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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu Fell und meldete, es sei Zeit für acht Glasen - Mittag. »Gut, lassen Sie pfeifen«, sagte Fell. Gleich darauf erklang im ganzen Schiff der willkommene Ruf:
    »Antreten zum Schnapsempfang!«
    »Frühstück, Mylord?« fragte Gerard abermals. »Wir wollen noch ein bißchen warten«, sagte Hornblower. »Ich möchte gern wissen, wie sich die Clorinda auf diesem Kurs benimmt.« Er sah Gerards enttäuschte Miene und lachte: »Mir scheint, Ihnen geht es in erster Linie um Ihr eigenes Frühstück, wie? Haben Sie auch noch nichts im Magen?«
    »Nein, Mylord.«
    »Ich lasse meine jungen Leute grausam verhungern«, sagte Hornblower und ließ seinen Blick von Gerard zu Spendlove wandern, aber dieser tat merkwürdigerweise ganz unbeteiligt.
    Da wußte Hornblower gleich Bescheid: »Ich wette eine Guinee«, sagte er, »daß Spendlove nicht den ganzen Vormittag gefastet hat.«
    Sein Angebot fand nur ein breites Grinsen als Antwort. »Ich bin zwar kein Seemann, Mylord«, sagte Spendlove schließlich, »aber eines habe ich bei meinen Seefahrten doch gelernt: Sobald eine Mahlzeit in Erscheinung tritt, gilt es zuzugreifen. Die Gelegenheit zum Essen schwindet an Bord so rasch und unwiederbringlich dahin wie ein goldenes Traumschloß.«
    »Sie sind also mit vollem Bauch an Deck spazieren gegangen, während Ihr Admiral Hunger litt? Pfui, schämen Sie sich!«
    »Ich schäme mich so gründlich, wie es im vorliegenden Falle geboten scheint, Mylord.«
    Offenbar war Spendlove so taktvoll und wortgewandt, wie es sich für den Sekretär eines Admirals gehörte. »An die Großbrassen!« brüllte Fell.
    Die Clorinda rauschte mit halbem Wind durch die blaue See, sie lief bei dieser Windrichtung am besten, und Fell tat überdies sein möglichstes, um auch das letzte an Fahrt aus ihr herauszuholen. Hornblower warf einen Blick nach der Estrella .
    "Ich fürchte, wir fallen zurück«, sagte er. "Mir scheint es auch so, Mylord«, sagte Gerard nach kurzer Beobachtung und ging wieder zum Kompaß, um eine Peilung zu nehmen. Fell verfolgte sein Tun mit gereizter Miene und wandte sich dann an Hornblower. »Ich hoffe«, sagte er, »Sie werden zugeben, Mylord, daß die Clorinda alles geleistet hat, was man von einem Schiff billigerweise verlangen kann.«
    »Gewiß, Sir Thomas«, sagte Hornblower. Im Grunde wollte Fell damit zum Ausdruck bringen, daß ihn und seine Schiffsführung kein Vorwurf treffen könne. Hornblower glaubte zwar zu wissen, daß ihm manches besser gelungen wäre, dennoch konnte er nicht daran zweifeln, daß die Estrella so oder so entwischt wäre.
    »Dieser Schooner läuft wie behext«, sagte Fell. »Sehen Sie nur hin, Mylord!«
    Die wundervollen Linien und der meisterhafte Segelriß der Estrella bestachen sogar auf diese Entfernung. »Es ist ein wunderbares Schiff«, bestätigte Hornblower. »Sie läuft uns weg, soviel steht fest«, verkündete Gerard vom Kompaß her. »Und mir scheint, sie luvt uns dabei noch aus.«
    »Damit sind meine fünfhundert Pfund beim Teufel«, sagte Fell verbittert. Er hätte das Geld doch so dringend gebraucht.
    »Rudergänger! Einen Strich luven. An die Brassen!« Er brachte die Clorinda etwas höher an den Wind und beobachtete eine Weile, wie sie sich dabei verhielt. Dann wandte er sich wieder an Hornblower: »Ich werde die Jagd erst aufgeben, wenn es nicht mehr anders geht.«
    »Da haben Sie vollkommen recht«, stimmte ihm Hornblower zu.
    In Fells Miene mischten sich Resignation und Verzweiflung.
    Hornblower war sich darüber klar, daß ihn außer dem Verlust des Geldes auch noch eine ganz andere Sorge bedrückte. Die Lords der Admiralität erfuhren natürlich aus dem einzureichenden Bericht von Fells Versuch, die Estrella zu kapern, und von dem beinahe lächerlichen Fehlschlag, den er dabei erlitten hatte. Selbst wenn Hornblowers eigener Bericht diesen Mißerfolg in möglichst mildem Licht erscheinen ließ, der Mißerfolg als solcher blieb. Das bedeutete, daß Fell nach Ablauf seines zweijährigen Kommandos nie mehr Verwendung fand, da ja auf jeden Kapitän im aktiven Dienst der Royal Navy mindestens zwanzig andere kamen, die nach einem Kommando lechzten. Unter diesen Umständen wurde schon das kleinste Versagen eines Mannes zum Anlaß genommen, seiner Laufbahn ein Ende zu setzen, es konnte ja gar nicht anders sein. Fell sah also schon mit banger Sorge dem Los entgegen, den Rest seiner Tage auf Halbsold verbringen zu müssen. Und Lady Fell war eine teure und ehrgeizige Frau. Kein Wunder, daß die gewohnten

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