehen, diese Botschaft zu verbreiten, begreift die Bürgerschaft der Liga vielleicht allmählich den Unterschied zwischen unseren peinlich fair und gewissenhaft durchgeführten ehrlichen Abstimmungen und dem abgekarteten Spiel, mit dem die Manticoraner durchzukommen hofften.«
»Wissen Sie, das würde mir ziemlich gut gefallen«, sagte Izrok Levakonic sinnend. Der kleine, drahtige Mann hatte ein dunkles, sardonisches Gesicht, und sein Lächeln zeigte einen Anklang von echter Humorigkeit. »Das klingt so . edel von uns.«
»Allerdings«, sagte Verrochio ein wenig ablehnend. Der OFS-Kommissar fühlte sich wohler, wenn er unter bürokratischen Feldsteinen wühlen konnte. Menschen, die bereit waren, offen zuzugeben, dass sie entschlossen waren, gegen das System zu spielen, flößten ihm Unbehagen ein.
»Natürlich«, sagte Yucel mit einem durchdringenden Blick ihrer dunklen Augen, »bräuchten die selbstlosen Patrioten Zugang zu modernen Waffen, damit ihr Widerstand Wirkung zeigt. Wahrscheinlich sogar finanzielle Beihilfen.« Sie blickte über den Konferenztisch hinweg Anisimovna und Bardasano an, und die Repräsentantin von Manpower lächelte feierlich.
»Das sehe ich auch so«, sagte sie, und Yucel nickte ganz leicht.
»Und was, wenn die Mantys Ihre >Freiheitskämpfer< in Grund und Boden stampfen?«, wollte Kalokainos wissen. Von allen Gesichtern am Tisch konnte allein seines unwirsch genannt werden.
»Das wäre ... schwierig«, sagte Yucel. »Nicht unmöglich natürlich, Mr Kalokainos. Aber schwierig. Die Manticoraner bräuchten dazu sowohl den politischen Willen als auch die physischen Mittel. Ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt nur den Willen aufbringen, denn sie würden rasch feststellen, dass sie ohne Blutvergießen nicht weiterkommen. Mein Eindruck ist, dass die Manticoraner härter im Nehmen sind als der durchschnittliche Solarier, aber mit den unausweichlichen unangenehmen Begleiterscheinungen imperialer Expansion haben sie keine große Erfahrung. Die Andermaner wären vermutlich bereit zu tun, was getan werden muss; bei den Mantys bin ich mir nicht so sicher.
Selbst wenn es so wäre, bräuchten sie immer noch die Mittel, und angesichts ihres weiteren militärischen Engagements erscheint es mir sehr fraglich, ob sie die Schiffe und Truppen entbehren könnten, die nötig sein würden, um dieser Art Widerstand rasch und effektiv entgegentreten zu können.«
Anisimovna nickte, obwohl sie nicht sicher war, ob sie völlig auf die Analyse des GendarmerieBrigadiers vertrauen wollte. Yucel war ohne Zweifel intelligent - mit Sicherheit intelligenter als Verrochio und womöglich auch intelligenter als Hongbo. Sie neigte allerdings zur willkürlichen Brutalität. Die vertraulichen Berichte Manpowers deuteten sehr darauf hin, dass Yucel zu Verrochio in die Provinz versetzt worden war, weil ihre Neigung zum Sadismus ihr auf ihrem letzten Posten ein wenig zu große Bekanntheit eingebracht hatte.
Ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, es stand so gut wie außer Frage, dass Yucels Vorstellung von der Unterdrückung von Widerstand auf der maximalen Ausübung von Gewalt zum frühestmöglichen Zeitpunkt basierte, um Exempel zu statuieren, die mögliche Rebellen einschüchtern und zur Aufgabe bewegen sollten. Oder dass sie der Meinung war, jeder, der ihrer Methodik nicht zustimmte, sei willensschwach und verachtenswert.
»Ich glaube, wir können es als gegeben ansehen, dass jede Widerstandsbewegung, die von außen nennenswerte Unterstützung an Waffen und Geld erhielte, zumindest nur unter hohen Kosten und großem Blutvergießen niederzuschlagen wäre«, sagte Anisimovna. »Und damit der Untersuchungsbericht die erwünschte Tendenz bekäme, um den Schatten des Zweifels auf die Rechtmäßigkeit des fraglichen Plebiszits zu werfen, wäre nur genügend starke Gewalt notwendig.«
»Da könnten Sie recht haben«, räumte Kalokainos mit ostentativem Widerstreben ein. »Dennoch wäre mehr als ein gewöhnlicher Guerillakrieg nötig, um einen Umschwung der öffentlichen Meinung auszulösen. Besonders angesichts dieser manticoranischen Kontakte mit Alterde, von denen wir gerade sprachen.«
»Wir brauchen gar keinen
Weitere Kostenlose Bücher