Im Dreieck des Drachen
habe.«
18.45 Uhr
Deep Fathom, Zentralpazifisches Becken
Jack klopfte an Charlies Tür. Außer George Klein hatte den ganzen Tag über niemand etwas von dem Geologen gehört, und anschließend hatte sich der Historiker in der kleinen Bibliothek des Schiffs eingeschlossen. Die beiden arbeiteten an etwas, doch Jack verlor allmählich die Geduld.
»Wer da?«, rief Charlie heiser.
»Jack. Nun mach schon auf.«
Etwas raschelte, dann öffnete sich die Tür einen Spaltbreit. »Was ist?«
Ohne Aufforderung schob sich Jack in den Raum. Was er dort vorfand, überraschte ihn. In Charlies normalerweise sauber aufgeräumtem Labor herrschte völliges Chaos. Auf dem Arbeitstisch an der einen Wand lagen Ausrüstungsgegenstände und Apparate. Mittendrin war der Kristall in einen Schraubstock geklemmt. Charlies Computer zeigte rätselhafte Grafiken und Tabellen. Jack musste über Stapel von Zeitschriften und wissenschaftlichen Magazinen steigen. Bestimmte Artikel waren herausgerissen worden und hingen an der nackten Wand.
Es war, als hätte ein Hurrikan zugeschlagen. Und Charlie sah nicht wesentlich besser aus. Seine Augen waren rot gerändert, die Lippen aufgesprungen. Seine Kleidung – bauschige Shorts und ein Hemd – war mit Tinte, Öl und Schmiere beschmutzt. Im Raum war es heiß und feucht, und Schweißflecken zeigten sich in seinen Achselhöhlen und zogen sich den Rücken hinab.
Jack bemerkte, dass der einzige Ventilator des Raums ausgestöpselt worden war, offenbar zugunsten einer der zahlreichen Gerätschaften. Er riss ein Kabel heraus, schob den Stecker des Ventilators in die Dose und ließ ihn mit voller Kraft laufen.
»Meine Güte, Charlie, was tust du denn hier?«
Der Geologe fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. »Ich forsche. Was dachtest du denn?« Er trat ein paar der zerrissenen Magazine beiseite, zog einen Stuhl hervor und setzte sich auf die Kante.
»Hast du eigentlich geschlafen, seit ich dir das Ding gegeben habe?«
»Wie denn? Es ist erstaunlich. So was wie diese Substanz ist noch nie entdeckt worden. Da bin ich mir hundertprozentig sicher. Ich habe jede Untersuchungsmethode angewendet, die mir hier an Bord zur Verfügung steht: Massenspektrometer, Protonen-Magnetometer, Röntgenstreuung. Aber der Kristall spricht auf nichts an. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnte ich dir nicht mal sein Atomgewicht, seine Valenz, sein spezifisches Gewicht sagen – nichts! Ich krieg das verteufelte Ding nicht mal zum Schmelzen!« Er tippte auf seinen Miniheizofen. »Und dieses Ding heizt bis zu einer Temperatur von siebenhundert Grad hoch!«
»Also weißt du nicht, was es ist?« Jack lehnte sich an den Labortisch.
»Ich … ich habe so meine Theorien.« Charlie biss sich auf die Lippe. »Aber dir muss klar sein, dass meine Forschung noch nicht abgeschlossen ist. Vieles ist nach wie vor spekulativ.«
Jack nickte. »Ich vertraue deinem Gefühl.«
Charlie ließ den Blick prüfend über das Labor schweifen. »Wo soll ich anfangen …?«
»Wie wär’s mit dem Anfang?«
»Na ja, zunächst war da der Urknall …«
Jack hielt eine Hand hoch. »So weit zurück bitte nicht.«
»Die Geschichte führt aber so weit zurück.«
Jack hob die Brauen.
»Ich gehe besser Schritt für Schritt vor. Deine Beschreibung der Wirkung, den der Kristall auf Basalt hatte, hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe versucht, die gleiche Wirkung auch bei anderen Gesteinsarten zu erzeugen. Granit, Obsidian, Sandstein. Vergebens. Nur Basalt.«
»Warum Basalt?«
»Genau das habe ich mich auch gefragt. Basalt ist eigentlich hart gewordenes Magma. Es ist nicht bloß überreich an orthorhombischen Kristallen, sondern auch an Eisen. So reich, dass es tatsächlich magnetische Eigenschaften aufweisen kann.«
»Wirklich?«
»Du erinnerst dich doch bestimmt an die seltsame Magnetisierung der Metallteile von Air Force One. Genau dasselbe passiert mit Basalt, wenn es in engen Kontakt mit dem angeregten Kristall kommt. Unter Energieeinfluss ist der Kristall in der Lage, eine merkwürdige magnetische Strahlung auszusenden.«
»Wie kommt es also, dass diese Magnetisierung die Masse des Gesteins verändert?«
»Die Masse ändert sich nicht. Nur sein Gewicht. «
»Da komme ich nicht mehr mit.«
Charlie runzelte die Stirn. »Du bist doch im Raum gewesen.«
»Ja, und?«
»Im Raum bist du gewichtslos, stimmt’s?«
»Ja.«
»Aber du besitzt nach wie vor Masse, oder? Es ist die Schwerkraft, die der Masse ihr Gewicht verleiht. Je mehr
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