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Im Tal der bittersüßen Träume

Im Tal der bittersüßen Träume

Titel: Im Tal der bittersüßen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Paddy blieb sitzen und schlug die Beine übereinander. Worte, dachte er. Er glaubt noch, dieses Chaos mit Worten zu entwirren! Es gibt nur eine Alternative: Entweder Högli und Pater Felix – oder wir. Hier geht es um Vernichtung, nicht um Verniedlichung. Meskalin ist eine Tatsache, man kann sie nicht zerreden.
    »Seien Sie kein Narr, Lagarto!« rief Paddy, als Lagarto die Verandatür erreicht hatte. »Sie können den Indios nicht klarmachen, daß Sie nicht Haverstons Nachfolger sind. Sie kämen zu gar keiner Erklärung. Aber wenn Sie Ihre Tochter sprechen wollen – ich stelle die Verbindung zum Tal wieder her.«
    Lagarto kam zurück. Seine hohe, hagere Gestalt war jetzt etwas verkrümmt, nach vorn gezogen, wie mit einer Zentnerlast beladen. »Tun Sie das, Paddy –«, sagte er leise. »Ich werde meiner Tochter versprechen, den Handel mit Ihnen aufzugeben.«
    »Sie kapitulieren?« schrie Paddy.
    »Ich will meine Tochter wiederhaben!« brüllte Lagarto zurück.
    »Eine Mrs. Högli!«
    »Das ist nur ein Name!«
    »Sie Spinner! Das ist eine Weltanschauung! Wo leben Sie eigentlich? Sie residieren in Ihrem weißen Schloß in El Paso, verhökern Rauschgift per Telefon, als seien es Orangenkisten, kassieren Unmengen von Dollars und verschwenden nicht einen Gedanken daran, daß das ein dreckiges Geschäft ist. Im Gegenteil: Sie bleiben der große Gentleman, unberührt in seinen Marmormauern von allem, was draußen passiert. Und wenn es plötzlich kracht, gucken Sie in die Gegend wie ein unschuldiges Kind, das eine Ohrfeige eingefangen hat und nicht weiß, wofür. Lagarto – Sie sind ein so großer Schuft wie ich! Damit müssen wir leben!«
    »Wann kann ich Evita sprechen?« fragte Lagarto steif. Sein aristokratisches Gesicht, eine männliche Version von Evitas berückender Schönheit, war bleich, als würde es nicht mehr durchblutet.
    »In einer halben Stunde. Ich gebe den Auftrag, die Leitung zum Dorf wieder anzuklemmen.« Paddy stand auf und ging zu einem Kurzwellensender, der ihn mit den verschiedenen Wachen an der Straße verband. Er nahm das Mikrofon, drückte Tasten und pustete in die Membrane. Irgendwo in den Bergen leuchtete jetzt an einem Gegengerät ein rotes Lämpchen auf, ertönte ein leiser Summerton. »Ich rate Ihnen: Trinken Sie vorher ein paar Kognaks. Lagarto, Töchter können ihre Väter gründlich zerstören … Ich spüre es am eigenen Leib, und dabei ist es nur eine Pflegetochter.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, wie vorausgesagt, bis die Verbindung mit Santa Magdalena zustande kam. Paddy hatte sich bei den Wachen erkundigt: Die Hochzeitsfeier dauerte an, man briet zwei Hammel am Spieß, tanzte um die Feuer und trank eine Mischung aus Wasser, Kakteenschnaps und Hammelblut. Für jeden einen Becher voll, zu mehr reichte es nicht. Aber selbst das war für Paddy ein Rätsel. Wo kam das Wasser her? Jeder einen Becher – das waren knapp gerechnet zweihundert Liter. So viel gab der Hospitalbrunnen nicht mehr her.
    Sie haben immer wieder neue Tricks, dachte er. Nur meine Capatazos können das Wasser mitgeschleppt haben. In Lederbeuteln. Ich habe nicht daran gedacht, ihre Sättel zu kontrollieren, als sie abritten. Und die Weiber können unter ihren langen, weiten Röcken eine Menge Flaschen verstecken.
    Am Telefon war ein Meßdiener, den Paddy anraunzte. Dann meldete sich Pater Felix und fragte: »Warum sind Sie nicht gekommen, Paddy? Es ist ein schönes Fest. Lauter glückliche Menschen. Wenn Sie jetzt noch kämen mit ein paar Fässern Wasser … die Indios würden Ihnen die Stiefel küssen.«
    »Holen Sie Miß Lagarto ans Telefon, Pfaffe!« knurrte Paddy und knirschte mit den Zähnen.
    »Sie meinen Mrs. Högli?«
    »Diese Heirat ist ein Witz! Überall auf der Welt gilt nur die standesamtliche Trauung. Aber ihr Priester traut ja auch Regenwürmer, wenn sie sich nur taufen lassen!«
    Paddy tat es gut, so zu reden. Aber Pater Felix aus der Ruhe zu bringen, dazu gehörte mehr. Er lachte nur.
    »Wollen Sie Mrs. Högli gratulieren, Paddy?« fragte er.
    »Ja, das auch. Ich habe sogar ein Hochzeitsgeschenk für sie.«
    »Der neue Henker, der bei Ihnen eingetroffen ist?«
    »Henker ist gut.« Paddys Stimme gluckste. »Das wissen Sie also schon?«
    »Eher als Sie. Also keine Neuigkeit für Mrs. Högli, Paddy.«
    »Trotzdem. Holen Sie die Dame ans Telefon!«
    Es dauerte wieder ein paar Minuten, bis eine andere Stimme sich meldete. Englisch mit Schweizer Zungenschlag. Lagarto trank seinen dritten Kognak; seine Hände

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