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Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden

Titel: Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Minuten beginnt Ihre Wache.«
    Sally MacBride blickte der jungen Frau hinterher und seufzte. Wie sie Ginger gegenüber angedeutet hatte, hegte sie einen starken Verdacht, was vorgefallen war, und gab sich selbst die Schuld daran. Sie hätte Steilman im gleichen Augenblick ablehnen sollen, in dem sie seinen Namen auf der Besatzungsliste gesehen hatte. Davon hatte sie abgesehen und fragte sich nun, inwieweit der Beweggrund dafür Stolz gewesen war. Sie hatte ihn schon einmal in die Knie gezwungen und war sich sicher gewesen, daß es ihr erneut gelingen würde, deshalb hatte sie ihn nicht abgelehnt. Nach wie vor war sie sich sicher, mit Steilman fertigzuwerden … Sie hatte nur nicht mit einkalkuliert, welchen Preis andere dafür vielleicht bezahlen würden, und das hätte sie tun müssen, besonders nach Steilmans Zusammenstoß mit Wanderman.
    Finster blickte sie auf ihr abgeschaltetes Terminal. Sie hatte Steilman durchaus im Auge behalten, aber seit der letzten gemeinsamen Reise war der Kerl offenbar erheblich verschlagener geworden. Sie beide waren ja nun auch zehn T-Jahre älter, und irgendwie hatte er diese Zeit überstanden, ohne im Militärgefängnis zu landen. Eigentlich hätte es ihr dabei doch wie Schuppen von den Augen fallen sollen … Dennoch, die Bosun konnte sich nicht vorstellen, wie Steilman sich an Wanderman herangeschlichen haben sollte, ohne daß sie davon erfuhr. Es sei denn, Ginger Lewis’ Verdacht entsprach der Wahrheit. Im großen und ganzen war die Besatzung der Wayfarer so gut wie jede Crew, in der MacBride je gedient hatte, aber es gab eine kleine Gruppe von echten Unruhestiftern. Bislang war es ihr und Profos Thomas gelungen, diese Leute in Schach zu halten – das hatten sie zumindest beide geglaubt. Nun kamen der Bosun Zweifel, und sie schürzte nachdenklich die Lippen, während sie im Geiste eine Liste von Namen und Gesichtern durchging. Coulter, dachte sie. Er mußte dabei sein. Steilman und er dienten im Maschinenraum. Die Bosun hatte im Einvernehmen mit Commander Tschu dafür gesorgt, daß die beiden voneinander getrennt wurden, aber sie arbeiteten noch in der gleichen Wache in unterschiedlichen Abteilungen. Dadurch erhielten sie außer Dienst genügend Zeit, die Köpfe zusammenzustecken, und wahrscheinlich hatten sie mittlerweile ein paar Gleichgesinnte um sich geschart. Zum Beispiel Elizabeth Showforth. Sie trieb sich mit Steilman herum und war auf ihre eigene Weise nicht besser als er. Dazu kamen Stennis und Ilyushin.
    MacBride knurrte. Menschen wie Steilman und Showforth ekelten sie an. Sie wußten, wie man anderen Furcht einflößte, und die Unerfahrenheit ihrer Crewkameraden verlieh ihnen um so mehr Spielraum. Zu viele Wayfarers waren noch zu jung und besaßen nicht den Mumm, um sich Steilman und Konsorten entgegenzustellen. MacBride hatte bereits Gerüchte über Einschüchterungsversuche und kleinere Diebstähle gehört, hatte jedoch geglaubt, diese Dinge würden sich von selber regeln und verschwinden, sobald die Neulinge sich eingewöhnt hatten. In Anbetracht der Eskalation im Falle Wanderman fürchtete die Bosun nun, die Lage falsch eingeschätzt zu haben. Solange der junge Mann nicht von selbst zugab, was vorgefallen war, konnte sie keine offiziellen Schritte gegen Steilman einleiten – dadurch aber würde die Bedeutung Steilmans und die seiner Spießgesellen nur vergrößert und die Lage verschlimmert.
    Sally MacBride gefielen die eigenen Schlußfolgerungen wenig. Wenn es sein mußte, konnte sie Steilman und seinen Haufen wie Kakerlaken an der Wand zerquetschen, aber dazu wäre eine Ermittlung mit allen Schikanen erforderlich. Gegenüber der gesamten Crew müßte hart durchgegriffen werden, und das hätte extreme Auswirkungen auf Moral und Solidarität, beides Werte, die sie bislang mühevoll gehegt hatte. Aber wenn nichts unternommen wurde, würde das Krebsgeschwür, das innen wucherte, gewiß schwere Folgen zeitigen.
    Sie brütete eine Weile darüber und nickte endlich. Wie sie Lewis gesagt hatte, gab es Momente, in denen man nicht drängen durfte – und aber auch Momente, in denen man drängen mußte . Um ein Gespür für die feinen Unterschiede zu besitzen, mußte man länger Bootsmann gewesen sein als Lewis es war. MacBride konnte nichts unternehmen, ohne ihre Absichten zu offenbaren – was schlecht gewesen wäre. Doch es gab andere Personen, durch die sie ihre Präsenz deutlich machen konnte.
    Sie gab einen Code in ihr Com.
    »Com-Center«, meldete sich eine Stimme,

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