Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
erinnern, wo er gelebt hatte. Und er erinnerte sich. Mit weiten Schritten ging er, rannte fast und verließ den Innenbereich der Stadt. Er stieg auf einen Hügel und blickte auf eine grüne Ebene. Vereinzelt lagen dort Katen, kleine Häuser und Hütten. Menschen oder Halblinge, die sich dem Trubel der Stadt entzogen hatten. Eines dieser Häuser aus Holz gehörte Darius, gehörte ihm , dem Dämon!
Doch welches war es?
Der Dämon versuchte, seine menschliche Existenz mit der dämonischen zu verflechten. Was hatte Symbylle gesagt? In jedem Menschen lebe ein Dämon? War er weniger außergewöhnlich als er dachte? Zeigte sich bei ihm das dämonische nur anders, als bei anderen Menschen? Nein! Das konnte nicht sein.
Nein!
NEIN!!!
Er ging auf die Ebene und endlich erkannte er das Haus. Jenes Haus, welches er gebaut hatte. Als er noch ein Anwalt gewesen war und versucht hatte, harmlose Bürger vor dem Inquister zu retten. Er war stets stolz darauf gewesen, sich nicht verraten oder verkauft zu haben.
Und Elvira hatte er vor dem sicher scheinenden Tod gerettet. Sie war angeklagt worden, eine Hexe zu sein. Von einer Freundin, der sie für eine kurze Zeit einen Mann ausgespannt hatte. Eine typische Rache. Darius hatte sie freigekämpft und sich sein Honorar in Form eines Kusses geben lassen. Er hatte Elvira vom ersten Augenblick an geliebt und nie an ihrer Unschuld gezweifelt. Sie hatten sich vermählt und Riousa war auf die Welt gekommen. Ein hübsches Mädchen, welches Darius über alles liebte.
Während er und seine Tochter an den Ufern des Singól spielten, verwandelte er sich das erste Mal. Dabei kam Riousa um. Elvira war voller Hass gewesen und hatte alles getan, damit Darius verurteilt wurde. Sie selbst hatte den Henker vertreten.
Während der Dämon nachdachte, was in seinem behäbig arbeitenden Gehirn zu Schmerzen führte, fiel die lederartige Haut von ihm ab, richteten sich Knochen, verschoben sich Gelenke, brachen Wirbel, veränderte sich seine Hautfarbe, Haare wuchsen in Windeseile und er schrumpfte. Er wurde wieder der, dem dieses Haus gehörte.
Darius Darken!
Die Tür öffnete sich und Elvira trat nach draußen.
12. Kapitel (Agaldir)
Der Tag der Prüfung war gekommen. Sowohl Claudel als auch Agaldir hatten ihre Lektionen in Bannzaubern, Transmutation, Verzauberung, Illusion und der Hervorrufung gelernt, hatten ihre magischen Techniken trainiert, Angriffs- und Verteidigungstaktiken studiert und sich mit den Stärken und Schwächen möglicher Gegner vertraut gemacht. Doch die Aufgabe, die sie erhielten, verlangte etwas, daß wohl keiner der beiden erwartet hatte.
»Um also das Recht auf eine Anwartschaft eines Magisters zu bestätigen und eure Befähigung zu beweisen diesen Titel würdig auszufüllen, wird euch unter Einschränkung des Bewegungsraumes auf das äußere Handelsviertel der Stadt ein zufällig gewählter Schatten der obersten Klasse beschworen, den ihr gemeinsam zu stellen und zurück in seine Welt zu schicken habt.«
Nachdem der Vorsitzende des Rates seine Worte hatte wirken lassen, hob er abwartend eine Braue, rückte seine Zwickelbrille zurecht und blickte auf die beiden Prüflinge. »Gibt es dazu Fragen?«
»Ihr zerrt einen Dämon aus Unterwelt nach Dandoria und wollt, daß wir ihn wieder einfangen«, fasste Agaldir die Aufgabe für sich zusammen und stutzte am Ende seines eigenen Satzes, so wie auch Claudel sich neben ihm in einem plötzlichen Hustenanfall ergab.
»Gemeinsam?«, wiederholte der schließlich stockend.
»Gemeinsam!«, bestätigte Vaadh von der Seite mit einem unverkennbar amüsierten Lächeln auf den Lippen.
Agaldir schnaubte, drehte sich nur langsam seinem ewigen Widersacher zu, blickte ihn aus zusammengekniffenen Augen an und schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Wäre es nicht viel einfacher zu vergleichen, würde man jedem von uns einen Dämon zu jagen geben?«
»Es wäre das doppelte Risiko, würde doppelt so viel Zeit brauchen und uns nichts anderes zeigen, was wir nicht auch im gemeinsamen Kampf sehen können«, erwiderte der Magistrat trocken.
Claudel nickte zustimmend. »Wie sollen wir vorgehen?«
Seit über drei Stunden jagten sie dem Dämon hinterher und hatten nichts außer einem flüchtigen Blick auf seinen Schatten werfen können.
»Er ist verdammt noch mal schnell!«, rief Agaldir mit einem Blick über die Schulter zu Claudel.
»Auch ein Dämon kommt irgendwann aus der Puste. Wir müssen ihn nur zum richtigen
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