If you leave – Niemals getrennt
schlucke schwer. »Was ist passiert?«
»Offenbar ist sie zu diesem kleinen Wichser Jared zurückgegangen. Ich kenne keine Details, aber Tony ist hingefahren, um sie zur Vernunft zu bringen, und Jared hat ihn von der Straße gedrängt. Er ist noch am Unfallort gestorben.«
Wie Madisons Eltern.
Das ist eine ganze Minute lang das Einzige, woran ich denken kann.
»Geht es Jacey gut?«, frage ich ruhig. »War sie dabei?«
»Ja, ihr fehlt nichts. Und ja, sie war dabei. Sie ist bei Jared mitgefahren, weil sie die Situation entschärfen wollte, aber sie konnte ihn nicht aufhalten. Sie ist ziemlich erschüttert, aber es geht ihr gut.«
»Was ist mit Jared?« Meine Stimme klingt hölzern.
»Der ist im Knast.«
Pause.
»Und Maddy?«
Brands Stimme wird weicher. »Jacey sagt, dass Maddy ein Wrack ist. Im Moment will sie nicht einmal mit Jacey reden. Offenbar war dieser Typ wie ein Vater für sie, und sie wird nur schwer damit fertig. Sie war auch am Unfallort. Du musst nach Hause kommen, Gabe. Ich denke, sie braucht dich. Und dass Jacey dich braucht, weiß ich.«
»Ich bin morgen da«, erwidere ich. »Sag Jacey, dass ich komme.«
»Und Maddy?«
»Sag ihr nichts.«
»Aber …«
»Kein Aber«, unterbreche ich ihn. »Ich werde da sein, Brand. Sag es einfach nur Jacey.«
Ich lege auf und starre die Wand an.
Madison. Mir ist klar, dass sie am Boden zerstört sein muss. Ich weiß, wie sehr sie Tony geliebt hat. Sie musste schon so viel in ihrem Leben verlieren – mich eingeschlossen.
Das ist, verdammt noch mal, nicht fair.
Aber das
Leben
ist, verdammt noch mal, nicht fair.
Ich will mir nur noch meinen Kram schnappen und hier raus. Ich will direkt nach Angel Bay fahren, sie in die Arme nehmen und vor allem beschützen.
Aber davor kann ich sie nicht beschützen.
Tony ist tot, und ich kann nichts daran ändern.
Ich gehe unter die Dusche, packe meine Sachen zusammen und falle dann ins Bett. Und dort zähle ich die Stunden, bis ich mich hier abmelden und dahin zurückfahren kann, wo ich hingehöre.
Kapitel 28
Madison
I ch bin den ganzen Tag über im Haus von Tony und Maria.
Sie hatten nie viel Geld, und das bisschen, was sie hatten, ging für die Collegegebühren ihrer Tochter Sophia drauf. Als ich ihnen jetzt dabei zuhöre, wie sie darüber reden, wie sie das Begräbnis bezahlen sollen, ergreife ich deshalb das Wort.
»Ich will es bezahlen«, erkläre ich und sehe dabei ihre Familienfotos an – Fotos, auf denen auch ich zu sehen bin. Maria starrt mich schockiert an.
Tony war jahrelang ein Teil meines Lebens.
Er gehört zur Familie.
Das ist das Einzige, was ich jetzt für ihn tun kann.
Die eine letzte Sache.
»Ich möchte das gern tun«, versichere ich Maria, als sie vor Dankbarkeit zu weinen anfängt. »Er war wie ein Vater für mich, Maria. Und auch für Mila. Er war immer da, wenn wir ihn gebraucht haben. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.« Mir versagt die Stimme.
Ich kann zwar vor lauter Schock und Kummer kaum klar denken, aber ich helfe Maria bei ihren Entscheidungen, weil ich weiß, dass alles, was ich empfinde, bei ihr noch hundertmal stärker ist. Und die arme Sophia hat sich auf ihrem Bett zusammengerollt und ist zu gar nichts mehr fähig.
Ich weiß, was das für ein Gefühl ist. Ich komme mir vor, als würde ich durch Nebel wandern.
Aber es müssen Entscheidungen getroffen werden.
Eine Urne.
Absprache mit dem Krematorium.
Blumen.
Lieder.
Eine Todesanzeige.
Wir müssen über alles entscheiden, was zu einem Begräbnis gehört. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das schon wieder mache. Erst meine Eltern … und jetzt Tony. Es ist einfach zu viel. Und dann, mittendrin, ruft auch noch Jacey an.
»Bitte, Maddy«, fleht sie tränenreich. »Ich wollte nicht, dass das passiert. Ich hatte Tony auch gern. Ich hatte keine Ahnung, dass Jared so etwas tun würde. Ich dachte, er wäre anders. Ich dachte, er wäre dabei, sich zu ändern.«
»O mein Gott, halt die Klappe!«, fauche ich sie an und gehe auf die Veranda hinaus. »Ich kann im Moment echt nicht mit dir reden. Tony ist in der Leichenhalle, weil du dämliche Entscheidungen triffst. Ich wusste nicht, dass du so dringend Anerkennung nötig hast und vor einem Mistkerl wie Jared katzbuckelst. Aber du hast es getan. Und tust es. Und jetzt sieh, was passiert ist. Das ist deine Schuld, Jacey. Es ist deine Schuld.«
Ich lege auf und unterbreche damit ihr Schluchzen. Als ich mich umdrehe, steht Maria vor mir. Sie sieht mich an, und ihre
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