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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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allem, was an seine ärgsten Feinde erinnerte.
    «Dann frag Paheri! Er wird es dir bestätigen. Heute Abend noch wird er dir genau schildern, wie Sobekhotep ausgesehen hat.»
    «Wie lange lebt Sobekhotep schon nicht mehr?», wollte Tutanchaton wissen. Ich erinnerte mich selbst nicht mehr genau und sagte etwas verunsichert: «Zehn, zwanzig Jahre? Er wollte immer von einem Krokodil gefressen werden. Er war es, der mir gesagt hatte, dass ein Mensch als geheiligt und gerechtfertigt gilt, wenn er von einem Krokodil gefressen wird.»
     
    «Das ist wahr», bestätigte Paheri am Abend, als wir im Garten seines Hauses saßen und ich seit Wochen endlich wieder einwenig die Geborgenheit eines Zuhauses verspürte, selbst wenn es nicht mein eigenes war.
    «Sobekhotep wollte wirklich sein Leben als Speiseopfer des Krokodilgottes Sobek beenden. Als er geglaubt hatte, dass sein Ende nahe gekommen war, saß er Tag für Tag stundenlang am Ufer des Sees und hoffte, dass sein Wunsch in Erfüllung ging – aber vergebens! Nicht ein einziges Krokodil kam während all der Zeit, die der weise Mann hier verbracht hat, an Land, um ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Manche trieben ihren Spott mit ihm und sagten, er müsse erst etwas an Gewicht zulegen, denn kein Krokodil wolle sich an seinem Skelett verschlucken und daran ersticken. So starb Sobekhotep vor etwa fünfzehn Jahren ganz gegen seinen Willen friedlich und im Schlaf in seinem Bett.»
    Nassib sah Paheri mit den großen Augen ehrlicher, kindlicher Bewunderung an.
    Die Speisen, die Paheri für uns zubereiten ließ, waren so vielfältig und schmeckten so vorzüglich, dass ich mir sicher war, selbst Aton und mit ihm alle verbannten Götter Ägyptens wären neidisch geworden, wenn ihnen in ihrer göttlichen Erhabenheit so irdische Dinge wie Essen nicht fremd gewesen wären. Nachdem Tutanchaton zu Bett gegangen war und sich auch Ipu schon zurückgezogen hatte, blieb ich mit Paheri allein zurück und genoss noch einige Becher seines Weins, denn der Rote aus der Oase galt seit jeher als einer der besten Ägyptens.
    «Können wir bei dir Unterschlupf finden, bis sich der Zorn meiner Tochter gelegt hat?», fragte ich meinen Gastgeber, als ich mit meiner langen Erzählung, die mit dem Tod Echnatons begonnen hatte, endete.
    «Ich versichere dir auch, dass ich mich verborgen halten werde und nicht den geringsten Wert darauf lege, dass man mich als Gottesvater Eje anspricht und verehrt.»
    «Davor brauchst du keine Angst zu haben, Eje. Bei mir bist du sicher, gleich, ob als Gottesvater oder als ein Niemand. Im Übrigen spricht man hier im Fajum ganz offen darüber, dassdie Herrschaft deiner Tochter wohl nicht mehr lange dauern wird. Nimm es mir nicht übel, wenn ich so offen zu dir spreche, aber zwischen uns beiden sollten keine Geheimnisse stehen. Du sollst auch wissen, dass Sobek hier nicht nur im Verborgenen Verehrung findet und Aton wieder in die Reihe aller anderen alten Götter zurückgetreten ist.»
    Ich war erstaunt über die Worte Paheris und saß still und in mich gekehrt da.
    «Du hast dir nichts vorzuwerfen, was deine Tochter betrifft», fuhr er fort, «aber ich weiß, dass der Prinz und du eine Gefahr für sie darstellen. Deswegen könnt ihr bei mir bleiben, solange du es wünschst und solange ihr hier vor der Rache Nofretetes sicher seid.»
    Tutanchaton und ich verbrachten eine ruhige Zeit in der Oase. Alle kannten ihn nur als Nassib, und niemand erinnerte sich an die Zeit vor drei Jahren, als ich mich schon einmal mit ihm an diesem Ort aufgehalten hatte. Wir erfuhren nichts oder nur wenig von dem, was im übrigen Ägypten geschah. Vielleicht habe ich aber auch nur einfach nicht hingehört. Ich lehrte Nassib alles, was ich über die alten Götter Ägyptens wusste, und schon bald waren ihm Osiris und Isis, Seth und Amun, Sobek, Mut und Chons und alle anderen Gottheiten so vertraut, wie es bisher Aton gewesen war. Er jagte fast täglich am Ufer des Sees Enten, und Userhat, der vierzehnjährige Sohn Paheris, erfüllte ihm einen schon lange gehegten Traum: Er nahm Tutanchaton mit sich, um in der Wüste Strauße zu jagen. Dieser konnte mit Pfeil und Bogen noch nicht so gut umgehen, als dass er selbst einen Strauß hätte erlegen können. Aber als sie zurückkehrten, trug Tutanchaton ein Büschel Straußenfedern derart stolz in seinen Armen, dass man glauben mochte, er selbst hätte all die Tiere erlegt, deren Trophäen er vorzeigte. Je länger er von seinem Jagdausflug berichtete,

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