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Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
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    Beim Abendessen im Speisesalon, der mit seiner Säulenfront auf die Farlabäume blicken ließ, herrschte eine gespannte Atmosphäre.
    Die Sonne war bereits untergegangen, und der herrliche Geruch des feuchten Waldes drang in dichten Schwaden durch den offenen Teil des Salons herein. Man konnte Grillen zirpen hören, und irgendwo quakten Frösche. Wie schon die Tage zuvor, war es für die Regenzeit Faranjomas ungewöhnlich warm. Obwohl bereits der neunte Mond des 345sten Jahres des Drachen Algament angebrochen war, herrschte eine Temperatur, die eher dem fünften Mond entsprach.
    Als Vorspeise hatte es eine lauwarme Suppe aus den frischen Trieben der Farlabäume gegeben. Miray bemerkte sofort, dass sie den Prinzessinnen nicht sehr schmeckte. Wenn man den eigenwilligen Geschmack der Farlabäume nicht kannte, musste man sich erst daran gewöhnen. Sie waren nun beim Hauptgang angelangt, der größeren Anklang fand. Seit Beginn der Mahlzeit wurde kein Wort gewechselt.
    Der König vermittelte den Eindruck, als befände er sich allein im Salon. Er blickte nur auf seinen Teller und ließ sich darin auch nicht stören. Die Prinzessinnen warfen Miray verstohlene Blicke zu, die ihn verunsicherten. Er selbst hatte allerdings nur Augen für die Lichtfee, die zufälligerweise genau ihm gegenüber Platz genommen hatte.
    Alles, was sie tat und wie sie aussah, war filigran. Trotzdem wirkte sie kraftvoll wie eine Kriegerin. Ihre ganze Art strahlte eine unerschütterliche Unbekümmertheit aus, und trotzdem kam sie dem Prinzen verletzlich vor. Sie war dünn und beinahe wie aus Elfenholz geschnitzt. Die Haut war weiß und die schwarzen Augen wirkten fremd und dennoch schön.
    Dari ließ sich durch die Blicke des Prinzen keineswegs aus der Ruhe bringen. Sie machte den Anschein, als bemerke sie sie nicht einmal.
    Vor dem Abendessen war der König mit der Depesche, die eigentlich für Miray bestimmt gewesen war, in seinen Gemächern verschwunden und erst kurz vor dem Gong wieder herausgekommen. Er hatte nichts gesagt und Miray auch keines Blickes gewürdigt. Trotzdem konnte der Prinz spüren, dass den König etwas beschäftigte. Was immer die Depesche beinhaltet haben mochte, hatte ihn sehr aufgeregt. Und es hatte etwas mit ihm zu tun ... das spürte Miray ganz deutlich.
    „Mein König“, ergriff Fay nun ungeduldig das Wort, als die Diener die leeren Teller abräumten und man einen kleinen Dessertwagen zum Tisch fuhr, auf dem die ungewöhnlichsten Torten standen. „Ich weiß, es ist unhöflich, bei Tisch auf Themen dieser Art zu sprechen zu kommen, aber ...“
    „Ihr habt Recht“, unterbrach Effèlan die Prinzessin. „Es ist in der Tat unhöflich.“
    „Aber ich muss Euch darum bitten ...“
    „Prinzessin, Ihr kommt überfallsartig in meinen Palast gestürmt, gebt mir so ein ... Lügenblatt in die Hand, und denkt auch noch, Ihr hättet Rechte?“
    Miray duckte sich. Diesen Ton kannte er. Er bedeutete nichts Gutes.
    „Die Depesche war für Euren ... Sohn bestimmt!“, konterte Fay. Miray wunderte sich, dass sie kaum Scheu zeigte. „Ich verlange von Euch, sie ihm zu geben!“
    „Ihr seid bestenfalls meine Gefangenen. Tahut wird Lösegeld für Euch bezahlen müssen, wenn er Euch wiederhaben will. Ihr könnt mir nicht befehlen“, entgegnete Effèlan überheblich.
    „Die Wahrheit muss heute ans Licht. Unsere Mutter hat es so gewollt. Es war ihr letzter Wille.“
    „Und wenn es so ist, hat sie doch keine Rechte in diesem Haus. Miray ist ...“ Der König verstummte und betupfte sich den Mund mit einem Seidentuch.
    Fay blickte den Prinzen an, der fragend zurücksah. Was ging hier eigentlich vor sich? Was bedeutete der seltsame Ausdruck in Fays hellen Augen? Gerade so, als wollte sie ihn anflehen... oder aufspießen?
    In gewisser Weise hatte Andamar mit seinen Befürchtungen sogar Recht behalten. Die beiden Wächter aus Shidabayra, mit den schwarzen Windpferden, waren offenbar tatsächlich eine Gefahr. Und zwar so groß, dass selbst der König auf einmal zitterte.
    Nur die Lichtfee saß da wie zuvor und stach ihre Gabel in ein Stück Torte, als ginge sie das alles gar nichts an.
    „Sagt es ihm!“, verlangte Fay und stand auf.
    Effèlan starrte sie wie hypnotisiert an.
    „Er wird es früher oder später erfahren. Wollt Ihr es ihm nicht selbst sagen?“
    „Worum geht es denn eigentlich?“, wollte Miray tonlos wissen. „Ich will diese Depesche sehen.“
    „Nein“, entschied

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