Ice Ship - Tödliche Fracht
zu, drehte sich um und ging. Als er auf dem Flur war, kurz vor dem Ausgang der Krankenstation, hörte er hinter sich Schritte. »Dr. McFarlane?« Es war Captain Britton. »Nehmen Sie mich mit nach oben? Ich muss zurück auf die Brücke. Wir erwarten die aktuellen Wetterdaten.« Sie gingen den dunklen Flur hinunter, der nur durch das Sonnenlicht, das durch die Bullaugen fiel, etwas erhellt wurde. »Ich wollte Ihnen noch mein Beileid ausdrücken. Wie ich gehört habe, war Dr. Masangkay Ihr Freund.« Ihre Stimme hörte sich warm und herzlich an. »Danke«, sagte McFarlane. Und wunderte sich, wie in ihren Augen selbst auf dem spärlich beleuchteten Flur noch so viel Glanz liegen konnte. Wieder überkam ihn das Gefühl, dass eine Art Seelenverwandtschaft zwischen ihnen bestand. »Sagen Sie doch Sam zu mir«, bat er. »Okay – Sam.« Als sie die Stufen zum Hauptdeck hinaufstiegen, fragte Britton: »Drehen Sie eine Runde übers Deck mit mir?« McFarlane sah sie überrascht an. Sie war weitergegangen, und während er zu ihr aufschloss, gestand er sich ein, dass sie ihn mit ihrer stolzen, beherrschten Haltung und ihrer Art auszuschreiten irgendwie an seine Exfrau Malou erinnerte. Über dem Heck des Schiffs lag blassgoldenes Licht – ein schöner Kontrast zum tiefblauen Wasser des Kanals. Nachdem sie ein paar Schritte stumm nebeneinander hergegangen waren, blieb Britton stehen und lehnte sich über die Reling. »Sam, ich stecke in einem Dilemma. Ehrlich gesagt, es gefällt mir gar nicht, was ich über den Meteoriten höre. Ich fürchte, dass er eine Gefahr für das Schiff darstellen könnte. Seeleute haben ein Gespür für so was. Und was ich dort drüben sehe ...« – sie deutete auf die niedrige, schlanke Silhouette des Zerstörers – »... gefällt mir erst recht nicht. Andererseits, so wie ich Glinn bisher erlebt habe, habe ich allen Grund, darauf zu vertrauen, dass er die Sache erfolgreich zu Ende bringen wird.« Sie drehte sich halb zu McFarlane um. »Verstehen Sie den Zwiespalt, in dem ich mich befinde? Ich kann nicht gleichzeitig Eli Glinn und meinem eigenen Instinkt vertrauen. Und wenn ich etwas unternehmen will, dann muss es jetzt sein. Ich lasse nichts in meinem Schiff verstauen, solange ich nicht genau weiß, dass es keine Gefahr darstellt.« Sie spielt tatsächlich mit dem Gedanken abzuspringen, dachte McFarlane verblüfft. »Lloyd wird nicht besonders glücklich sein, wenn Sie ihm Steine in den Weg legen.« »Die Entscheidungen auf der Rolvaag treffe ich, nicht Lloyd. Sehen Sie, als Captain kann ich über solche Besorgnisse nicht mit meinen Offizieren oder gar mit der Mannschaft sprechen. Und erst recht nicht mit den Mitarbeitern der EES. Darum wende ich mich an Sie. Sie sind der Experte, wenn es um Meteoriten geht. Ich muss wissen, ob Sie glauben, dass von diesem Meteoriten eine Gefahr für mein Schiff ausgeht. Ich brauche Ihre Meinung, nicht die von Mr. Lloyd.« McFarlane sah ihr lange in die Augen, dann wandte er sich ab und blickte aufs Meer. »Ich kann Ihre Frage nicht beantworten«, sagte er. »Natürlich ist der Meteorit gefährlich, das haben wir ja schon leidvoll erfahren. Aber ob er eine spezielle Gefahr für das Schiff darstellt? Ich weiß es nicht. Nur, ich fürchte, es ist zu spät, die Sache abzubrechen, selbst wenn Sie es wollten.« »In der Bibliothek haben Sie sich anders angehört. Sie hatten auch Bedenken, genau wie ich.« »Ich habe sogar große Bedenken. Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Dieser Meteorit ist ein tiefes Mysterium für uns. Wie alles im Universum. Aber das, was sich in ihm verbirgt, ist so wichtig, dass ich glaube, wir haben überhaupt keine andere Wahl, als weiterzumachen. Wenn Magellan alle Risiken nüchtern abgewogen hätte, wäre er nicht zu seiner Reise um die Welt aufgebrochen. Und Kolumbus hätte Amerika nie entdeckt.« Britton sah ihn eine Weile stumm an, dann fragte sie: »Meinen Sie, dass man die Bedeutung dieses Meteoriten mit Magellan oder Kolumbus vergleichen kann?« »Ja«, sagte er mit fester Stimme, »auf jeden Fall.« »Glinn hat Ihnen in der Bibliothek eine Frage gestellt, die Sie nicht beantwortet haben.« »Weil ich sie nicht beantworten konnte.« »Warum nicht?« Wieder sah er ihr lange in die grünen Augen. »Weil mir trotz Rochefort und aller ungelöster Rätsel klar wurde, dass ich den Meteoriten haben will. Ich will ihn mehr, als ich je etwas haben wollte.« Britton starrte eine Weile aufs Meer. Dann löste sie sich von der Reling. »Ich danke
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