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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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gewesen. Er hatte nicht geahnt, welche Wortgewalt Dichtung entfalten und wie tief sie die Gefühle eines Menschen anrühren kann. Er nahm sich vor, Britton irgendwann darauf anzusprechen, schließlich hatte sie seinerzeit bei ihrer ersten Begegnung durch ihr Auden-Zitat erst den Anstoß zu seinem spontanen Entschluss gegeben, sich auf diese literarische Entdeckungsreise zu begeben. Das gedämpfte Geheul einer Alarmanlage riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Und da hörte er auch schon Britton sagen: »Der Zerstörer hat uns mit seinem Feuerleitradar erfasst. Mr. Howell, geben Sie Alarm. Alle Männer sollen sofort ihre Posten einnehmen.« Howell wiederholte den Befehl, überall auf dem Schiff heulten die Alarmsirenen. Glinn trat unauffällig neben seinen Mann an der Steuerkonsole und murmelte: »Ablenken.« Er spürte Brittons bohrenden Blick im Nacken. »Sein Feuer ablenken?« In ihrem erregten, mühsam beherrschten Ton schwang Sarkasmus mit. »Darf ich fragen womit?« »Mit dem Breitband-ECM-System an Ihrem Mast. Er hat offensichtlich vor, seine Schiffsgeschütze oder sogar eine E xocet auf uns abzufeuern. Aber mit Düppelstreifen und dem CIWS kommen wir denen schon bei.« »Denken Sie an eine Art Sperrfeuer auf kürzeste Distanz?«, fragte Howell. »Dafür sind wir nicht...« »Doch«, fiel ihm Glinn ins Wort, »dafür sind wir ausgerüstet. Unter den Backschotten.« Der EES-Techniker tippte einen Code ein, und Sekundenbruchteile später war am Bug ein lautes, trockenes Knacken zu hören. Glinn beobachtete, wie die abgesprengten Schotten nach oben geschleudert wurden und dann ins Meer stürzten. Fast zeitgleich schoben sich die kurzen Mündungen der mit Uranmunition bestückten Zwei-Zentimeter-Zwillings-Geschützen aus dem Rumpf – Waffen, die es immerhin auf eine Feuergeschwindigkeit von dreitausend Schuss pro Minute brachten. »Mein Gott«, hauchte Howell, »die sind doch ...« »Stimmt«, bestätigte Glinn trocken. »Das Pentagon stuft sie als geheim ein.« Er wandte sich an Britton. »Sobald wir Sperrfeuer schießen, empfehle ich, den Bug der Rolvaag hart steuerbord zu drehen.« »Ein Ausweichmanöver?«, fragte Howell. »Mit diesem Schiff? Wir brauchen drei Meilen, um es zu stoppen.« »Das weiß ich. Tun Sie’s trotzdem.« »Mr. Howell«, griff Britton ein, »Bug hart steuerbord.« Howell drehte sich zu dem Rudergänger um. »Ruder rechts hart steuerbord, Steuerbordmaschine volle Kraft zurück, Backbordmaschine weiter volle Kraft voraus.« Britton wandte sich an Glinns Techniker. »Bringen Sie sämtliche Gegenmaßnahmen zum Einsatz. Falls er eine Rakete abfeuert, brauchen wir Düppelstreifen und wahrscheinlich auch CIWS.« Einige Sekunden verstrichen, dann ging ein scharfer Ruck durch den Schiffsrumpf, die Rolvaag wurde langsamer und driftete zur Steuerbordseite ab. »Das geht nie und nimmer gut«, murmelte Howell. Glinn machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Er wusste, dass dieses taktische Manöver seine Wirkung nicht verfehlen würde. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall eines Versagens der elektronischen Gegenmaßnahmen war er absolut sicher, dass Vallenar hoch oben auf den Bug zielen würde, weil er so ein Höchstmaß an psychologischer Wirkung erreichen konnte, ohne das Schiff ernsthaft zu beschädigen. Er legte es bestimmt nicht darauf an, die Rolvaag zu versenken – zumindest jetzt noch nicht. Die Sekunden krochen quälend langsam dahin, bis nach etwa zwei Minuten an der Steuerbordseite des Zerstörers ein Feuerwerk aus grellen Lichtblitzen losbrach: die Schiffsgeschütze eröffneten das Feuer. Alle hielten den Atem an. Und dann hörten sie plötzlich weit vor dem Bug der Rolvaag eine Detonation, eine Wasserfontäne schoss in den Nachthimmel und zerstäubte im Wind. Das Schauspiel wiederholte sich an anderer Stelle und dann noch einmal, danach trat abrupt Stille ein. Glinn atmete tief durch, der Angriff war abgewehrt. Die Offiziere auf der Brücke tauschten blass betroffene Blicke. Glinn konnte es ihnen nachfühlen. Er wusste, dass es für jeden ein traumatisches Erlebnis ist, zum ersten Mal unter Beschuss zu liegen. »Drüben auf dem Zerstörer tut sich was«, meldete Howell, tief über den Radarschirm gebeugt. Ohne eine Miene zu verziehen, sagte Glinn leise: »Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf: seitlich ausmanövrieren, volle Kraft voraus, Kurs eins-acht-null.« Der Rudergänger reagierte nicht, stattdessen wandte er sich um, sah Captain Britton fragend an und gab zu

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