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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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Logan mit matter Stimme, als eine Horde von Schülern sich ihren Weg in den Speisesaal bahnt.

    »Wählt Oliver!«, ruft Liz so fröhlich, als würde in diesem Moment die Sonne aufgehen.
    »Und, gefallen sie dir?«, fragt Tati. »Ich hab die Shirts selbst entworfen.«
    »Hübsch«, antworte ich. Als Liz uns sieht, kommt sie lächelnd zu uns herüber. »Hi, Oliver! Aber nicht sterben, okay?«
    »Geht klar.«
    Liz strahlt über das ganze Gesicht, als hätte ich ihr gerade ein Pony geschenkt. Und jetzt sehe ich auch, dass der Schneemann mich darstellen soll. »Danke, Tati«, sage ich.
    »Nein, ich danke dir «, entgegnet sie. »So viel Spaß habe ich in der Schule noch nie gehabt.« Mit diesen Worten bahnt sie sich einen Weg durch die Menge und schnappt sich Pommes und Kekse und was immer sie will von den Tabletts der anderen. Wer von natürlichem Adel ist, muss sich nicht an Regeln und Gesetze halten.
    Randy Sparks sitzt an meinem Tisch und scheint mit seinen Gedanken weit weg zu sein. Ein halber Erdbeerriegel hängt ihm aus dem Mund, weil er plötzlich vergessen hat, ihn weiterzuessen. 76 Ich setze mich hin und packe mein Erdnussbutter-Marshmallowcreme-Sandwich aus, aber er nimmt keine Notiz von mir.
    Es stürzen zur Zeit ja auch viele Dinge auf ihn ein. Zum einen hat sein Vater eine Freundin. Das ist schon ziemlich verrückt. Vor allem weil Verna klug, hübsch und erfolgreich ist. Noch verrückter ist es, dass sie
Randy zu schier unglaublichen Dingen überreden will. 77
    Ich weiß das alles, weil ich derjenige bin, der Verna dafür bezahlt, dass sie sich mit Randys Vater trifft. Ich bin es, der ihn dazu bringen will, etwas Unglaubliches zu tun.
    »Hi, Randy.«
    Er braucht einen Moment, um zu kapieren, was gerade passiert ist. Schließlich ist es in unserer Karriere als Sitznachbarn in der Cafeteria das erste Mal, dass ich ihn grüße. Und eines der seltenen Male, bei denen ich nicht so tue, als hätte ich Angst vor ihm. Aber ich will mir über seinen psychischen Zustand klar werden.
    »Oh, hi, Ollie«, sagt er schließlich. Der Erdbeerriegel fällt auf den Boden. Er bemerkt es nicht.
    »Sag mal, glaubst du, sie lassen mich später Polizist werden?«
    »Wer?«, fragt Randy.
    »Ich meine, wenn ich groß bin. Glaubst du, ich darf dann Polizist werden?«
    Seine Hände fummeln nervös an seiner Lunchtüte. Randys streichholzdünne Unterarme sind mit einem dichten Haarflaum besetzt. Wie die Haare eines Babys. »Ich denke schon«, antwortet er. »Ich meine, warum nicht. Ich wusste nicht, dass du Polizist werden willst.«
    »Will ich auch nicht«, sage ich. »Aber sie sollten mich nicht daran hindern.«
    Dazu fällt ihm offenbar nichts ein.
    »Was willst du werden, wenn du groß bist, Randy?«

    Seine Hände werden immer fahriger. »Weiß nicht«, antwortet er. »Mein Vater ist Buchhalter.«
    Ich reiße die Augen auf und versuche so beeindruckt wie nur möglich auszusehen. »Wow!«, sage ich. »Er hält Bücher? Und ist er glücklich?«
    Kurzfristig hat es Randy die Sprache verschlagen. Er wirft einen Blick in seine Lunchtüte und scheint sich darüber zu wundern, dass sie leer ist. »Weiß nicht«, sagt er schließlich. »Wahrscheinlich nicht.« Dann fügt er hinzu: »Er hat eine Freundin.«
    »Toll!«, sage ich. »Ist sie Polizistin?«
    Randy sieht mich mit seltsamem Gesichtsausdruck an. Ich habe die Blödi-Tour ein bisschen weiter getrieben als sonst, vielleicht hat er das bemerkt. Dann zuckt er die Schultern und lässt seinen Blick durch den Raum wandern. Er bleibt an Polly Quattlebaum hängen, die ihren lauten, linkischen Freundinnen eine laute, peinliche Geschichte erzählt. Er schaut zu Jack Chapman hinüber, der mit seinen Kumpeln zusammensitzt, die sich gegenseitig kleine »Papierfußbälle« durch die Finger schnippen. Sie lachen gerade über einen Witz, den jemand gerissen hat. Er wirft Rashida Grant einen Blick zu, die in ein Handy spricht, das sie in die Schule geschmuggelt hat. Megan und Shiri schirmen sie mit ihren Körpern ab, damit Mr. Anicito, der heute Lunchaufsicht hat, sie nicht sieht und das Handy einkassiert.
    Randy schaut noch mal in seine Papiertüte. Dann knüllt er sie zusammen und wirft sie auf den Tisch. »Wenn ich erwachsen bin«, sagt er, »dann will ich … einfach nur normal sein.«
    Wenn man ein Gespräch mit einer einzigen Bemerkung abwürgen will, dann mit dieser.

    »Oh!«, sage ich. »Viel Glück dabei.«
    »Danke«, entgegnet er. Dann steht er auf und geht, ohne sich zu verabschieden,

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