Hunter 05 - Späte Vergeltung
Männer zu unterhalten.«
Ja, das wurde leider häufig so ausgelegt. »Das heißt, er ist jetzt frei?«
»Ich gehe davon aus, seine Strafe müsste er abgesessen haben.«
»Das kann ich nachprüfen. Wie heißt er?«
»Bentley Scott.« Chloe zitterte, als sie den Namen nannte. »Das Opfer heißt Christine Higgins.«
Zach notierte sich die beiden Namen. »Okay. Aber ich verstehe noch nicht so ganz, was das mit dem Mordversuch an dir zu tun hat. Und wenn du den Namen der Zeugin nicht kennst, wie kommst du darauf, dass es Candice sein könnte?«
»Durch das, was Curtis nach seiner Freilassung zu mir gesagt hat. Er nannte sie Candy und sagte, dass sie eine Stripperin gewesen sei. Mir kam es komisch vor, dass das nirgends aufgetaucht ist und offenbar niemand wusste, was sie vorher gemacht hat.«
»Es gibt nicht jeder gerne zu, dass er mal gestrippt hat.«
Chloe nickte. »Natürlich. Aber normalerweise findet die Polizei so was dann doch heraus. Bei Candice schien es so, als hätte es ihr Leben bis vor ein paar Jahren gar nicht gegeben.« Sie blies hart den Atem aus. »Ich habe dann ein wenig im Internet recherchiert, nach »Candice«, aber auch nach »Candy« und »Stripperin«. Dort habe ich ein Foto von einer Junggesellenparty entdeckt, das eine Frau zeigte, die Candice zumindest ähnlich sah.« Ihre auf dem Tisch verschränkten Hände zitterten sichtbar. »Sie arbeitete in demselben Club wie Christine damals. Deshalb bin ich mit einem Foto von Candice dorthin gefahren und habe den Besitzer nach ihr gefragt. Er hat sie wiedererkannt und sagte mir, sie wäre vor einiger Zeit nicht mehr wiedergekommen.«
Zach spürte Wut in sich aufsteigen. »Warum hast du mir nichts gesagt? Ich wäre mit dir dorthin gefahren.« Lange sah sie ihn schweigend an und Zach erinnerte sich daran, dass er sie beleidigt und dann die Wohnung verlassen hatte. Hitze stieg in seine Wangen. »Ich weiß, es ist meine Schuld. Aber trotzdem, Chloe, es war verdammt gefährlich, dort alleine hinzufahren, wenn du den Verdacht hattest, dass der Mord damit zusammenhängt.«
»Es war nicht mal dunkel, und ich wollte nur ein paar Fragen stellen. Woher sollte ich wissen, dass jemand versuchen würde, mich zu töten?« Sie blickte auf ihre Finger. »Außerdem wollte ich nicht, dass jemand erfährt, was ich damals getan habe.«
Verständnislos blickte er sie an. »Was hast du denn getan? Es war dein Job, ihn zu verteidigen.«
»Ja, aber genau deshalb hätte ich die Zeugin nicht an die Staatsanwaltschaft verweisen und ihr Tipps geben dürfen, wie es am sichersten für sie ist.« Ihre Stimme wurde leiser. »Wenn das herauskommt, verliere ich wahrscheinlich meine Zulassung, auf jeden Fall aber meinen Job. Und was fast noch schlimmer wäre: Das Urteil gegen den Verbrecher könnte wegen eines Formfehlers aufgehoben werden.«
Zach rieb über seinen Mund. Die Sache wurde immer verzwickter. Schließlich legte er seine Hand über ihre. »Wir müssen dafür sorgen, dass der Kerl gefasst wird, wenn er für den Mord an Candice Meadows und den Angriff auf dich verantwortlich ist.«
»Ja, aber das wissen wir doch nicht! Deshalb habe ich versucht, Beweise zu finden.« Jetzt blickte sie auf, und er konnte die Tränen sehen, die in ihren Augen schwammen. »Wenn ich schon meine Zulassung opfere, dann nur, wenn ich auch sicher sein kann, dass dieser Mistkerl ein für alle Mal hinter Gittern landet.«
Er konnte verstehen, dass Chloe nicht ihre Lebensgrundlage verlieren wollte, aber er hatte andere Prioritäten. »Ich kann nicht zulassen, dass jemand frei herumläuft, der dich töten will.«
»Glaubst du, ich will das? Trotzdem haben wir noch keinerlei Beweise oder wenigstens Indizien, dass Bentley Scott Candice ermordet hat. Wie hätte er sie überhaupt finden sollen? Soweit ich weiß, wurde die Identität der Zeugin nie enthüllt.«
»Vermutlich hat er das genauso gemacht wie du: im Nachtclub herumgefragt und erfahren, wer direkt nach der Tat nicht mehr dort aufgetaucht ist. Oder er hat sie damals dort gesehen und konnte sich denken, dass sie es war. Wann wurde er aus dem Gefängnis entlassen?«
Chloe rieb über ihre Stirn, als hätte sie Schmerzen. »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, ob er überhaupt schon raus ist, aber mit dem verhängten Strafmaß müsste es hinkommen.« Sie verzog den Mund. »Wer weiß, vielleicht ist er wegen guter Führung schon früher rausgekommen.«
Zach klappte seinen Block zu. »Ich werde mich morgen mal umhören.«
Flehend
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