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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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– schnappt nach ihnen und bellt sie an. Und wedelt dabei wie verrückt.«
    »Schöne Hündin. Sie hat ziemlich viel Collieblut, nicht?«
    Bridget nickte nachdrücklich. »Sie haben 'n gutes Auge, Guvnor. Viele Leute meinen, Fluffy wär reinrassig. Ihr Vater war 'n ganz Feiner. Erste Zucht. Sein Besitzer fluchte sich die halbe Lunge aus dem Leib, als er davon hörte, daß sein Lordweiß-ich-was fremdgegangen war. Fluffys Mutter war so 'ne Wald- und Wiesenmischung, aber die Welpen haben nicht viel von ihr mitgekriegt. Und wenn ich so Ihren Hund da anschau mit diesem dicken Pelz ...«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, daß ich keine Papiere für ihn habe, Bridget –«
Sein Blick erstarrte und hängte sich an etwas, das er über ihre Schulter durch das Fenster sah. Er wurde bleich, und eine kleine Ader begann an seiner linken Schläfe zu klopfen. Seine Kaumuskeln traten hervor. Bridget drehte sich um, aber sie bemerkte nur die selbst bei diesem trüben Wetter eindrucksvolle Fassade des »Bonny Prince Charly«. Wie immer parkten ein paar Wagen davor.
»Wann können wir sie dann zusammenbringen, Guvnor?« Sie mußte seinen Arm leicht schütteln, bevor sein erstarrter Blick zu ihr zurückkam.
»Entschuldigung?« Er sah sie kurz an, lächelte halbherzig, und dann flog sein Blick wieder davon.
»Fluffy. Und – wie nennen Sie ihn eigentlich?«
»?«
»Den Hund!« Bridget verlor allmählich die Geduld. Beim heiligen Andreas, was stimmte auf einmal nicht mit dem Mann? »Ihr Hund!«
»Mein – oh ... Wolf.« Der Hund ließ seinen Kakao stehen und kam zu ihm, richtete sich auf die Hinterbeine, um ihn auf seinem hohen Barhocker erreichen zu können. Seine Geste fragte, wie er helfen konnte.
»Schöner Hund«, sagte Bridget wieder. »Es ist, als ob er mit seinem Gesicht spricht.«
Eric starrte wieder aus dem Fenster. Er wirkte wie hypnotisiert. Sie sagte, als spreche sie zu einem geistig Unterbelichteten: »Wann – können – wir – sie – dann – zusammenbringen?« Erleichtert stellte sie fest, daß er sie endlich verstehend ansah.
»Ich meine, es schert mich einen Deibel, ob er Papiere hat
– er is groß und kräftig, überhaupt ein Bild von einem Schäferhund, und ich hätt ihn gern für meine Fluffy.«
»Ja, natürlich. Wann immer es Ihnen recht ist, Bridget. Heute Abend?«
»Heute Abend schon? Gee, das war fein! Ich bin noch bis vier Uhr hier. Könnten Sie's danach einrichten? Warten Sie, ich schreib Ihnen die Adresse auf.« Der Stift kratzte eilig über den Bierdeckel. Ein neuer Gedanke kam ihr, während sie schrieb: »Wieviel wollen Sie eigentlich dafür haben?«
Er sah schon wieder aus dem Fenster, immer noch so angespannt. Was gab's da draußen bloß so zu starren?
»Na, Decktaxe, so nennt man das ja wohl.«
»Rechnen Sie doch gleich mal zusammen, was Sie von mir bekommen. Ich muß jetzt weiter.«
»Guvnor, haben Sie mir nicht zugehört? Decktaxe.«
»Hm? Oh. Nay. Vergessen Sie das.«
»Dann trinken Sie wenigstens noch einen. Aufs Haus. Einen Whisky – gegen die Kälte. Und wegen Fluffy.«
»Nicht nötig. Vergessen Sie die Decktaxe.« Er schüttelte den Kopf, steckte den Pappdeckel mit ihrer Adresse geistesabwesend in seine Brieftasche, ließ sein Wechselgeld auf der Theke liegen, ohne ihren Ruf zu beachten, und war verschwunden. Kopfschüttelnd fegte sie mit der Hand die Münzen vom Tresen und verwahrte sie mit einem Notizzettel in der Kasse. So zerstreut hatte sie ihn noch nie erlebt.
    Er nagte unschlüssig an der Unterlippe, blickte zwischen seinem Morris und dem Prince Charly hin und her. »Was soll ich bloß machen, Junge?« fragte er schließlich Wolf. Der setzte sich auf die Hinterkeulen und gähnte verlegen. »Du weißt es auch nicht. Hast ja recht. Ist meine Entscheidung.« – Mit einem Gefühl, daß er es sich nie würde verzeihen können, wenn er jetzt einfach weiterfahren würde, setzte sich Eric in Bewegung. Wie zufällig strich seine Hand im Vorübergehen über den feuchtigkeitsübersprühten dunkelblauen Metalliclack des Wagens, der seine Aufmerksamkeit in der Gaststube des Swordfish auf sich gezogen hatte.
    Was hatte Elaine im Prince Charly zu tun? Wie würde sie ihn ansehen, wenn er jetzt so unvermutet vor ihr auftauchte?
– Ich habe jedes Recht der Welt, erklärte er seiner Unsicherheit, ihr einfach nur guten Tag zu sagen. Wir sind wie Freunde auseinandergegangen. Ich weiß, daß ich mir nichts erhoffen darf. Aber ich würde sie so sehr gern wieder sehen!
    Würden die da drin ihn in seiner

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