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Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Horror Factory - Pakt mit dem Tod

Titel: Horror Factory - Pakt mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mochten ja nicht die Hellsten sein, aber wenn sie die Straße leer fanden und nirgendwo eine Spur von ihm zu sehen war, dann würden selbst sie begreifen, dass er sie hereingelegt hatte, und zurückkommen. Und auch die Haustür hatte weder ein Schloss noch einen Riegel.
    Aber immerhin einen Türknauf.
    Fast schon ein bisschen erstaunt über seine eigene Geistesgegenwart eilte Herman die Treppe wieder hinab, drückte die Tür zu und sah sich nach irgendetwas um, womit er sie blockieren konnte.
    Das Einzige, was er fand, war ein kunstvoll gedrechselter Stuhl, der aber zugleich so filigran aussah, als würde schon ein scharfer Blick ausreichen, um ihn in Stücke brechen zu lassen.
    Er musste genügen.
    Mit einer Kraft, die er sich selbst wohl zuallerletzt zugetraut hätte, schleifte Herman den Stuhl zur Tür, verkeilte ihn unter dem Knauf und rüttelte dann prüfend daran.
    Sie hielt. Einem wirklich ernst gemeinten Angriff würde der zerbrechliche Stuhl vermutlich nicht lange widerstehen, aber er glaubte trotz allem auch nicht, dass die beiden Jungen es wagten, gewaltsam in ein Haus einzubrechen. Auch wenn praktisch die gesamte Einwohnerschaft Miltons in der Kirche war, so mussten sie doch trotzdem jederzeit damit rechnen, überrascht zu werden.
    Zum allerersten Mal, seit dieser Albtraum begonnen hatte, wagte es Herman, wieder ein wenig Hoffnung zu schöpfen. Vielleicht entkam er den beiden Burschen ja doch noch.
    Auf jeden Fall brauchte er eine Verschnaufpause, und sei sie noch so kurz. Sein Herz hämmerte immer noch so hart, dass er es bis in die Fingerspitzen fühlen konnte, und der schlechte Geschmack wollte einfach nicht aus seinem Mund verschwinden. Er gewann nichts, wenn er blindlings losstürmte und vor Erschöpfung zusammenbrach, sobald er auch nur den ersten schnellen Schritt machte.
    Zum ersten Mal, seit er hergekommen war, fragte sich Herman, wo er überhaupt war. Ganz gleich warum, er hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Er war in ein fremdes Haus eingedrungen, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    Dass es in Milton keine Schlösser an den Türen gab, hieß nicht, dass jedermann einfach überall hineinspazieren konnte, wie es ihm gerade gefiel. Auch auf der Farm seiner Eltern gab es keine Schlösser an den Türen, aber sein Vater hatte nie einen Zweifel daran gelassen, was demjenigen geschehen würde, der ungefragt sein Haus betrat.
    Fünf Minuten, dachte Herman. Er würde sich fünf Minuten gönnen, um wieder zu Kräften zu kommen, und sich dann aus dem Haus schleichen und einfach auf sein Glück vertrauen, das ihm bisher so treu zur Seite gestanden hatte.
    Auch wenn er gar nicht genau wusste, wie lange fünf Minuten eigentlich waren.
    Noch immer halb außer Atem vor überstandener Anstrengung warf Herman einen letzten sichernden Blick durch das schmale Buntglasfenster in der Tür. Von den beiden Jungen war nichts mehr zu sehen. Er trat zurück und schaute sich mit klopfendem Herzen um.
    Als er hereingekommen war, hatte er in dem herrschenden Halbdunkel kaum etwas erkennen können, doch inzwischen hatten sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt, sodass er seine Umgebung genauer wahrnahm. Was er sah, versetzte ihn in blankes Erstaunen.
    Er hatte von Häusern wie diesem gehört, aber er war ganz und gar nicht sicher gewesen, dass das auch der Wahrheit entsprach. Das einzige Haus, das er in seinem jungen Leben gesehen hatte, war das seiner Eltern, eine kleine Farm fünf Meilen östlich der Stadt, die alles bot, was seine Familie und er zum Leben brauchten. Es gab Wände, Fenster und Türen und eine Decke, und das war auch schon alles, was sein Elternhaus und dieser Palast gemein hatten.
    Die Wände waren mit kostbarem Holz vertäfelt, das dunkel und so lange poliert worden war, bis es wie schwarzer Samt glänzte. Von der Decke hing ein kunstvoller Leuchter aus geschmiedetem Eisen und funkelndem Kristall, und die wenigen Möbel, die er sah, waren ausnahmslos genauso filigran und kunstvoll wie der Stuhl, mit dem er die Tür blockiert hatte. Ein sonderbarer Geruch hing in der Luft, der abstoßend und irgendwie erregend zugleich war – und vollkommen unbekannt.
    Hermans Vernunft meldete sich zu Wort und erinnerte ihn daran, dass die beiden Burschen nicht nur immer noch nach ihm suchten und ihnen vermutlich bereits zu dämmern begann, dass er sie irgendwie übertölpelt hatte, sondern er auch quasi als Einbrecher hier war und besser daran täte, zu verschwinden, bevor der rechtmäßige Bewohner

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