Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition)

Titel: Iluminai - Das Zeichen der Drachenhüter (Iluminai - Kabal Shar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Guthann
Vom Netzwerk:
hinkten erschrocken davon. Es kam so gut wie niemals vor, dass Ritter in dieser Gegend auftauchten.
    „Brecht die Tür auf!“, flog eine weit entfernte Stimme zu Miro herauf. Ein unangenehmer Nordwind erfasste sie und ließ ihr weißes Haar fliegen.
    Na gut, dann doch lieber der Drache , dachte sich die Heilerin und blickte zu Nyasinta hinüber, die in sich versunken dastand und im Ansturm des Nordwindes beinahe verblasste. So wie es aussah, tat sie gar nichts. Miro zweifelte stark am Gelingen ihres Vorhabens. Aber schon kurze Zeit später vernahm sie das Geräusch von Flügeln, die die Luft über dem Häusermeer zerteilten. Fast zur gleichen Zeit erklangen Schritte aus dem Inneren des Hauses, und dann wurde mit roher Gewalt an ihre Wohnungstüre geklopft. Miro zuckte zusammen und blickte suchend zum Himmel auf. Aus nördlicher Richtung kam ein heller Schemen näher geflogen. Gott Lob hatte Nyasinta einen der kleinen Meerdrachen gerufen. Die waren nicht so aggressiv wie die meisten anderen und dazu nur fünf Meter lang.
    Der Meerdrache senkte sich auf den Dachgarten herab und landete mit vorsichtigen Flügelschlägen auf der Balustrade, wo er wie ein Seiltänzer, die Flügelspitzen weit von sich gereckt, sitzen blieb.
    „Das ist Lenur“, hauchte Nyasinta, die kaum noch zu erkennen war. Offenbar hatte das Anrufen des Drachen ihre gesamte Energie aufgebraucht. „Sie bringt dich nach Yrismin. Dort gehe zu Drago Gari, er gehört der Gilde der Drachenhüter an. Er wird sich darum kümmern, die restlichen Mitglieder um sich zu versammeln ...“ Die Drachenhüterin verschwand, und Miro sah dem Meerdrachen mit einem kritischen Blick entgegen. Sein überaus schlanker Körper war mit Millionen hell- und dunkelblauen Schuppen besetzt. Der Bauch war beinahe weiß und der Rückenkamm so schwarz wie die tiefe Nacht. Der Kopf erinnerte an eine Seeschlange und war von Tausenden kleinen Flossen gesäumt.
    „Beeil dich ein bisschen“, sagte der Drache. „Ich habe leider keinen Sattel für dich.“
    Miro kletterte mit ihrer Tasche unbeholfen auf das Geländer und von dort auf Lenurs Rücken. Gerade hörte man die Garderitter König Tahuts durch die Türe brechen, als der Meerdrache seinen Körper in die Luft riss und schneller zum Himmel verschwand, als ein Blitzzucken das vermocht hätte.
                                                                             *
    Seit die Ashjafal Yrismin verwüstet hatten, versank die einst so strahlende Stadt, mit den weißen Fachwerkhäuschen, in strömendem Regen. Es war kalt, feucht und jedes Kleidungsstück, das man sich überzog, war klamm und klebte unangenehm am Körper.
    Drago Gari eilte, mit seinem weißen Äffchen auf der Schulter, eine steile Gasse hinunter ins Gauklerviertel, das von den Angriffen der Ashjafal nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, wie der Rest der Stadt. Hier hatten sogar einige der Spelunken geöffnet, und Ziehharmonikamusik schlug ihm aus der einen oder anderen Türe entgegen, wenn ein betrunkener Schausteller sie aufriss und grölend im Regen verschwand. Der Tag war angebrochen, und zu den Regenmassen gesellte sich zäher Nebel, der aus den Wäldern von Ayn aufstieg. Drago schauderte es. Unwillkürlich hielt er nach den Schatten in den Häuserecken Ausschau. Immerhin könnte ja noch ein Grauer Hexer in den engen Gassen lauern.
    Mehr oder weniger unbehelligt, erreichte er ein schmales Fachwerkhaus, mit einem hervorstehenden Balkon, auf dem lange Leinentücher nass im Wind flappten. Eine triefende Öllampe brannte über dem schmuddeligen Eingang. Drago betätigte den Türklopfer und wartete, während das Äffchen sein Ohr mit den winzigen Fingerchen untersuchte.
    Eine alte, zahnlose Frau tat ihm nach einer Minute auf.
    „Lass mich bitte herein, Adri“, sagte Drago.
    Adri blickte ihn mit schief gelegtem Kopf an.
    „Du hast echt Nerven, noch einmal hierher zu kommen“, krächzte sie.
    „Ist Barbadur da?“, erkundigte sich Drago.
    „Ja ... er ist oben.“ Die Alte gab die Türe frei, und Drago trat in das muffige Innere eines schmalen Ganges. Eine finstere Holztreppe führte ihn unter wehleidigem Knirschen in den ersten Stock hinauf, wo er an eine Türe klopfte, unter deren Ritze hellroter Lichtschein flackerte.
    „Herein!“, rief eine fröhliche Stimme.
    Drago öffnete und trat ein.
    Barbadur hockte auf einem Schemel vor dem Kaminfeuer und hielt seine Fidel in der

Weitere Kostenlose Bücher