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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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saßen, war Tante Sally zwar noch nervöser als sonst. Aber sie sagte kein Wort über einen Brief. Und wir verabschiedeten uns nach dem Essen und erzählten was von einem kleinen Ausflug zum Fluss. Das war nicht gelogen, denn es war nun Zeit, das Floß für unsere Flucht vorzubereiten. Wir hatten uns schon in den letzten Tagen und Nächten einiges an Proviant aus der Küche und der Vorratskammer „geborgt“. Das ganze Zeug hatten wir außerhalb der Farm zwischengelagert. Und nun musste alles zum Fluss geschafft werden. Erst hatte ich ja noch Angst, das versenkte Boot könnte weg oder das Floß abgetrieben sein. Aber Tom lobte mich: Alles war im besten Zustand. Unser großer Befreiungscoup konnte starten.
    â€žSollen wir nicht diese Nacht…?“ fragte ich Tom ungeduldig.
    Aber der ließ sich nicht erweichen: „So ist das doch fad und ohne Spannung!“ sagte er. „Mit den nächsten Briefen bringen wir erst mal Leben in die Bude.“
    Er hatte recht.
    In der nächsten Nacht malte Tom mit seinem eigenen Blut einen Totenschädel mit zwei gekreuzten Knochen. Dieses Blatt hefteten wir an die Haustür. In der Nacht darauf hängten wir ein zweites Bild mit Sarg an die Hintertür. Und zur Sicherheit kündigten wir auch noch ganz exakt den Zeitpunkt der Entführung an:
    â€žLetzte Warnung! In der kommenden Nacht ist es soweit. Genau um Mitternacht wird eine Bande das Gefängnis überfallen und euren Nigger entführen. – Ein unbekannter Freund.“
    Was Tom damit bezweckte, war mir rätselhaft, und er wollte mir es auch nicht verraten.
    Tante Sally war völlig durchgedreht. Bei jedem Geräusch kreischte sie laut auf. „Es spukt bei uns!“ erzählte sie jedem, der ihr in den Weg kam. „Jetzt ist auch noch mein schönes Sommerkleid weg. Das Leben ist nur noch fürchterlich!“
    Eigentlich hatte ich Mitleid mit ihr, und die Sache mit dem Kleid war mir auch nicht geheuer. Aber ich kam nicht mehr zum Nachdenken, denn den ganzen Tag über besprach Tom mit mir jede Einzelheit der Entführung. Und außerdem wurde das Haus, je mehr es auf den Abend zuging, immer voller: Mindestens fünfzehn Farmer aus der Nachbarschaft waren angerückt – alle mit Gewehr und mit einem Gesicht, das jeden Schwerverbrecher in die Flucht schlagen musste.
    Und dann überstürzten sich die Ereignisse: Tante Sally jagte uns gleich nach dem Abendessen ins Bett, und wir waren, wie immer, gehorsam. Später am Abend schickte mich Tom in den Keller, um noch ein bisschen Proviant zu organisieren. Als ich zurückkam, zitterten mir nicht nur die Knie, ich traute auch meinen Augen nicht: Tom stand da in Tante Sallys Kleid und verkündete: „Wir müssen los!“
    Es war noch lange nicht Mitternacht. Und als wir den Blitzableiter runterrutschten, hörten wir das erregte Gemurmel der Farmer im Haus. Auch sie würden sich sicher jeden Augenblick auf den Weg zu Jims Gefängnis machen. Ob das gut gehen konnte – ich hatte da so meine Zweifel. Wenn wir jetzt unheimlich schnell machen würden und uns niemand in die Quere kam – vielleicht.
    Das Glück schien uns hold. Vor Jims Hütte hockte zwar, wie in den letzten beiden Nächten, ein Nigger als Wache. Aber erstens saß er an der Vorderseite und zweitens war er eingeschlafen. Also nahmen wir schnell die Bretter weg und krochen durch den Tunnel, kamen in die Hütte und Tasteten im Düstern nach Jim. Wir machten die Kette los und Jim war befreit!
    Geschafft! dachte ich schon und wollte los – da kam dieser Wirrkopf Tom auf die Idee, das Kleid auszuziehen und es den armen Jim anziehen zu lassen! Ich ahnte es, ich wusste es: Plötzlich hörte ich Geräusche, Flüstern – die Tür wurde aufgeschlossen, und jemand sagte: „Los, ein paar Mann hier rein zu dem Nigger! Wenn ihr draußen was hört, gleich schießen!“
    Sie kamen herein, es wurde im Dunkeln geschubst und getrampelt – und das reicht gerade aus, um unter das Bett zu kriechen, durch den Tunnel zu krabbeln und ... „Ab in die Freiheit, Jungs!“ zischt Tom, und wir rannten los in Richtung Fluss. Ich half Jim über den Zaun, sprang selber drüber, wir rannten weiter – und hörte Tom fluchen: „Mist!“
    Ich drehte mich um: Tom war am Zaun hängengeblieben! Gleich darauf machte es Peng! Peng! Peng! Wir rannten wie die Blöden – Kugeln

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