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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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«
    »Nein.« Eve wischte sich die Hände an einem Hand-
    tuch ab. »Ich sehe mir die Fotos nie an, bevor ich die Arbeit beendet habe. Ich will mich nicht beeinflussen lassen.«
    Er betrachtete den Schädel. »Keiner der Jungen hat damit Ähnlichkeit. Mit diesen kleinen Streifen überall sieht er eher aus wie ein Folteropfer der spanischen In-quisition. Wozu dienen die?«
    »Das sind Markierungen der Weichteildicke. Ich vermesse den Schädel, schneide jedes Stäbchen auf die entsprechende Länge und klebe es dann auf einen genau bezeichneten Punkt des Schädels. Es gibt mehr als zwanzig Punkte, deren Weichteildicke bekannt ist.«
    »Und dann? «
    »Dann nehme ich Plastilinstreifen und trage sie zwischen den Markierungen auf, bis die entsprechende Weichteildicke erreicht ist. Danach kommt das Glätten und Auffüllen. «
    »Unglaublich, dass man allein aufgrund von Mes-
    sungen so exakte Ergebnisse erzielen kann.«
    »Die Vermessung ist nur ein Teil. Den Rest müssen Geschicklichkeit und Intuition übernehmen. «
    Er lächelte. » Da habe ich keinen Zweifel. « Er drehte sich zu ihr um. »Haben Sie noch einen Anruf
    erhalten?«
    »Nein. «
    Er ließ den Blick durch die Hütte schweifen. »Wo ist Quinn? «
    »Irgendwo draußen.«
    »Er soll Sie - doch nicht allein lassen.«
    »In den letzten vierundzwanzig Stunden hat er mich keine fünf Minuten allein gelassen. Ich habe ihn
    weggeschickt, er soll sich die Beine vertreten. «
    »Er hätte nicht auf Sie hören dürfen. Es ist nicht ...«
    »Wo ist Charlie?«, unterbrach sie ihn. »Joe versucht seit gestern Abend, ihn zu erreichen. Er hat in
    Talladega angerufen und man sagte ihm, dass Charlie schon weg sei, aber hier ist er bisher nicht
    aufgetaucht.«
    »Tut mir Leid, wenn Sie sich Sorgen gemacht haben.
    Ich wusste, dass Quinn auf Sie aufpasst, außerdem fährt ein Wagen in der Gegend Streife. Ich habe
    Charlie nach Quantico geschickt, um über Talladega Bericht zu erstatten. Er wird heute Abend hier
    eintreffen.«
    »Ich war zu beschäftigt, um mir Sorgen zu machen.
    Aber Joe war reichlich nervös. Ich hätte gedacht, Sie würden selbst Bericht erstatten.«
    »Es hat seine Vorteile, schon länger dabei zu sein.
    Wenn es eben geht, spare ich mir die Fahrt nach
    Quantico. Ich bin lieber an der Front.« Er lächelte.
    »Und Quinn macht seinen Job in der Regel sehr gut.
    Die Firma hat es sehr bedauert, ihn zu verlieren.« Sein Blick wanderte wieder zu dem Schädel. »Wie lange
    werden Sie noch brauchen? «
    »Vielleicht bis morgen. Ich weiß es nicht genau.«
    »Sie sehen erschöpft aus.«
    »Mir geht's gut.« Sie nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Meine Augen brennen. Das ist immer das Schlimmste daran. «
    »Vor morgen ist also nicht mit dem Ergebnis zu
    rechnen? «
    Sie sah ihn überrascht an. »Woher die Eile? Gestern musste ich Sie erst lang und breit überreden, mich die Rekonstruktion machen zu lassen. «
    »Ich möchte es wissen. Wenn es John Devon ist, habe ich wenigstens einen Anhaltspunkt. Bisher habe ich gar nichts.« Er schwieg eine Weile. »Die ganze Sache stinkt zum Himmel«, murmelte er, »und ich habe so ein Gefühl ... «
    Sie lächelte. »Ihr >gespenstischer< Profiler-Instinkt?«
    »Hin und wieder beschleichen mich gewisse Ahnun-
    gen. Da ist nichts Gespenstisches dran. «
    »Da haben Sie Recht.«
    Er trat ans Fenster und blickte hinaus. »Ich bin beunruhigt, was diesen Mörder betrifft. Die Leichen sind vor Jahren vergraben worden und schon damals war
    er äußerst vorsichtig. Was treibt er seitdem? War er schon vor Talladega aktiv? Wie lange geht das jetzt schon? «
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mich schon oft gefragt, was aus Mördern wird, wenn man sie lange Zeit gewähren lässt. Ändern sie sich? Wie viele Morde muss einer begehen, um
    sich von einem Monster zu einem Supermonster zu
    entwickeln? «
    »Supermonster? Klingt nach einem Comic.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie ihn amüsant finden, wenn Sie ihm erst gegenüberstehen. «
    »Sie denken, dass ein Mörder mit der Zeit cleverer wird? «
    » Cleverer, erfahrener, überheblicher, grausamer und gefühlloser. «
    »Hatten Sie je mit so einem Supermonster zu tun?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Er sah sie an. »Aber nimmt so ein Supermonster nicht irgendwann die Farbe
    seiner Umgebung an? Sie begegnen ihm auf der
    Straße und schöpfen nicht den geringsten Verdacht.
    Wenn Bundy hätte weitermorden können, wäre er
    vielleicht ein Supermonster geworden. Er hatte das Zeug dazu,

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