Ihr stolzer Sklave
meine Stute nehmen, so sparst du Zeit.“
Eine letzte Gelegenheit, ihm Lebewohl zu sagen. Es war falsch, und doch wollte sie einen gestohlenen Augenblick lang in seinen Armen liegen. Sie brauchte eine Erinnerung, an die sie sich halten konnte.
Im Nu hatte Iseult dem Pferd eine Decke übergeworfen und war aufgesessen. Sie trieb die Stute vorwärts. Am Tor des Ringwalls hielt sie kurz an, um mit einer der Wachen zu sprechen. „Ich muss einige Kräuter für Deena holen.“
Der Wächter hielt sie nicht auf, sondern winkte sie durch. Sobald sie den Ringwall hinter sich gelassen hatte, trieb sie das Tier zu größerer Schnelligkeit an. In der Ferne sah sie eine einsame Gestalt. Kieran.
Sie hielt die Zügel straff und umklammerte mit den Knien die Stute. Als sie ihn endlich erreichte, erkannte sie den Wald wieder, wo sie vor so vielen Wochen nach Holz gesucht hatten. Hier war es gewesen, wo er sie vor den Lochlannachs rettete. Ihr schauderte bei der Erinnerung, und sie zügelte das Pferd.
Kieran drehte sich zu ihr um und sah sie mit undurchdringlichem Gesicht an. Sie stieg ab und führte die Stute zu ihm.
„Warum bist du mir nachgeritten, Iseult?“ Seine Augen, so dunkel wie Walnüsse, blickten in die ihren. Er hieß sie weder willkommen, noch benahm er sich, als würde er sich über ihr Erscheinen freuen.
Eine schmerzende Leere schien sie zu verschlucken. Sie brachte keinen Laut heraus. Als er in das Dunkel des Waldes trat, wurde ihr die Kehle eng.
Dann drehte er sich um und streckte die Hand aus. Er schien zu erraten, was sie nicht aussprechen konnte.
„Weiß er es?“
Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Ich habe vor, es ihm zu sagen, wenn du außer Reichweite bist.“ Sie band die Stute an einen nahen Baum. „Ich musste dich ein letztes Mal sehen.“
Er streichelte ihre Wange. Iseult schloss die Augen und gab sich ganz der Berührung hin. Auch wenn seine Hände rau waren, erregte er sie bereits mit dieser einfachen Geste.
Die letzten Sonnenstrahlen fielen durchs Geäst und warfen einen goldenen Glanz auf die Sträucher hinter ihm. Er hatte das schwarze Haar im Nacken zusammengebunden. In seinen dunkelbraunen Augen lag ein unergründlicher Ausdruck, während er sie anblickte.
Er zog sie an sich. Sein warmer Körper bot dem ihren Schutz. „Lass Davin für dich sorgen“, drängte er sanft. „Ich muss wissen, dass du in Sicherheit bist.“
„Mir wäre lieber, wenn du für mich sorgen würdest.“ Sie spürte, wie sein Herz hämmerte. Sie schloss die Augen und fühlte sich in seiner Nähe getröstet. Lange war es stille zwischen ihnen, schließlich hob sie den Kopf.
„Aber das kann ich nicht haben, nicht wahr?“
Jetzt schüttelte er den Kopf. Sie hatte es geahnt, dass er sie abweisen würde, trotzdem verletzte es ihre Gefühle. Auch wenn es ihr schwerfiel, es zu sagen, sie musste die Wahrheit wissen. „Ist da gar nichts zwischen uns, Kieran?“
Er sah sie verlangend an. Er schien sie berühren zu wollen, tat es aber nicht. „Was zwischen uns besteht, ist verboten.“
„Ich weiß“, flüsterte sie. „Aber ich muss bei dir sein. Ein letztes Mal.“ Iseult nahm sein Gesicht in ihre Hände. Er hatte ein Messer benutzt und sich die rauen Stoppeln abgeschabt. Im Gegensatz zu ihm trugen die meisten Männer von Davins Stamm lange, lockige Bärte. Sie stellte fest, dass es ihr gefiel, die Konturen seines Gesichts zu sehen, das kräftige Kinn und den festen Mund.
Sie stellte sich auf die Zehen und näherte ihre Lippen den seinen. Weich und warm erwiderte er ihren Kuss und streichelte dabei ihren Rücken. Ihre Brustspitzen zogen sich zusammen, und sie öffnete leicht den Mund.
Sein Kuss trieb sie fast in den Wahnsinn. Als seine Zunge in ihren Mund drang, musste sie sich an ihn klammern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Warme Männerhände glitten über ihre Hüften, zogen sie eng an ihn, sodass sie Kierans Erregung fühlen konnte. Er gab ihren Mund frei und fand die weiche Stelle an ihrem Nacken, die er liebkoste, bis Iseult Schauer überliefen.
„Du bist der einzige Mann, der je diese Gefühle in mir weckte“, flüsterte sie und schob die Hände unter seine Tunika. Es stimmte. Selbst die Nacht, die sie mit Murtagh verbrachte, war nicht besonders angenehm gewesen, nicht zu vergleichen mit dem heftigen Verlangen, das Kieran in ihr entzündete.
Sorgsam darauf bedacht, seine Wunden nicht zu berühren, streichelte sie seine
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