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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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seltsamerweise hat der Vandale blaue Farbe benutzt.
    Menschen sind Gewohnheitstiere. Wenn du gestern mit dem kleinen Finger der linken Hand in der Nase gebohrt hast, dann wirst du wahrscheinlich auch heute mit dem kleinen Finger der linken Hand in der Nase bohren und immer so weiter für den Rest deines Lebens als Nasenpopler.
    Doch lasst uns über jemand sprechen, der weitaus weniger ekelhafte Angewohnheiten hat als du: von Tatiana. Von allen rosaroten Gewohnheitstieren ist sie vermutlich diejenige, deren Pinkfimmel alle Rekorde schlägt. Ihre Pullover sind rosa, ihre Socken sind rosa, ihre Turnschuhe sind rosa, ihre Unterhosen sind rosa. 83

    Bild 15 : Irgendjemand hat seit Januar Graffitis auf dem Parkplatz hinterlassen. Typisch jugendliches Zeug.
    Selbst wenn meine Überwachungskameras nicht ans Licht gebracht hätten, dass Jordie Moscowitz der Übeltäter ist, hätte ich mir nie im Leben vorstellen können, dass jemand, der so durch und durch rosa wie unsere Tati ist, sich in Blau ausdrücken würde. Das passt einfach nicht zusammen.
    Andererseits können sich Leute durchaus neue Gewohnheiten zulegen, wenn sie erkennen, dass ihre alten sie nicht weiterbringen. Nehmen wir Moorhead.
Der hat beschlossen, sich bei der Jagd nach seiner Traumfrau von rätselhaften Zigarettenbotschaften leiten zu lassen. Man mag dieses Verhalten irrational nennen, doch ist es vielleicht die vernünftigste Entscheidung, die er seit Jahren getroffen hat. Er weiß, dass er auf seine eigene Art nicht an Sokolov herankommt, und wenn ihm die Zigarettenbotschaften nun einen neuen Weg aufzeigen, wäre er doch dumm, diesen nicht zu beschreiten.
    Selbst ein 08/15-Mittelschullehrer wie Moorhead weiß, warum ihm seine guten Geister raten, ein Exemplar von Die Enden der Parabel mit sich herumzu tragen. Weil er dann klüger wirkt. Sokolov ist nun mal beeindruckt von Männern, die so dicke Bücher lesen.
    Und genau deshalb macht er heute Nachmittag auch so einen zufriedenen Eindruck. Ein Exemplar von Die Enden der Parabel thront gebieterisch auf der Ecke seines Schreibtischs - wie ein tonnenschweres Marmordenkmal seines überragenden Intellekts. Er hat sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, die Hände hinter dem Nacken gefaltet und strahlt wie ein Baby, das zum ersten Mal sein Töpfchen benutzt hat.
    Oh yeah! , denkt er in diesem Moment. Was bin ich doch für ein Mann des Geistes!
    Als Polly Quattlebaum einen bewundernden Blick auf das Buch wirft, lächelt er sie so überlegen an wie ein Popstar seinen Fan.
    In der Zwischenzeit wurde eine Schachtel rasch präparierter Zigaretten mit der dringenden Botschaft VERSTECK DAS DING IN DEINER SCHUBLADE an ihn ausgeliefert.
    Es handelt sich nämlich um ein nagelneues Exemplar des Romans. Und man sollte doch glauben, dass
selbst ein 08/15-Mittelschulpauker kapiert, dass er Lucy Sokolov unmöglich beeindrucken kann, wenn sie glaubt, er lese Die Enden der Parabel zum ersten Mal. 84
    »Die nächste Botschaft lautet: BESORG DIR EIN GEBRAUCHTES EXEMPLAR.« Ich sage das laut, da sich außer Lollipop, Sheldrake und mir niemand im Luftschiff befindet. Irgendwo, tief unter uns, hört jemand diese Anweisung und gehorcht.
    »Sie sind zu grausam zu dem Mann«, sagt Sheldrake.
    »Findet er nicht«, entgegne ich und suche ein paar Steuererklärungen nach Fehlern ab. Mir springt nichts ins Auge, aber sooo interessiert bin ich nun auch wieder nicht, also lege ich den Stoß mit Papierkram zur Seite. »Übrigens habe ich ein paar öffentliche Auftritte für dich arrangiert, Lionel.«
    »Muss ich wirklich?«
    »Einer davon wird dir sogar gefallen … im Sender meines Vaters. Ein anderer wird in meiner Schule stattfinden. Eine Rede über die Bedeutung demokratischer Wahlen an öffentlichen Schulen.«
    Sheldrake atmet schwer und rutscht auf seinem Sitz hin und her. Ich werfe ihm einen raschen Blick zu. »Na, sag schon!«, fordere ich ihn auf.
    »Sie machen aus dieser Wahl ja wirklich eine große Sache.«
    »Ich will eine sehr große Sache daraus machen«, entgegne ich. »Ich will, dass die Leute verstehen, wie wichtig sie ist.«

    »Sie denken da vermutlich an eine bestimmte Person.« Ich erstarre, und Lollipop zeigt Sheldrake jeden einzelnen ihrer fünftausend messerscharfen Zähne.
    Doch Sheldrake lässt sich nicht aufhalten. »Schauen Sie, Oliver, ich gebe Ihnen sonst nie einen Rat, aber warum kümmern Sie sich überhaupt darum, was er denkt? Sie stecken ihn doch locker in die Tasche, obwohl Sie noch nicht mal geschlechtsreif

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