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Im Pfahlbau

Im Pfahlbau

Titel: Im Pfahlbau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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Durchmesser. An den ersten band sie lange Bastfäden, immer zwei und zwei, und zwischen jedem Paar ließ sie einen Daumenbreit Zwischenraum. Dann begann sie zu knüpfen. Jeden rechten Faden des ersten Paares verknüpfte sie mit dem linken des nächsten Fadenpaares und so weiter rundherum. Beim nächsten Umgang knüpfte sie den rechten Faden mit dem zu ihm gehörigen linken zusammen; das ergab eine Rundreihe von rautenförmigen Maschen, einen »Umgang«. Das Ergebnis war ein langes, trichterförmiges, hinten engmaschigeres Netz. Mit der Netznadel flocht sie noch Querfäden ein, die sie an die Knoten des Grundnetzes festband.
    Unten mit kleinen Steinen beschwert, oben an Schwimmhölzer gebunden, hing das Netz, reichlich mit Lockspeise versehen, vom Rande des Pfahlbaues in das Wasser hinab. Wie ein weiter Rachen, der auf Beute wartete, gähnte sein kreisrunder Eingang. Neugierig umschwammendie kleinen Elritzen das sonderbare Ding; erst wagten sich einige ganz Kecke zum Eingang, dann bis zum zweiten Reifen, und bald tummelte sich der ganze Schwarm um den Köder, und die schlanken Fischlein schwammen durch die Maschen des Netzes aus und ein, ein und aus. Es dauerte lange, bis auch die Forellen der Meinung waren, das neue Ding sei harmlos. Doch kaum war die erste ins Innere des Netzes gedrungen, als ihr zwei andere folgten. Die Elritzen stoben durch die Maschen wieder hinaus. Und Eva, die sich vor Aufregung nicht länger zurückhalten konnte, riß an der vorderen Aufhängeschnur den ersten Reifen empor, an dessen Unterseite die Schnur befestigt war, und brachte ihn so zum Umschnappen. Im nächsten Augenblick hatte sie das Netz hochgezogen, die Forellen eine nach der anderen unter den Kiemendeckeln gefaßt und durch einen Schlag auf den Kopf getötet.
    *
    Wieder einmal saßen die beiden jungen Siedler einträchtig beisammen und genossen den Feierabend. Die friedliche Stimmung ließ sie jede Andeutung vermeiden, die den Streit um die Goldkörner aufs neue hätte entfachen können.
    Peter berichtete von einem neuen Wildwechsel, den er ausfindig gemacht hatte, und versprach, Eva bald mit frischem Fleisch zu versorgen. Sie klagte darüber, daß die Arbeit am Webstuhl in seiner jetzigen Form viel zu zeitraubend sei, solange sie die Längsfäden einzeln abheben müsse. Ja, wenn sie die ersten, dritten, fünften, siebten usw. zugleich und dann die zweiten, vierten, sechsten, achten bewegen könnte und weiter, wenn diese Fäden mit den anderen einmal gleichlaufen und dann wieder sich kreuzen würden – dann, ja dann wäre ihr geholfen.
    Peter hatte sofort begriffen: »Aha, du meinst so«, sagte er, legte seine Hände mit dem unteren Teil der Handflächenaneinander, wobei er die Finger voneinander entfernte. »So entsteht das eine Fach, in dem der Querfaden zu liegen kommt.« Dann verschränkte er die Finger der Rechten in die der Linken ... »und jetzt hast du das zweite Fach. Meinst du's so?«
    Evas Züge erhellten sich. »Ja, genau so hab' ich mir's ausgedacht.«
    »Da mußt du die Fäden in zwei getrennte Rahmen spannen, die sich gegeneinander so verschieben lassen, wie ich's mit meinen Händen gemacht hab'. Weißt, dann kommen die gespannten Fäden nimmer durcheinander. Und schneller geht's auch. Ich mach' dir Tritte an die Rahmen, daß du mit den Füßen schieben kannst, dann hast du die Hände frei und kannst die Webnadel hin- und herziehen.«
    Eva strahlte. In ihrer Freude sprang sie auf, faßte ihn an den Schultern, rüttelte ihn. »Ja, so geht's, so muß es gehen!« rief sie und drückte einen herzhaften Kuß auf seine Lippen. Aber Peter, der schon wieder seine Arbeit im Kopf hatte, fuhr hoch: »Herrgott, jetzt ist mir am End' gar mein Feuer auf der Moorleiten ausgegangen!« Und schon eilte er in langen Sätzen davon.
    Eva seufzte. Daß man mit ihm nie richtig schwatzen, ihn nie um Rat fragen und ein bißchen Lob ernten konnte! IhreStunden waren von früh bis spät mit Arbeit ausgefüllt, und was das Leben schön macht, das Feiern und Überdenken des Tagewerks mit einem Lebensgefährten, das fehlte ihr. Sie war einsam.
    Eine Hoffnung aber blieb ihr: Einmal mußte Peter fertig werden mit der Tonbrennerei ... ja, aber würde er dann nicht gleich einer neuen Erfindung auf der Spur sein? Und die Jagd und der Fischfang? Alles was recht ist, dachte sie, gesorgt hat er immer für mich, hat die kalte Höhle bewohnbar gemacht, hat die Sintflut überwunden...
Sie
konnte bei schlechtem Wetter daheimbleiben,
er
mußte hinaus. Und

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