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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Lennox
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den Vorstoß in die Gegenwart. Alp de Montez, Alp d’Estella und Alp d’Azuri, diese drei der vier vor Jahrhunderten gegründeten Kleinstaaten, die von Generationen gieriger Herrscher heruntergewirtschaftet worden waren, haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Ihre Fürsten hatten ein Einsehen, setzten sich für demokratische Verhältnisse ein und begnügen sich mit der Funktion des Staatsoberhauptes. Seitdem blüht die Wirtschaft, Touristen besuchen die Länder, Wohlstand verbreitet sich. Die Einwohner von Alp de Ciel schauen nun auf ihre Nachbarn und fragen sich, warum sich hier nichts verändert.“
    „Ich würde einem Fortschritt bestimmt nicht im Weg stehen.“ Rafael klang nervös.
    „Du weißt, dass private Initiativen nicht ausreichen würden“, sagte seine Mutter. „Das Land braucht Verfassungsreformen, die Zuverlässigkeit und das Engagement eines hart arbeitenden amtierenden Staatsoberhauptes. Falls ihr es immer noch nicht begriffen habt: Das Land braucht euch beide.“
    „Mich nicht“, protestierte Kelly.
    „Mich auch nicht“, sagte Rafael.
    „Ihr sprecht und verhaltet euch wie Kass.“
    „Mutter, ich bin nur hier, weil Kelly mich unter Druck gesetzt hat. Ich will mir nicht auch das noch alles aufladen.“
    Trotz seiner abweisenden Worte spürte Kelly Rafaels innere Bereitschaft, sich den Pflichten zu stellen. Wollte er nicht heute noch die Delegation empfangen? Nicht nur, weil sie ihn genötigt hatte, war er bereit, in diesem Land zu leben.
    Er war aus anderem Holz geschnitzt als Kass.
    „Ich bin nur wegen meines Sohnes zurückgekehrt“, sagte Kelly leise.
    „Und Sie glauben, sich aus allem heraushalten zu können?“, fragte Laura. „Sie sind doch Historikerin. Schon die kleinste Recherche kann bestätigen, wie berechtigt meine Erwartungen an euch sind.“
    „Was erwarten Sie denn von mir?“
    „Dass Sie Rafael bei seinen Regierungsgeschäften unterstützen, dass ihr euch die Verantwortung teilt.“
    Kelly schaute Laura entsetzt an.
    „Was dein Vater von dir erwartet hätte, weißt du, Rafael. Er bedauerte zutiefst, was sein Vater und später sein Bruder diesem Land angetan haben.“
    „Und ich bedauere zutiefst, was man meinem Vater angetan hat.“
    „Das Land kann nichts dafür, mein Sohn. Es kann auch nichts dafür, was Kass dir angetan hat.“
    Laura ließ sich von der niedrigen Mauer gleiten. „Recherchieren Sie, Kelly. Denkt beide in Ruhe über alles nach. Und überlegt bitte, was ihr gemeinsam erreichen könntet.“ Schon war sie durch die Gartenpforte verschwunden.
    Kelly bedauerte sofort, dass sie überhaupt mitgekommen war. Denn nun musste sie mit Rafael allein den Rückweg antreten. Er machte sie nervös. Schweigsam ging er neben ihr her. Obwohl sie mit Lauras Worten beschäftigt war, spürte sie Rafaels Gegenwart überdeutlich.
    Langsam gingen sie am Wald entlang zurück zum Schloss. Die noch warme Luft duftete verführerisch, und wieder erfüllte Vogelgesang die Luft.
    „Ist das eine Nachtigall?“, fragte Kelly.
    Rafael blieb stehen, lauschte und nickte dann. „Ja, sie ist hier verbreitet.“
    „Wirklich?“
    „Ihr Gesang gehört zum Märchenhaften dieser Gegend. Dieses Märchenhafte an Alp de Ciel steigt manchem zu Kopfe. Paradeuniformen, Zierdegen, diese ganze Pracht aus alten Zeiten. Für mich ist das alles nur Heuchelei. Ich bin Realist und Spielzeugerfinder.“
    „Ich kann Heuchelei auch nicht ausstehen.“
    Rafael seufzte. „So einfach dürfen Sie es sich auch wieder nicht machen. Ihr Sohn wird einmal Herrscher über dieses Land sein.“
    „Noch ist er ein kleiner Junge. Die Verantwortung kann er erst in zwanzig Jahren übernehmen.“
    „Womit Sie mir den Schwarzen Peter zuschieben.“
    „Genau.“
    Rafael blieb stehen und schaute sie an. „Ein bisschen Mitgefühl von Ihnen vermisse ich schon. Wenn ich Ihnen Matty nicht gebracht hätte, wäre ich in einer besseren Lage.“
    „Stimmt. Aber Prinzregent wären Sie trotzdem.“
    „Wenigstens zur Krönungsfeier könnten Sie doch …“
    „Ich werde dabei sein. Als Zuschauerin, abseits in irgendeiner Ecke.“
    „Sie sehen lächerlich aus in diesen unförmigen Sweatshirts“, sagte er unvermittelt.
    „Wie bitte?“ Kelly glaubte, nicht recht gehört zu haben.
    „Kleider mit Reifröcken stehen Ihnen viel besser.“
    „Es gibt keinen Grund mehr, sie zu tragen. Aber Sie haben Gründe, Ihre Paradeuniform zu tragen.“
    „Kelly, helfen Sie mir!“
    „Wobei?“
    „Gemeinsam wäre es zu schaffen.

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