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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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den Sachen, die ich dir gestern gebracht hatte.«
    Ich greife mit zitternden Händen nach dem Wasserglas und zwinge mich, etwas von dem Brot zu essen. Hunger ist meinem Körper so vertraut, dass ich ihn nicht mehr erkenne.
    Als ich mich aufrecht halten kann, führt Warner mich zur Tür. Ich halte ein Stück Käse in der Hand.
    Und lasse es beinahe fallen, als ich den Gang betrete.
    Hier stehen noch mehr Soldaten als auf meinem Stockwerk. Jeder trägt mindestens 4 Waffen am Gürtel oder über der Schulter. Den Männern ist ihr Grauen bei meinem Anblick anzusehen. Sie fassen sich schnell, umklammern aber ihre Gewehre fester, als ich vorbeigehe.
    Warner scheint das zu gefallen.
    »Ihre Angst kommt dir zugute«, flüstert er mir ins Ohr.
    Meine Menschlichkeit liegt zu tausend Teilen zersplittert auf diesem Teppichboden. »Ich wollte nie, dass Menschen Angst vor mir haben.«
    »Das ist dumm.« Er bleibt stehen und schaut mich an. »Wenn sie dich nicht fürchten, jagen sie dich.«
    »Die Menschen jagen immer, was sie fürchten.«
    »Jetzt wissen sie zumindest, womit sie es zu tun haben.« Er geht weiter, aber meine Füße scheinen am Boden angenäht zu sein.
    Erkenntnis ist wie Eiswasser. Jetzt rinnt es mir über den Rücken.
    »Sie hatten – das mit Jenkins – geplant ?«
    Warner ist schon 3 Schritte vor mir, aber ich weiß, dass er lächelt. »Ich handle nie planlos.«
    »Sie wollen mich zum Spektakel machen.« Mein Puls hämmert in meinen Handgelenken, pocht in meinen Fingern.
    »Ich wollte dich schützen.«
    »Vor Ihren eigenen Soldaten?« Ich laufe ihm nach, wutentbrannt. »Und dabei haben Sie das Leben eines Mannes aufs Spiel gesetzt –«
    »Geh da hinein.« Warner steht am Fahrstuhl und hält die Tür für mich auf.
    Ich trete in den Aufzug.
    Warner drückt auf die Knöpfe.
    Die Türen schließen sich.
    Ich will etwas sagen.
    Er drängt mich in die Ecke.
    Ich werde furchtbar nervös. Warner hält meine Arme fest, und sein Mund ist meinem Gesicht bedrohlich nahe. Er starrt mich an, und seine Augen funkeln gefährlich. Und er sagt nur ein Wort: »Ja.«
    Ich kann nicht gleich sprechen. »Ja, was?«
    »Ja, vor meinen eigenen Soldaten. Und ja, ich habe dabei das Leben eines Mannes aufs Spiel gesetzt.« Er sieht verbissen aus. »Du begreifst nicht viel von meiner Welt, Juliette.«
    »Ich versuche aber zu verstehen – «
    »Nein, tust du nicht«, knurrt er. Seine Wimpern gleichen gesponnenen Goldfäden in Flammen. Ich bin beinahe versucht, sie zu berühren. »Du verstehst nicht, wie leicht man Macht und Autorität verlieren kann, auch wenn man sich in Sicherheit wiegt. Beides bekommt man nicht leicht, und es zu behalten ist noch viel schwerer.« Ich will etwas sagen, aber er lässt mich nicht zu Wort kommen. »Meinst du vielleicht, ich wüsste nicht, wie viele meiner eigenen Soldaten mich hassen? Glaubst du, ich wüsste nicht, wie gerne die meinen Sturz erleben würden? Meinst du vielleicht, es gäbe nicht jede Menge Neider, die gerne meine hart erarbeitete Position innehaben würden –«
    »Sind Sie eitel –«
    Er ist jetzt ganz dicht bei mir, und meine Worte fallen zu Boden. Ich kann nicht mehr atmen. Die Spannung in seinem Körper ist so stark, dass ich sie fast mit Händen greifen kann, und es kommt mir vor, als würden meine Muskeln erstarren. »Du bist naiv«, sagt er. Seine Stimme ist leise, ein raues Raunen an meiner Haut. »Dir ist nicht klar, dass du für jeden in diesem Gebäude eine Gefahr darstellst. Die haben allen Grund, dir etwas anzutun. Und du begreifst nicht, dass ich dir helfen will –«
    »Indem Sie mich verletzen!«, fauche ich. »Und indem Sie andere verletzen!«
    Sein Lachen ist kalt und mitleidlos. Er weicht zurück, plötzlich angewidert. Der Fahrstuhl öffnet sich, aber Warner bleibt stehen. »Geh in dein Zimmer. Wasch dich und zieh dich um. In deinem Schrank hängen Kleider.«
    »Ich mag Kleider nicht.«
    »Und ich denke, du magst das da nicht«, erwidert er mit einer Neigung des Kopfes. Ich folge seinem Blick und sehe einen Schatten gegenüber meiner Zimmertür. Schaue Warner fragend an, aber er schweigt. Seine Miene ist wieder ausdruckslos. Er greift nach meiner Hand, drückt sie fest. Sagt, »In einer Stunde hole ich dich ab«, und als ich hinausgehe, schließt er die Fahrstuhltür, bevor ich etwas erwidern kann. Ich frage mich, was es bedeutet, dass der einzige Mensch, der mutig genug ist, mich zu berühren, selbst ein Monstrum ist.
    Ich gehe auf mein Zimmer zu und versuche den

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