Ich bin alt und das ist gut so
ein anderer Arzt und Schriftsteller gesagt – Anton Schnitzler.
Aus dem Tagebuch einer Melancholikerin –
ich leide, also bin ich.
Stundenlang im warmen Wasser liegen,
Sehnsucht zurück in den Mutterbauch.
Nur der menschliche Säugling
schreit vor Entsetzen
beim Eintritt in diese Welt.
November
Gute Nacht, meine schönen Blümchen,
morgen früh
seid ihr erfroren.
Guten Morgen, meine toten Blümchen.
Auf der Wiese dicke Büschel wilder
Schneeglöckchen.
Nicht pflücken,
lass sie leben, sage ich mir und freu mich.
Eine Stunde später
hat der Bauer mit seiner Egge
sie alle zermalmt.
Auf die Frage des Reporters »Sind Sie glücklich gnädige Frau?«
Ich habe mich positiv denkend
auf glücklich programmiert.
Brillanten auf den Blättern des Frauenmantels
sprechen dafür.
Bei den Tannen
kaum Lamettasyndrom,
das Ozonloch in Maßen,
auch zwingt mich niemand,
mich klonen zu lassen.
Da wird Nachbars Kälbchen
vom Viehhändler abgeholt,
staksige Beine die Schräge hinauf,
Strick um den Hals,
die Tränen der Mutter.
Der Stock des Händlers trifft mich.
ICH bin auf dem Karren zum Tod.
Wie kann ich glücklich sein,
Herr Zeitung.
Die Unterseite des Igels nämlich
ist weich.
Nur auf dem Rücken
trägt er die Stacheln.
Ich aber
habe nicht einmal da
welche.
Meniskusriss! Und Kreuzbandriss noch dazu!
Mein spielender Hund hatte mir einen Meniskus- und Kreuzbandriss beschert.
Eine Operation war unumgänglich. Obwohl die Fußballer nach derlei Lappalien angeblich vier Wochen später bereits wieder Tore schießen, konnte ich ganze drei Jahre lang nur mit heftigen Schmerzen gehen, hatte fast die Hoffnung aufgegeben, jemals wieder richtig auf die Beine zu kommen, aber nur fast. Alle Anstrengungen machten sich letztlich doch bezahlt, die Gymnastik, das Extra an Mineralstoffen und Vitaminen, das Hin-Atmen an die schmerzenden Stellen. Selbstmassagen taten ein Übriges, nicht zu vergessen die Fußbäder mit Kräuterzusätzen oder Salz.
Allerdings ohne Schweiß offenbar tatsächlich kein Preis. Nur tägliches Üben führt zum Erfolg.
Mystic Rose – die mystische Rose
Die »Mystic Rose« ist eine der schönsten Therapien, die Osho geschaffen hat.
Sie dauert drei Wochen und besteht aus ebenso vielen Teilen. In der ersten Woche wird jeden Tag drei Stunden gelacht, in der zweiten Woche täglich drei Stunden geweint und in der dritten Woche bin ich »watcher on the hill«, der reine Beobachter.
Ich habe die Mystic Rose zweimal mitgemacht, zuerst als Teilnehmerin, dann als zukünftige Trainerin, kann diese wundervolle Therapieform also jetzt »unter die Leute bringen«.
Osho geht davon aus, dass wir im Laufe unseres Lebens so viel Lachen unterdrückt haben und so viele Tränen, dass wir von einem regelrechten Panzer von Verhärtungen umgeben sind. Diesen Panzer gilt es aufzubrechen. Man erlaubt sich in einer geschützten Runde unter liebevoller Begleitung sieben Tage lang, ohne Grund zu lachen, zu weinen und Beobachter zu werden.
Einige Aufzeichnungen aus meinem Tagebuch:
»Ashram in Pune, Indien, 21. Januar, 9 Uhr. Treffen vor dem Lao-Tzu-Haus. Das übliche, mehr oder minder vorsichtige Sich-gegenseitig-Beäugen. Zuerst die praktischen Hinweise. Wir sollen viel Wasser trinken, alle möglichen Gifte werden sich während des Prozesses lösen und müssen weggespült werden. Jeder erhält eine Matte und ein Kopfkissen und schon geht die Lacherei los, unterstützt von den drei Meditationsleitern und fröhlicher Musik.
Bei meiner ersten Mystic Rose konnte ich anfangs überhaupt nicht lachen, war am zweiten Tag sogar so wütend, dass ich aufhören wollte. Zu sehr im Kopf.
Ratschläge von Osho vom Tonband für diejenigen, denen es ähnlich geht:
Sei verrückt, so verrückt wie möglich. Lache ohne Grund, experimentiere mit dem Lachen, brabbele wirres Zeug, finde dein inneres Kind, kreiere Lachenergie. Welche Emotionen auch immer kommen, transformiere sie in Lachen.
Am dritten Tag lache ich so, wie ich es nie für möglich gehalten hätte: Sitze auf meiner Matte, johle, kreische, wie ich als Kind nie gekreischt habe – ich war immer ein artiges, vorbildliches Kind –, brülle vor Lachen, muss nach Luft schnappen, die Tränen laufen mir übers Gesicht, ich muss mir auf die Schenkel schlagen vor Lachen, den Bauch halten, bin nur noch Lachen.
Dann die Woche der Tränen. Die Fenster sind jetzt dunkel verhängt, Trauermusik. Das Adagio von Albinoni, das »Ave Maria« von Bach – kaum sitze ich auf
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